Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

XIII. Joseph II. 1764-1786.
lich aus so vielen grundausführlich abgelegten
Stimmen ungeheure Protocolle; selten mögen ein-
zelne Gegenstände in Geschäfften noch so erschöpft-
ausführlich behandelt worden seyn, wie es hier
geschah.


XV.

Gewiß nicht unzweckmäßig war der Vorschlag,
der einmal in Bewegung kam, ob man nicht ei-
nige Gegenstände der Visitation unter mehrere
Subdeputationen vertheilen wollte? Aber auch
dieser Vorschlag scheiterte gleich an dem Anstande,
der in Ansehung der Art und Weise, wie die Per-
sonen zu solchen Subdeputationen ernannt werden
sollten, sich hervorthat. Wo dergleichen Anord-
nungen nach der Religionsgleichheit zu machen
sind, ist es sowohl der Analogie als dem Herkom-
men gemäß, daß man jedem Religionstheile die
Auswahl der von seiner Seite zu ernennenden Per-
sonen überläßt. Diesmal sollte aber durch alle
24. Stimmen oder deren Mehrheit ausgemacht
werden, was für Personen von beiden Religionen
zu jeder Subdeputation kommen sollten. Darüber
unterblieb der ganze Vorschlag. Alle und jede
Gegenstände beschäfftigten also ohne Unterschied
sämmtliche 24. Stimmen. Das einzige geschah
doch, daß in jeder Sache ein eigner Referent und
Correferent bestellt wurde. Beide bekamen die zu
jeder Sache gehörigen Acten in die Hände, und
entwarfen daraus zu Hause ihre Vorträge, die
sie hernach in voller Versammlung in einer oder
meist mehreren Sessionen nach einander ablegten.


XVI.

Zum eigentlichen Visitationsgeschäffte gehört
gleich anfangs die Vernehmung aller und jeder

Mit-

XIII. Joſeph II. 1764-1786.
lich aus ſo vielen grundausfuͤhrlich abgelegten
Stimmen ungeheure Protocolle; ſelten moͤgen ein-
zelne Gegenſtaͤnde in Geſchaͤfften noch ſo erſchoͤpft-
ausfuͤhrlich behandelt worden ſeyn, wie es hier
geſchah.


XV.

Gewiß nicht unzweckmaͤßig war der Vorſchlag,
der einmal in Bewegung kam, ob man nicht ei-
nige Gegenſtaͤnde der Viſitation unter mehrere
Subdeputationen vertheilen wollte? Aber auch
dieſer Vorſchlag ſcheiterte gleich an dem Anſtande,
der in Anſehung der Art und Weiſe, wie die Per-
ſonen zu ſolchen Subdeputationen ernannt werden
ſollten, ſich hervorthat. Wo dergleichen Anord-
nungen nach der Religionsgleichheit zu machen
ſind, iſt es ſowohl der Analogie als dem Herkom-
men gemaͤß, daß man jedem Religionstheile die
Auswahl der von ſeiner Seite zu ernennenden Per-
ſonen uͤberlaͤßt. Diesmal ſollte aber durch alle
24. Stimmen oder deren Mehrheit ausgemacht
werden, was fuͤr Perſonen von beiden Religionen
zu jeder Subdeputation kommen ſollten. Daruͤber
unterblieb der ganze Vorſchlag. Alle und jede
Gegenſtaͤnde beſchaͤfftigten alſo ohne Unterſchied
ſaͤmmtliche 24. Stimmen. Das einzige geſchah
doch, daß in jeder Sache ein eigner Referent und
Correferent beſtellt wurde. Beide bekamen die zu
jeder Sache gehoͤrigen Acten in die Haͤnde, und
entwarfen daraus zu Hauſe ihre Vortraͤge, die
ſie hernach in voller Verſammlung in einer oder
meiſt mehreren Seſſionen nach einander ablegten.


XVI.

Zum eigentlichen Viſitationsgeſchaͤffte gehoͤrt
gleich anfangs die Vernehmung aller und jeder

Mit-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0168" n="134"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XIII.</hi> Jo&#x017F;eph <hi rendition="#aq">II.</hi> 1764-1786.</fw><lb/>
lich aus &#x017F;o vielen grundausfu&#x0364;hrlich abgelegten<lb/>
Stimmen ungeheure Protocolle; &#x017F;elten mo&#x0364;gen ein-<lb/>
zelne Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde in Ge&#x017F;cha&#x0364;fften noch &#x017F;o er&#x017F;cho&#x0364;pft-<lb/>
ausfu&#x0364;hrlich behandelt worden &#x017F;eyn, wie es hier<lb/>
ge&#x017F;chah.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">XV.</hi> </note>
          <p>Gewiß nicht unzweckma&#x0364;ßig war der Vor&#x017F;chlag,<lb/>
der einmal in Bewegung kam, ob man nicht ei-<lb/>
nige Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde der Vi&#x017F;itation unter mehrere<lb/><hi rendition="#fr">Subdeputationen</hi> vertheilen wollte? Aber auch<lb/>
die&#x017F;er Vor&#x017F;chlag &#x017F;cheiterte gleich an dem An&#x017F;tande,<lb/>
der in An&#x017F;ehung der Art und Wei&#x017F;e, wie die Per-<lb/>
&#x017F;onen zu &#x017F;olchen Subdeputationen ernannt werden<lb/>
&#x017F;ollten, &#x017F;ich hervorthat. Wo dergleichen Anord-<lb/>
nungen nach der Religionsgleichheit zu machen<lb/>
&#x017F;ind, i&#x017F;t es &#x017F;owohl der Analogie als dem Herkom-<lb/>
men gema&#x0364;ß, daß man jedem Religionstheile die<lb/>
Auswahl der von &#x017F;einer Seite zu ernennenden Per-<lb/>
&#x017F;onen u&#x0364;berla&#x0364;ßt. Diesmal &#x017F;ollte aber durch alle<lb/>
24. Stimmen oder deren Mehrheit ausgemacht<lb/>
werden, was fu&#x0364;r Per&#x017F;onen von beiden Religionen<lb/>
zu jeder Subdeputation kommen &#x017F;ollten. Daru&#x0364;ber<lb/>
unterblieb der ganze Vor&#x017F;chlag. Alle und jede<lb/>
Gegen&#x017F;ta&#x0364;nde be&#x017F;cha&#x0364;fftigten al&#x017F;o ohne Unter&#x017F;chied<lb/>
&#x017F;a&#x0364;mmtliche 24. Stimmen. Das einzige ge&#x017F;chah<lb/>
doch, daß in jeder Sache ein eigner Referent und<lb/>
Correferent be&#x017F;tellt wurde. Beide bekamen die zu<lb/>
jeder Sache geho&#x0364;rigen Acten in die Ha&#x0364;nde, und<lb/>
entwarfen daraus zu Hau&#x017F;e ihre Vortra&#x0364;ge, die<lb/>
&#x017F;ie hernach in voller Ver&#x017F;ammlung in einer oder<lb/>
mei&#x017F;t mehreren Se&#x017F;&#x017F;ionen nach einander ablegten.</p><lb/>
          <note place="left"> <hi rendition="#aq">XVI.</hi> </note>
          <p>Zum eigentlichen Vi&#x017F;itationsge&#x017F;cha&#x0364;ffte geho&#x0364;rt<lb/>
gleich anfangs die Vernehmung aller und jeder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mit-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[134/0168] XIII. Joſeph II. 1764-1786. lich aus ſo vielen grundausfuͤhrlich abgelegten Stimmen ungeheure Protocolle; ſelten moͤgen ein- zelne Gegenſtaͤnde in Geſchaͤfften noch ſo erſchoͤpft- ausfuͤhrlich behandelt worden ſeyn, wie es hier geſchah. Gewiß nicht unzweckmaͤßig war der Vorſchlag, der einmal in Bewegung kam, ob man nicht ei- nige Gegenſtaͤnde der Viſitation unter mehrere Subdeputationen vertheilen wollte? Aber auch dieſer Vorſchlag ſcheiterte gleich an dem Anſtande, der in Anſehung der Art und Weiſe, wie die Per- ſonen zu ſolchen Subdeputationen ernannt werden ſollten, ſich hervorthat. Wo dergleichen Anord- nungen nach der Religionsgleichheit zu machen ſind, iſt es ſowohl der Analogie als dem Herkom- men gemaͤß, daß man jedem Religionstheile die Auswahl der von ſeiner Seite zu ernennenden Per- ſonen uͤberlaͤßt. Diesmal ſollte aber durch alle 24. Stimmen oder deren Mehrheit ausgemacht werden, was fuͤr Perſonen von beiden Religionen zu jeder Subdeputation kommen ſollten. Daruͤber unterblieb der ganze Vorſchlag. Alle und jede Gegenſtaͤnde beſchaͤfftigten alſo ohne Unterſchied ſaͤmmtliche 24. Stimmen. Das einzige geſchah doch, daß in jeder Sache ein eigner Referent und Correferent beſtellt wurde. Beide bekamen die zu jeder Sache gehoͤrigen Acten in die Haͤnde, und entwarfen daraus zu Hauſe ihre Vortraͤge, die ſie hernach in voller Verſammlung in einer oder meiſt mehreren Seſſionen nach einander ablegten. Zum eigentlichen Viſitationsgeſchaͤffte gehoͤrt gleich anfangs die Vernehmung aller und jeder Mit-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/168
Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/168>, abgerufen am 01.11.2024.