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Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787.

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1) Reichsvicariat 1740-1742.
konnte. Als das Publicum jetzt voller Erwartung
war, wie diesmal die Sache ablaufen würde; er-
fuhr man auf einmal, daß schon zum voraus im
Jahre 1724. nicht nur dieser Streit zwischen bei-
den Häusern verglichen, sondern noch über meh-
rere wichtige Puncte ein allgemeiner Hausunions-
tractat
von denselben geschlossen sey.

Unstreitig hatte in das bisherige VerhältnißIII.
dieser beiden Häuser ihre ehemalige Religionsver-
schiedenheit, so lange die reformirte Pfalzsimmeri-
sche Churlinie blühete, nicht geringen Einfluß ge-
habt. Da nunmehr das catholische Haus Pfalz-
neuburg in Besitz der Chur Pfalz war, hatte es
weit weniger Schwierigkeit, daß nach der im Ba-
dischen Frieden erfolgten Herstellung des Hauses
Baiern von der damaligen Acht sich beide Häuser
näher zusammensetzen konnten. Das geschah nun
endlich in vorgedachtem Unionstractate, den beide
Churhäuser am 15. May 1724. ganz in der Stil-
le mit einander schlossen. Weil der damalige Chur-
fürst Franz Ludewig von Trier ein Bruder des
Churfürsten von der Pfalz, und der Churfürst Cle-
mens August von Cölln ein Sohn des Churfür-
sten von Baiern war; so wurden auch diese zwey
geistliche Churfürsten in die Hausunion mit ein-
geschlossen.

Dieser in vielem Betrachte für die Reichsver-IV.
fassung wichtige Hausvertrag erneuerte erstlich ei-
nige ältere Verträge von den Jahren 1490. 1529.
und 1674., sofern sie dem Westphälischen Frie-
den nicht zuwider wären. Hernach verbanden sich
beide Häuser, einander ihre Länder und Gerecht-

same
A 2

1) Reichsvicariat 1740-1742.
konnte. Als das Publicum jetzt voller Erwartung
war, wie diesmal die Sache ablaufen wuͤrde; er-
fuhr man auf einmal, daß ſchon zum voraus im
Jahre 1724. nicht nur dieſer Streit zwiſchen bei-
den Haͤuſern verglichen, ſondern noch uͤber meh-
rere wichtige Puncte ein allgemeiner Hausunions-
tractat
von denſelben geſchloſſen ſey.

Unſtreitig hatte in das bisherige VerhaͤltnißIII.
dieſer beiden Haͤuſer ihre ehemalige Religionsver-
ſchiedenheit, ſo lange die reformirte Pfalzſimmeri-
ſche Churlinie bluͤhete, nicht geringen Einfluß ge-
habt. Da nunmehr das catholiſche Haus Pfalz-
neuburg in Beſitz der Chur Pfalz war, hatte es
weit weniger Schwierigkeit, daß nach der im Ba-
diſchen Frieden erfolgten Herſtellung des Hauſes
Baiern von der damaligen Acht ſich beide Haͤuſer
naͤher zuſammenſetzen konnten. Das geſchah nun
endlich in vorgedachtem Unionstractate, den beide
Churhaͤuſer am 15. May 1724. ganz in der Stil-
le mit einander ſchloſſen. Weil der damalige Chur-
fuͤrſt Franz Ludewig von Trier ein Bruder des
Churfuͤrſten von der Pfalz, und der Churfuͤrſt Cle-
mens Auguſt von Coͤlln ein Sohn des Churfuͤr-
ſten von Baiern war; ſo wurden auch dieſe zwey
geiſtliche Churfuͤrſten in die Hausunion mit ein-
geſchloſſen.

Dieſer in vielem Betrachte fuͤr die Reichsver-IV.
faſſung wichtige Hausvertrag erneuerte erſtlich ei-
nige aͤltere Vertraͤge von den Jahren 1490. 1529.
und 1674., ſofern ſie dem Weſtphaͤliſchen Frie-
den nicht zuwider waͤren. Hernach verbanden ſich
beide Haͤuſer, einander ihre Laͤnder und Gerecht-

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[3/0037] 1) Reichsvicariat 1740-1742. konnte. Als das Publicum jetzt voller Erwartung war, wie diesmal die Sache ablaufen wuͤrde; er- fuhr man auf einmal, daß ſchon zum voraus im Jahre 1724. nicht nur dieſer Streit zwiſchen bei- den Haͤuſern verglichen, ſondern noch uͤber meh- rere wichtige Puncte ein allgemeiner Hausunions- tractat von denſelben geſchloſſen ſey. Unſtreitig hatte in das bisherige Verhaͤltniß dieſer beiden Haͤuſer ihre ehemalige Religionsver- ſchiedenheit, ſo lange die reformirte Pfalzſimmeri- ſche Churlinie bluͤhete, nicht geringen Einfluß ge- habt. Da nunmehr das catholiſche Haus Pfalz- neuburg in Beſitz der Chur Pfalz war, hatte es weit weniger Schwierigkeit, daß nach der im Ba- diſchen Frieden erfolgten Herſtellung des Hauſes Baiern von der damaligen Acht ſich beide Haͤuſer naͤher zuſammenſetzen konnten. Das geſchah nun endlich in vorgedachtem Unionstractate, den beide Churhaͤuſer am 15. May 1724. ganz in der Stil- le mit einander ſchloſſen. Weil der damalige Chur- fuͤrſt Franz Ludewig von Trier ein Bruder des Churfuͤrſten von der Pfalz, und der Churfuͤrſt Cle- mens Auguſt von Coͤlln ein Sohn des Churfuͤr- ſten von Baiern war; ſo wurden auch dieſe zwey geiſtliche Churfuͤrſten in die Hausunion mit ein- geſchloſſen. III. Dieſer in vielem Betrachte fuͤr die Reichsver- faſſung wichtige Hausvertrag erneuerte erſtlich ei- nige aͤltere Vertraͤge von den Jahren 1490. 1529. und 1674., ſofern ſie dem Weſtphaͤliſchen Frie- den nicht zuwider waͤren. Hernach verbanden ſich beide Haͤuſer, einander ihre Laͤnder und Gerecht- ſame IV. A 2

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Zitationshilfe: Pütter, Johann Stephan: Historische Entwickelung der heutigen Staatsverfassung des Teutschen Reichs. Bd. 3: Von 1740 bis 1786. Göttingen, 1787, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/puetter_staatsverfassung03_1787/37>, abgerufen am 03.12.2024.