Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.1) Wien, Regensburg, Wetzlar. größeren Hofe noch besonders unterhalten zu wer-den pflegen. Das sind die Mittel der gegenseiti- gen Communication zwischen dem kaiserlichen Hofe und einzelnen Mitgliedern des Reichs, wodurch von dieser Seite noch die Reichsverfassung in merk- licher Thätigkeit erhalten wird. Eine der feierlichsten Gelegenheiten, wo zuIV. zwi- (w) Im Lehnseide verpflichtet sich der Fürst:
"daß er dem Kaiser und dem heiligen Reiche ge- treu, hold, gehorsam und gewärtig, auch nim- mermehr wissentlich in dem Rathe seyn solle noch wolle, da ichten etwas wider kaiserlicher Majestät Person, Ehre, Würde und Stand gehandelt oder vorgenommen würde, noch darein willigen oder gehelen in einige Wege; sondern der kaiserlichen Majestät und des heiligen Reichs Ehre, Nutzen und Aufnehmen betrachten und befördern, nach allem seinem Vermögen; und ob er indeß verstün- de, daß etwas vorgenommen oder gehandelt wür- de, wider kaiserlicher Majestät Person oder das heilige Reich, demselben wolle er getreulich vor seyn, und kaiserliche Majestät dessen ohne Verzug warnen, und sonst alles thun, das einem gehor- samen Fürsten und getreuen Lehnmann gegen kai- serliche Majestät und dem heiligen Reich zu thun gebühre von Rechts oder Gewohnheits wegen, ge- treu- 1) Wien, Regensburg, Wetzlar. groͤßeren Hofe noch beſonders unterhalten zu wer-den pflegen. Das ſind die Mittel der gegenſeiti- gen Communication zwiſchen dem kaiſerlichen Hofe und einzelnen Mitgliedern des Reichs, wodurch von dieſer Seite noch die Reichsverfaſſung in merk- licher Thaͤtigkeit erhalten wird. Eine der feierlichſten Gelegenheiten, wo zuIV. zwi- (w) Im Lehnseide verpflichtet ſich der Fuͤrſt:
”daß er dem Kaiſer und dem heiligen Reiche ge- treu, hold, gehorſam und gewaͤrtig, auch nim- mermehr wiſſentlich in dem Rathe ſeyn ſolle noch wolle, da ichten etwas wider kaiſerlicher Majeſtaͤt Perſon, Ehre, Wuͤrde und Stand gehandelt oder vorgenommen wuͤrde, noch darein willigen oder gehelen in einige Wege; ſondern der kaiſerlichen Majeſtaͤt und des heiligen Reichs Ehre, Nutzen und Aufnehmen betrachten und befoͤrdern, nach allem ſeinem Vermoͤgen; und ob er indeß verſtuͤn- de, daß etwas vorgenommen oder gehandelt wuͤr- de, wider kaiſerlicher Majeſtaͤt Perſon oder das heilige Reich, demſelben wolle er getreulich vor ſeyn, und kaiſerliche Majeſtaͤt deſſen ohne Verzug warnen, und ſonſt alles thun, das einem gehor- ſamen Fuͤrſten und getreuen Lehnmann gegen kai- ſerliche Majeſtaͤt und dem heiligen Reich zu thun gebuͤhre von Rechts oder Gewohnheits wegen, ge- treu- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0253" n="219"/><fw place="top" type="header">1) Wien, Regensburg, Wetzlar.</fw><lb/> groͤßeren Hofe noch beſonders unterhalten zu wer-<lb/> den pflegen. Das ſind die Mittel der gegenſeiti-<lb/> gen Communication zwiſchen dem kaiſerlichen Hofe<lb/> und einzelnen Mitgliedern des Reichs, wodurch<lb/> von dieſer Seite noch die Reichsverfaſſung in merk-<lb/> licher Thaͤtigkeit erhalten wird.</p><lb/> <p>Eine der feierlichſten Gelegenheiten, wo zu<note place="right"><hi rendition="#aq">IV.</hi></note><lb/> Wien die Vereinigung der vielerley Mitglieder<lb/> des Reichs unter einem allerhoͤchſten Oberhaupte<lb/> noch am ſichtbarſten in die Augen fallen kann,<lb/> aͤuſſert ſich in der <hi rendition="#fr">Belehnung,</hi> welche ein jeder<lb/> Beſitzer eines Reichslehns ſowohl bey jeder veraͤn-<lb/> derter kaiſerlichen Regierung als ſo oft das Lehn<lb/> aus einer Hand in die andere uͤbergehet, mittelſt<lb/> Leiſtung des Lehnseides zu empfangen ſchuldig<lb/> iſt <note xml:id="seg2pn_16_1" next="#seg2pn_16_2" place="foot" n="(w)">Im <hi rendition="#fr">Lehnseide</hi> verpflichtet ſich der Fuͤrſt:<lb/> ”daß er dem Kaiſer und dem heiligen Reiche ge-<lb/> treu, hold, gehorſam und gewaͤrtig, auch nim-<lb/> mermehr wiſſentlich in dem Rathe ſeyn ſolle noch<lb/> wolle, da ichten etwas wider kaiſerlicher Majeſtaͤt<lb/> Perſon, Ehre, Wuͤrde und Stand gehandelt oder<lb/> vorgenommen wuͤrde, noch darein willigen oder<lb/> gehelen in einige Wege; ſondern der kaiſerlichen<lb/> Majeſtaͤt und des heiligen Reichs Ehre, Nutzen<lb/> und Aufnehmen betrachten und befoͤrdern, nach<lb/> allem ſeinem Vermoͤgen; und ob er indeß verſtuͤn-<lb/> de, daß etwas vorgenommen oder gehandelt wuͤr-<lb/> de, wider kaiſerlicher Majeſtaͤt Perſon oder das<lb/> heilige Reich, demſelben wolle er getreulich vor<lb/> ſeyn, und kaiſerliche Majeſtaͤt deſſen ohne Verzug<lb/> warnen, und ſonſt alles thun, das einem gehor-<lb/> ſamen Fuͤrſten und getreuen Lehnmann gegen kai-<lb/> ſerliche Majeſtaͤt und dem heiligen Reich zu thun<lb/> gebuͤhre von Rechts oder Gewohnheits wegen, ge-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">treu-</fw></note>. Doch wird in der Art der Belehnung<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zwi-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0253]
1) Wien, Regensburg, Wetzlar.
groͤßeren Hofe noch beſonders unterhalten zu wer-
den pflegen. Das ſind die Mittel der gegenſeiti-
gen Communication zwiſchen dem kaiſerlichen Hofe
und einzelnen Mitgliedern des Reichs, wodurch
von dieſer Seite noch die Reichsverfaſſung in merk-
licher Thaͤtigkeit erhalten wird.
Eine der feierlichſten Gelegenheiten, wo zu
Wien die Vereinigung der vielerley Mitglieder
des Reichs unter einem allerhoͤchſten Oberhaupte
noch am ſichtbarſten in die Augen fallen kann,
aͤuſſert ſich in der Belehnung, welche ein jeder
Beſitzer eines Reichslehns ſowohl bey jeder veraͤn-
derter kaiſerlichen Regierung als ſo oft das Lehn
aus einer Hand in die andere uͤbergehet, mittelſt
Leiſtung des Lehnseides zu empfangen ſchuldig
iſt (w). Doch wird in der Art der Belehnung
zwi-
IV.
(w) Im Lehnseide verpflichtet ſich der Fuͤrſt:
”daß er dem Kaiſer und dem heiligen Reiche ge-
treu, hold, gehorſam und gewaͤrtig, auch nim-
mermehr wiſſentlich in dem Rathe ſeyn ſolle noch
wolle, da ichten etwas wider kaiſerlicher Majeſtaͤt
Perſon, Ehre, Wuͤrde und Stand gehandelt oder
vorgenommen wuͤrde, noch darein willigen oder
gehelen in einige Wege; ſondern der kaiſerlichen
Majeſtaͤt und des heiligen Reichs Ehre, Nutzen
und Aufnehmen betrachten und befoͤrdern, nach
allem ſeinem Vermoͤgen; und ob er indeß verſtuͤn-
de, daß etwas vorgenommen oder gehandelt wuͤr-
de, wider kaiſerlicher Majeſtaͤt Perſon oder das
heilige Reich, demſelben wolle er getreulich vor
ſeyn, und kaiſerliche Majeſtaͤt deſſen ohne Verzug
warnen, und ſonſt alles thun, das einem gehor-
ſamen Fuͤrſten und getreuen Lehnmann gegen kai-
ſerliche Majeſtaͤt und dem heiligen Reich zu thun
gebuͤhre von Rechts oder Gewohnheits wegen, ge-
treu-
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