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Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.

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Zuschrifft Brieff.
theil Teutschlandes zu besehen/ an unter-
schiedliche Höfe reconmendation Brieffe/
durch welche ich ihnen ein angenehmer
Gast worden/ gegeben. Von dannen bin
ich mit gutem Winde den Donaw Strom
hinab nach Wien gesegelt/ woselbst etliche
meiner Landsleute/ weithe das Glück sehr
liebkosett/ daß ich für keinen Fremden an-
gesehen wurde/ zu wege bra[ch]ten. Dar-
nach schickte es sich gar gewünschet/ daß
ein Käyserlicher Minister, mit welchem
ich schon vorhin Freundschafft gemacht/
an die Churfürsten zu Sachsen und Bran-
denburg gesand wurde/ und ward ich
desto lieber/ da er mich selber bat/ sein Ge-
fehrte/ sonderlich/ weil er davor hielte/ daß
die opinion der Jtaliänischen nüchterkeit/
daß ich nicht durch zu grosser Freundlich-
keit verleitet/ im Wein ersöffe/ wol zu sehen
würde. Denn sonsten wird bey diesem
Volcke für unanständig gehalten seine Ge-
sundheit solchen allgemeinen Wilkoms-
trüncken vorzuziehen. Von Berlin rey-
sete ich nach dem Fürstl. Braunschweigi-

schen

Zuſchrifft Brieff.
theil Teutſchlandes zu beſehen/ an unter-
ſchiedliche Hoͤfe recõmendation Brieffe/
durch welche ich ihnen ein angenehmer
Gaſt worden/ gegeben. Von dannen bin
ich mit gutem Winde den Donaw Strom
hinab nach Wien geſegelt/ woſelbſt etliche
meiner Landsleute/ weithe das Gluͤck ſehr
liebkoſett/ daß ich fuͤr keinen Fremden an-
geſehen wurde/ zu wege bra[ch]ten. Dar-
nach ſchickte es ſich gar gewuͤnſchet/ daß
ein Kaͤyſerlicher Miniſter, mit welchem
ich ſchon vorhin Freundſchafft gemacht/
an die Churfuͤrſten zu Sachſen und Bran-
denburg geſand wurde/ und ward ich
deſto lieber/ da er mich ſelber bat/ ſein Ge-
fehrte/ ſonderlich/ weil er davor hielte/ daß
die opinion der Jtaliaͤniſchen nuͤchterkeit/
daß ich nicht durch zu groſſer Freundlich-
keit verleitet/ im Wein erſoͤffe/ wol zu ſehen
wuͤrde. Denn ſonſten wird bey dieſem
Volcke fuͤr unanſtaͤndig gehalten ſeine Ge-
ſundheit ſolchen allgemeinen Wilkoms-
truͤncken vorzuziehen. Von Berlin rey-
ſete ich nach dem Fuͤrſtl. Braunſchweigi-

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[0018] Zuſchrifft Brieff. theil Teutſchlandes zu beſehen/ an unter- ſchiedliche Hoͤfe recõmendation Brieffe/ durch welche ich ihnen ein angenehmer Gaſt worden/ gegeben. Von dannen bin ich mit gutem Winde den Donaw Strom hinab nach Wien geſegelt/ woſelbſt etliche meiner Landsleute/ weithe das Gluͤck ſehr liebkoſett/ daß ich fuͤr keinen Fremden an- geſehen wurde/ zu wege brachten. Dar- nach ſchickte es ſich gar gewuͤnſchet/ daß ein Kaͤyſerlicher Miniſter, mit welchem ich ſchon vorhin Freundſchafft gemacht/ an die Churfuͤrſten zu Sachſen und Bran- denburg geſand wurde/ und ward ich deſto lieber/ da er mich ſelber bat/ ſein Ge- fehrte/ ſonderlich/ weil er davor hielte/ daß die opinion der Jtaliaͤniſchen nuͤchterkeit/ daß ich nicht durch zu groſſer Freundlich- keit verleitet/ im Wein erſoͤffe/ wol zu ſehen wuͤrde. Denn ſonſten wird bey dieſem Volcke fuͤr unanſtaͤndig gehalten ſeine Ge- ſundheit ſolchen allgemeinen Wilkoms- truͤncken vorzuziehen. Von Berlin rey- ſete ich nach dem Fuͤrſtl. Braunſchweigi- ſchen

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_bericht_1667/18>, abgerufen am 21.11.2024.