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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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1) Wien, Regensburg, Wetzlar.
geschickte Gesandten. Wenn alles, was wegen
der Vollmacht und sonst zu besorgen ist, nach des
Reichshofraths Gutachten berichtiget ist, und der
Kaiser Zeit und Stunde zur Belehnung angesetzt
hat; so erscheinen beide Bevollmächtigte an der
dazu bestimmten Zeit im feierlichen Aufzuge in der
kaiserlichen Burg in einem dazu gewidmeten Saa-
le, wo der Kaiser auf einem Throne sitzt, und
auf einer Seite den Reichsvicecanzler, auf der
andern die Obersthofämter neben sich stehen hat.
Vor ihm schließt sich ein halber Kreis von Cam-
merherren und einer dieselben umgebenden Leib-
wache; übrigens kann jedermann zusehen.

Sobald die zur Lehnsempfängniß bestimmtenVI.
Gesandten bey dem Eintritt in den Saal den Kai-
ser erblicken, fallen sie auf die Kniee, und mit
noch zweymal wiederholter Kniebeugung nähern
sie sich durch den sich öffnenden Kreis bis unmit-
telbar vor dem kaiserlichen Throne. Hier hält der
erste Gesandte knieend eine Rede mit förmlicher
Anrede an den Kaiser, und bittet zur Ablegung
des Lehnseides zugelaßen zu werden. Der Reichs-
vicecanzler tritt zum Kaiser hinauf, um dessen Er-
klärung zu vernehmen, die er in einer kurzen Be-
antwortungsrede den Gesandten zu erkennen gibt.
Der Kaiser nimmt alsdann den Hut ab, und gibt
ihn einsweilen dem Obersthofkämmerer. Er be-
kömmt dagegen ein Evangelienbuch auf seinen
Schoß zu legen. Um darauf ihre Finger legen
zu können, rücken die Gesandten etliche Stuffen
des Thrones hinauf, und so schwören sie knieend
die Worte des Eides nach, die ihnen der Reichs-
vicecanzler vorsagt. Hernach setzt der Kaiser sei-

nen

1) Wien, Regensburg, Wetzlar.
geſchickte Geſandten. Wenn alles, was wegen
der Vollmacht und ſonſt zu beſorgen iſt, nach des
Reichshofraths Gutachten berichtiget iſt, und der
Kaiſer Zeit und Stunde zur Belehnung angeſetzt
hat; ſo erſcheinen beide Bevollmaͤchtigte an der
dazu beſtimmten Zeit im feierlichen Aufzuge in der
kaiſerlichen Burg in einem dazu gewidmeten Saa-
le, wo der Kaiſer auf einem Throne ſitzt, und
auf einer Seite den Reichsvicecanzler, auf der
andern die Oberſthofaͤmter neben ſich ſtehen hat.
Vor ihm ſchließt ſich ein halber Kreis von Cam-
merherren und einer dieſelben umgebenden Leib-
wache; uͤbrigens kann jedermann zuſehen.

Sobald die zur Lehnsempfaͤngniß beſtimmtenVI.
Geſandten bey dem Eintritt in den Saal den Kai-
ſer erblicken, fallen ſie auf die Kniee, und mit
noch zweymal wiederholter Kniebeugung naͤhern
ſie ſich durch den ſich oͤffnenden Kreis bis unmit-
telbar vor dem kaiſerlichen Throne. Hier haͤlt der
erſte Geſandte knieend eine Rede mit foͤrmlicher
Anrede an den Kaiſer, und bittet zur Ablegung
des Lehnseides zugelaßen zu werden. Der Reichs-
vicecanzler tritt zum Kaiſer hinauf, um deſſen Er-
klaͤrung zu vernehmen, die er in einer kurzen Be-
antwortungsrede den Geſandten zu erkennen gibt.
Der Kaiſer nimmt alsdann den Hut ab, und gibt
ihn einsweilen dem Oberſthofkaͤmmerer. Er be-
koͤmmt dagegen ein Evangelienbuch auf ſeinen
Schoß zu legen. Um darauf ihre Finger legen
zu koͤnnen, ruͤcken die Geſandten etliche Stuffen
des Thrones hinauf, und ſo ſchwoͤren ſie knieend
die Worte des Eides nach, die ihnen der Reichs-
vicecanzler vorſagt. Hernach ſetzt der Kaiſer ſei-

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[221/0255] 1) Wien, Regensburg, Wetzlar. geſchickte Geſandten. Wenn alles, was wegen der Vollmacht und ſonſt zu beſorgen iſt, nach des Reichshofraths Gutachten berichtiget iſt, und der Kaiſer Zeit und Stunde zur Belehnung angeſetzt hat; ſo erſcheinen beide Bevollmaͤchtigte an der dazu beſtimmten Zeit im feierlichen Aufzuge in der kaiſerlichen Burg in einem dazu gewidmeten Saa- le, wo der Kaiſer auf einem Throne ſitzt, und auf einer Seite den Reichsvicecanzler, auf der andern die Oberſthofaͤmter neben ſich ſtehen hat. Vor ihm ſchließt ſich ein halber Kreis von Cam- merherren und einer dieſelben umgebenden Leib- wache; uͤbrigens kann jedermann zuſehen. Sobald die zur Lehnsempfaͤngniß beſtimmten Geſandten bey dem Eintritt in den Saal den Kai- ſer erblicken, fallen ſie auf die Kniee, und mit noch zweymal wiederholter Kniebeugung naͤhern ſie ſich durch den ſich oͤffnenden Kreis bis unmit- telbar vor dem kaiſerlichen Throne. Hier haͤlt der erſte Geſandte knieend eine Rede mit foͤrmlicher Anrede an den Kaiſer, und bittet zur Ablegung des Lehnseides zugelaßen zu werden. Der Reichs- vicecanzler tritt zum Kaiſer hinauf, um deſſen Er- klaͤrung zu vernehmen, die er in einer kurzen Be- antwortungsrede den Geſandten zu erkennen gibt. Der Kaiſer nimmt alsdann den Hut ab, und gibt ihn einsweilen dem Oberſthofkaͤmmerer. Er be- koͤmmt dagegen ein Evangelienbuch auf ſeinen Schoß zu legen. Um darauf ihre Finger legen zu koͤnnen, ruͤcken die Geſandten etliche Stuffen des Thrones hinauf, und ſo ſchwoͤren ſie knieend die Worte des Eides nach, die ihnen der Reichs- vicecanzler vorſagt. Hernach ſetzt der Kaiſer ſei- nen VI.

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/255>, abgerufen am 22.11.2024.