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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786.

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IX. Leop. u. Joseph I. 1657-1711.
tragen, in Gefolg eines Reichshofrathserkennt-
nisses den Herzog von Schwerin in Besitz zu setzen.
Sowohl die Höfe zu Stockholm und Berlin, als
das Hans Braunschweig hielten das für einen Ein-
griff in das Executionsrecht, das ihnen als kreis-
ausschreibenden Fürsten in Niedersachsen alleine
zukäme. Sie ließen also den Herzog Friedrich
Wilhelm mit gewaffneter Hand wieder aus dem
Besitze von Güstrow setzen. Selbst den Grafen von
Eck ließ der Schwedische Oberstlieutenant von Klin-
kenstroem durch ein Paar Grenadiere mit Gewalt
auf einem Stuhle aus dem Schlosse zu Güstrow
heraustragen. Darüber wurde den Gesandten ge-
dachter Höfe zu Wien schon der Zutritt an Hof un-
tersaget. Doch dieser Unwille ward noch dadurch
beygelegt, da durch eigene Schreiben an den Kai-
ser die Thätlichkeit damit entschuldiget wurde, daß
sie ohne Befehl der Höfe geschehen sey.


V.

Der Successionsstreit wurde hernach zwischen
den beiden Mecklenburgischen Häusern Schwerin
und Strelitz (1701. März 8.) dahin verglichen,
daß der Herzog von Strelitz sich zwar des Anspruchs
auf Güstrow begab, dagegen aber das Fürsten-
thum Ratzeburg nebst Sitz und Stimme auf Reichs-
und Kreistagen erhielt, wie auch den Stargardi-
schen District, und die Commenden Mirow und
Nemerow, auch sonst noch jährlich 9000. Rthlr.
aus dem Zolle zu Boizenburg. Das Recht der
Erstgebuhrt ward aber auch bey dieser Gelegenheit
sowohl für die Schwerinische als Strelitzische Linie
von neuem bestätiget.


Noch

IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711.
tragen, in Gefolg eines Reichshofrathserkennt-
niſſes den Herzog von Schwerin in Beſitz zu ſetzen.
Sowohl die Hoͤfe zu Stockholm und Berlin, als
das Hans Braunſchweig hielten das fuͤr einen Ein-
griff in das Executionsrecht, das ihnen als kreis-
ausſchreibenden Fuͤrſten in Niederſachſen alleine
zukaͤme. Sie ließen alſo den Herzog Friedrich
Wilhelm mit gewaffneter Hand wieder aus dem
Beſitze von Guͤſtrow ſetzen. Selbſt den Grafen von
Eck ließ der Schwediſche Oberſtlieutenant von Klin-
kenſtroem durch ein Paar Grenadiere mit Gewalt
auf einem Stuhle aus dem Schloſſe zu Guͤſtrow
heraustragen. Daruͤber wurde den Geſandten ge-
dachter Hoͤfe zu Wien ſchon der Zutritt an Hof un-
terſaget. Doch dieſer Unwille ward noch dadurch
beygelegt, da durch eigene Schreiben an den Kai-
ſer die Thaͤtlichkeit damit entſchuldiget wurde, daß
ſie ohne Befehl der Hoͤfe geſchehen ſey.


V.

Der Succeſſionsſtreit wurde hernach zwiſchen
den beiden Mecklenburgiſchen Haͤuſern Schwerin
und Strelitz (1701. Maͤrz 8.) dahin verglichen,
daß der Herzog von Strelitz ſich zwar des Anſpruchs
auf Guͤſtrow begab, dagegen aber das Fuͤrſten-
thum Ratzeburg nebſt Sitz und Stimme auf Reichs-
und Kreistagen erhielt, wie auch den Stargardi-
ſchen Diſtrict, und die Commenden Mirow und
Nemerow, auch ſonſt noch jaͤhrlich 9000. Rthlr.
aus dem Zolle zu Boizenburg. Das Recht der
Erſtgebuhrt ward aber auch bey dieſer Gelegenheit
ſowohl fuͤr die Schweriniſche als Strelitziſche Linie
von neuem beſtaͤtiget.


Noch
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[320/0362] IX. Leop. u. Joſeph I. 1657-1711. tragen, in Gefolg eines Reichshofrathserkennt- niſſes den Herzog von Schwerin in Beſitz zu ſetzen. Sowohl die Hoͤfe zu Stockholm und Berlin, als das Hans Braunſchweig hielten das fuͤr einen Ein- griff in das Executionsrecht, das ihnen als kreis- ausſchreibenden Fuͤrſten in Niederſachſen alleine zukaͤme. Sie ließen alſo den Herzog Friedrich Wilhelm mit gewaffneter Hand wieder aus dem Beſitze von Guͤſtrow ſetzen. Selbſt den Grafen von Eck ließ der Schwediſche Oberſtlieutenant von Klin- kenſtroem durch ein Paar Grenadiere mit Gewalt auf einem Stuhle aus dem Schloſſe zu Guͤſtrow heraustragen. Daruͤber wurde den Geſandten ge- dachter Hoͤfe zu Wien ſchon der Zutritt an Hof un- terſaget. Doch dieſer Unwille ward noch dadurch beygelegt, da durch eigene Schreiben an den Kai- ſer die Thaͤtlichkeit damit entſchuldiget wurde, daß ſie ohne Befehl der Hoͤfe geſchehen ſey. Der Succeſſionsſtreit wurde hernach zwiſchen den beiden Mecklenburgiſchen Haͤuſern Schwerin und Strelitz (1701. Maͤrz 8.) dahin verglichen, daß der Herzog von Strelitz ſich zwar des Anſpruchs auf Guͤſtrow begab, dagegen aber das Fuͤrſten- thum Ratzeburg nebſt Sitz und Stimme auf Reichs- und Kreistagen erhielt, wie auch den Stargardi- ſchen Diſtrict, und die Commenden Mirow und Nemerow, auch ſonſt noch jaͤhrlich 9000. Rthlr. aus dem Zolle zu Boizenburg. Das Recht der Erſtgebuhrt ward aber auch bey dieſer Gelegenheit ſowohl fuͤr die Schweriniſche als Strelitziſche Linie von neuem beſtaͤtiget. Noch

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 2: Von 1558 bis 1740. Göttingen, 1786, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung02_1786/362>, abgerufen am 25.11.2024.