Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.XIII. Joseph II. 1764-1786. standen, ohne sich durch die Abweichung ein oderanderer Mitglieder dieser Collegien darin irre ma- chen zu laßen. So war insonderheit bey der Reichstagsberathschlagung, die im Jahre 1766. vor der Visitation vorhergieng, ganz für bekannt angenommen, daß in den verschiedenen Classen der dazu bestimmten Reichsdeputation auf der evangelischen Seite die Wetterauischen, Fränki- schen und Westphälischen Grafen einander ablösen würden; auf der catholischen Seite hingegen nur das Schwäbische Grafencollegium seinen Platz ha- ben könnte. Bey demselben fand es deswegen keine große Schwierigkeit dem Churpfälzischen Ho- fe, als derselbe sich darum bewarb, seine Stim- me in der ersten Classe abzutreten; welches auf gleiche Art (1768.) zur zweyten Classe auch schon für den Churbairischen Hof im Werke war. XXVII. Wie sichs inzwischen mit Einrückung der zwey- colle-
XIII. Joſeph II. 1764-1786. ſtanden, ohne ſich durch die Abweichung ein oderanderer Mitglieder dieſer Collegien darin irre ma- chen zu laßen. So war inſonderheit bey der Reichstagsberathſchlagung, die im Jahre 1766. vor der Viſitation vorhergieng, ganz fuͤr bekannt angenommen, daß in den verſchiedenen Claſſen der dazu beſtimmten Reichsdeputation auf der evangeliſchen Seite die Wetterauiſchen, Fraͤnki- ſchen und Weſtphaͤliſchen Grafen einander abloͤſen wuͤrden; auf der catholiſchen Seite hingegen nur das Schwaͤbiſche Grafencollegium ſeinen Platz ha- ben koͤnnte. Bey demſelben fand es deswegen keine große Schwierigkeit dem Churpfaͤlziſchen Ho- fe, als derſelbe ſich darum bewarb, ſeine Stim- me in der erſten Claſſe abzutreten; welches auf gleiche Art (1768.) zur zweyten Claſſe auch ſchon fuͤr den Churbairiſchen Hof im Werke war. XXVII. Wie ſichs inzwiſchen mit Einruͤckung der zwey- colle-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0178" n="144"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">XIII.</hi> Joſeph <hi rendition="#aq">II.</hi> 1764-1786.</fw><lb/> ſtanden, ohne ſich durch die Abweichung ein oder<lb/> anderer Mitglieder dieſer Collegien darin irre ma-<lb/> chen zu laßen. So war inſonderheit bey der<lb/> Reichstagsberathſchlagung, die im Jahre 1766.<lb/> vor der Viſitation vorhergieng, ganz fuͤr bekannt<lb/> angenommen, daß in den verſchiedenen Claſſen<lb/> der dazu beſtimmten Reichsdeputation auf der<lb/> evangeliſchen Seite die Wetterauiſchen, Fraͤnki-<lb/> ſchen und Weſtphaͤliſchen Grafen einander abloͤſen<lb/> wuͤrden; auf der catholiſchen Seite hingegen nur<lb/> das Schwaͤbiſche Grafencollegium ſeinen Platz ha-<lb/> ben koͤnnte. Bey demſelben fand es deswegen<lb/> keine große Schwierigkeit dem Churpfaͤlziſchen Ho-<lb/> fe, als derſelbe ſich darum bewarb, ſeine Stim-<lb/> me in der erſten Claſſe abzutreten; welches auf<lb/> gleiche Art (1768.) zur zweyten Claſſe auch ſchon<lb/> fuͤr den Churbairiſchen Hof im Werke war.</p><lb/> <note place="left"> <hi rendition="#aq">XXVII.</hi> </note> <p>Wie ſichs inzwiſchen mit Einruͤckung der zwey-<lb/> ten Claſſe noch verzog, bis erſt im May und Ju-<lb/> nius 1774. eine anderweite Reichstagsberathſchla-<lb/> gung den Weg dazu bahnte, wo jedoch nicht die<lb/> geringſte Abaͤnderung obiger Vertheilung der graͤf-<lb/> lichen Collegien auf beiden Religionsſeiten in den<lb/> verſchiedenen Claſſen vorkam; ſo haͤtte wohl nichts<lb/> unerwarteter ſeyn koͤnnen, als wie nun auf ein-<lb/> mal bekannt wurde, daß unterm 4. Jun. 1774.<lb/> an das Weſtphaͤliſche Grafencollegium ein Chur-<lb/> mainziſches Ausſchreiben ergangen ſey, um in der<lb/> zweyten Claſſe die graͤfliche Stimme auf der ca-<lb/> tholiſchen Seite zu fuͤhren. Noch unerwarteter<lb/> war es vollends, als bey Eroͤffnung der zweyten<lb/> Claſſe am 23. Nov. 1774. an der Stelle, wo das<lb/> Schwaͤbiſche als das einzige catholiſche Grafen-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">colle-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0178]
XIII. Joſeph II. 1764-1786.
ſtanden, ohne ſich durch die Abweichung ein oder
anderer Mitglieder dieſer Collegien darin irre ma-
chen zu laßen. So war inſonderheit bey der
Reichstagsberathſchlagung, die im Jahre 1766.
vor der Viſitation vorhergieng, ganz fuͤr bekannt
angenommen, daß in den verſchiedenen Claſſen
der dazu beſtimmten Reichsdeputation auf der
evangeliſchen Seite die Wetterauiſchen, Fraͤnki-
ſchen und Weſtphaͤliſchen Grafen einander abloͤſen
wuͤrden; auf der catholiſchen Seite hingegen nur
das Schwaͤbiſche Grafencollegium ſeinen Platz ha-
ben koͤnnte. Bey demſelben fand es deswegen
keine große Schwierigkeit dem Churpfaͤlziſchen Ho-
fe, als derſelbe ſich darum bewarb, ſeine Stim-
me in der erſten Claſſe abzutreten; welches auf
gleiche Art (1768.) zur zweyten Claſſe auch ſchon
fuͤr den Churbairiſchen Hof im Werke war.
Wie ſichs inzwiſchen mit Einruͤckung der zwey-
ten Claſſe noch verzog, bis erſt im May und Ju-
nius 1774. eine anderweite Reichstagsberathſchla-
gung den Weg dazu bahnte, wo jedoch nicht die
geringſte Abaͤnderung obiger Vertheilung der graͤf-
lichen Collegien auf beiden Religionsſeiten in den
verſchiedenen Claſſen vorkam; ſo haͤtte wohl nichts
unerwarteter ſeyn koͤnnen, als wie nun auf ein-
mal bekannt wurde, daß unterm 4. Jun. 1774.
an das Weſtphaͤliſche Grafencollegium ein Chur-
mainziſches Ausſchreiben ergangen ſey, um in der
zweyten Claſſe die graͤfliche Stimme auf der ca-
tholiſchen Seite zu fuͤhren. Noch unerwarteter
war es vollends, als bey Eroͤffnung der zweyten
Claſſe am 23. Nov. 1774. an der Stelle, wo das
Schwaͤbiſche als das einzige catholiſche Grafen-
colle-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |