Ueberhaupt wurde es jetzt immer merklicher,II. daß wegen des Rechts der Erstgebuhrt, zu dessen Einführung die meisten Häuser sich nach und nach bequemten, kein beträchtliches reichsständisches Haus sich weiter in mehrere regierende Linien ver- theilte, wohl aber Länder erloschener Linien den überlebenden desto häufiger zu gute kamen. So waren also nicht nur im Hause Pfalz die Linien von Simmern und Veldenz nunmehr erloschen, son- dern auch im Hause Sachsen wurde die Altenbur- gische Linie, welche 1672. Apr. 14. erlosch, mit der Gothaischen, und die Jenaische Linie, die 1690. Nov. 4. ausgieng, mit der von Weimar und Eisenach vereiniget.
Auch im Hause Mecklenburg erlosch mit demIII. letzten Herzoge Gustav Adolf von Güstrow (+ 1695. Oct. 26.) dessen bisherige Linie. Darüber entstand aber ein Successionsstreit zwischen dem damaligen Herzoge Friedrich Wilhelm von Meck- lenburg-Schwerin, und dem Herzog Adolf Frie- drich dem II. von Mecklenburg-Strelitz. Jener wollte den Anfall bloß nach dem Rechte der Erst- gebuhrt sich alleine zueignen. Letzterer hatte die Nähe des Grades für sich, und behauptete, daß nach dem väterlichen Testamente dieser Anfall we- nigstens gleich getheilet werden müßte. Dieser Streit wäre bald in weit größere Unruhen ausge- brochen, da zwischen dem kaiserlichen Hofe und den Höfen zu Stockholm und Berlin es beynahe zum öffentlichen Bruche darüber gekommen wäre.
Der Kaiser hatte seinem Gesandten im Nieder-IV. sächsischen Kreise, dem Grafen von Eck, aufge-
tra-
7) Succeſſionsfaͤlle 1685-1697.
Ueberhaupt wurde es jetzt immer merklicher,II. daß wegen des Rechts der Erſtgebuhrt, zu deſſen Einfuͤhrung die meiſten Haͤuſer ſich nach und nach bequemten, kein betraͤchtliches reichsſtaͤndiſches Haus ſich weiter in mehrere regierende Linien ver- theilte, wohl aber Laͤnder erloſchener Linien den uͤberlebenden deſto haͤufiger zu gute kamen. So waren alſo nicht nur im Hauſe Pfalz die Linien von Simmern und Veldenz nunmehr erloſchen, ſon- dern auch im Hauſe Sachſen wurde die Altenbur- giſche Linie, welche 1672. Apr. 14. erloſch, mit der Gothaiſchen, und die Jenaiſche Linie, die 1690. Nov. 4. ausgieng, mit der von Weimar und Eiſenach vereiniget.
Auch im Hauſe Mecklenburg erloſch mit demIII. letzten Herzoge Guſtav Adolf von Guͤſtrow († 1695. Oct. 26.) deſſen bisherige Linie. Daruͤber entſtand aber ein Succeſſionsſtreit zwiſchen dem damaligen Herzoge Friedrich Wilhelm von Meck- lenburg-Schwerin, und dem Herzog Adolf Frie- drich dem II. von Mecklenburg-Strelitz. Jener wollte den Anfall bloß nach dem Rechte der Erſt- gebuhrt ſich alleine zueignen. Letzterer hatte die Naͤhe des Grades fuͤr ſich, und behauptete, daß nach dem vaͤterlichen Teſtamente dieſer Anfall we- nigſtens gleich getheilet werden muͤßte. Dieſer Streit waͤre bald in weit groͤßere Unruhen ausge- brochen, da zwiſchen dem kaiſerlichen Hofe und den Hoͤfen zu Stockholm und Berlin es beynahe zum oͤffentlichen Bruche daruͤber gekommen waͤre.
Der Kaiſer hatte ſeinem Geſandten im Nieder-IV. ſaͤchſiſchen Kreiſe, dem Grafen von Eck, aufge-
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7) Succeſſionsfaͤlle 1685-1697.
Ueberhaupt wurde es jetzt immer merklicher,
daß wegen des Rechts der Erſtgebuhrt, zu deſſen
Einfuͤhrung die meiſten Haͤuſer ſich nach und nach
bequemten, kein betraͤchtliches reichsſtaͤndiſches
Haus ſich weiter in mehrere regierende Linien ver-
theilte, wohl aber Laͤnder erloſchener Linien den
uͤberlebenden deſto haͤufiger zu gute kamen. So
waren alſo nicht nur im Hauſe Pfalz die Linien von
Simmern und Veldenz nunmehr erloſchen, ſon-
dern auch im Hauſe Sachſen wurde die Altenbur-
giſche Linie, welche 1672. Apr. 14. erloſch, mit
der Gothaiſchen, und die Jenaiſche Linie, die
1690. Nov. 4. ausgieng, mit der von Weimar
und Eiſenach vereiniget.
II.
Auch im Hauſe Mecklenburg erloſch mit dem
letzten Herzoge Guſtav Adolf von Guͤſtrow (†
1695. Oct. 26.) deſſen bisherige Linie. Daruͤber
entſtand aber ein Succeſſionsſtreit zwiſchen dem
damaligen Herzoge Friedrich Wilhelm von Meck-
lenburg-Schwerin, und dem Herzog Adolf Frie-
drich dem II. von Mecklenburg-Strelitz. Jener
wollte den Anfall bloß nach dem Rechte der Erſt-
gebuhrt ſich alleine zueignen. Letzterer hatte die
Naͤhe des Grades fuͤr ſich, und behauptete, daß
nach dem vaͤterlichen Teſtamente dieſer Anfall we-
nigſtens gleich getheilet werden muͤßte. Dieſer
Streit waͤre bald in weit groͤßere Unruhen ausge-
brochen, da zwiſchen dem kaiſerlichen Hofe und
den Hoͤfen zu Stockholm und Berlin es beynahe
zum oͤffentlichen Bruche daruͤber gekommen waͤre.
III.
Der Kaiſer hatte ſeinem Geſandten im Nieder-
ſaͤchſiſchen Kreiſe, dem Grafen von Eck, aufge-
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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/361>, abgerufen am 25.11.2024.
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