Pufendorf, Samuel von: Bericht Vom Zustande des Teutschen Reichs. [s. l.], 1667.Zuschrifft Brieff. schen Hoff/ woselbsten mir unter andernsehr angenehm war/ mit einem Professor von der nechsten Academi unterredung zu pflegen/ welchen ich schon vorhin zu Re- genspurg/ wegen der wissenschafft von sei- nem Vaterland höchlich hatte rühmen ge- höret; der kam in den meisten Sachen/ den Zustand Teutschlandes betreffend/ mit mir überein/ und communicirte mir gut- willig seint Scripta, die weit einen andern genium als die vorgedachten/ hatten; Jn welchen/ ob gleich viel klar genug gesetzet/ doch leicht zu sehn war/ daß er auch nicht wenig/ umb den Haß der grossen/ und wie- derbellen der unbescheidenen von sich abzu- leiten/ dissimuliret. Von der Zeit an kam mir erst in Sinn dieses auffs Papier zu ent- werffen/ weil ich hoffete/ man möchte viel- leicht die Wahrheit glimpflicher von einen Fremden auffnehmen/ welcher als un- partheyisch weder Danck zuverdienen noch Rache zu üben gesonnen. Als ich so weit gekommen/ dauchte mir eine Faulheit zu seyn/
Zuſchrifft Brieff. ſchen Hoff/ woſelbſten mir unter andernſehr angenehm war/ mit einem Profeſſor von der nechſten Academi unterredung zu pflegen/ welchen ich ſchon vorhin zu Re- genſpurg/ wegen der wiſſenſchafft von ſei- nem Vaterland hoͤchlich hatte ruͤhmen ge- hoͤret; der kam in den meiſten Sachen/ den Zuſtand Teutſchlandes betreffend/ mit mir uͤberein/ und communicirte mir gut- willig ſeint Scripta, die weit einen andern genium als die vorgedachten/ hatten; Jn welchen/ ob gleich viel klar genug geſetzet/ doch leicht zu ſehn war/ daß er auch nicht wenig/ umb den Haß der groſſen/ und wie- derbellen der unbeſcheidenen von ſich abzu- leiten/ diſſimuliret. Von der Zeit an kam mir erſt in Sinn dieſes auffs Papier zu ent- werffen/ weil ich hoffete/ man moͤchte viel- leicht die Wahrheit glimpflicher von einen Fremden auffnehmen/ welcher als un- partheyiſch weder Danck zuverdienen noch Rache zu uͤben geſonnen. Als ich ſo weit gekommen/ dauchte mir eine Faulheit zu ſeyn/
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Zuſchrifft Brieff.
ſchen Hoff/ woſelbſten mir unter andern
ſehr angenehm war/ mit einem Profeſſor
von der nechſten Academi unterredung
zu pflegen/ welchen ich ſchon vorhin zu Re-
genſpurg/ wegen der wiſſenſchafft von ſei-
nem Vaterland hoͤchlich hatte ruͤhmen ge-
hoͤret; der kam in den meiſten Sachen/
den Zuſtand Teutſchlandes betreffend/ mit
mir uͤberein/ und communicirte mir gut-
willig ſeint Scripta, die weit einen andern
genium als die vorgedachten/ hatten; Jn
welchen/ ob gleich viel klar genug geſetzet/
doch leicht zu ſehn war/ daß er auch nicht
wenig/ umb den Haß der groſſen/ und wie-
derbellen der unbeſcheidenen von ſich abzu-
leiten/ diſſimuliret. Von der Zeit an kam
mir erſt in Sinn dieſes auffs Papier zu ent-
werffen/ weil ich hoffete/ man moͤchte viel-
leicht die Wahrheit glimpflicher von einen
Fremden auffnehmen/ welcher als un-
partheyiſch weder Danck zuverdienen noch
Rache zu uͤben geſonnen. Als ich ſo weit
gekommen/ dauchte mir eine Faulheit zu
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