Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
Schismaticos, und so von ihnen für Ke-
tzer verdammet waren/ brauchten/ de-
ren Güter sie für caduc erklärten/ und
den jenigen zutheileten/ die ihnen geneh-
me Dienste gethan hatten/ ohne den
Obristen Lehen-Herrn viel zu fragen/
der sich nicht erkühnete die Investitur
demjenigen zu versagen/ der von so ho-
her Hand praesentiret ward.

Menge der
GeistlichenPersonen.
§. 18.

Nicht weniger vermehrete
sich nach Proportion des wachsenden
Reichthums der Kirchen die Anzahl
der Personen/ die sich in Geistlichen
Stand begaben/ umb von der fetten
Küche ohne besondere Mühe sich zu
nehren. Und war nicht gnug/ daß
man bey jeder Kirche ordentliche Prie-
ster/ Capelläne/ und andere nöthige Be-
diente hatte/ sondern es muste auch
bey den vornehmsten Kirchen ein Col-
legium Canonicorum
oder Thum-
Herren gefüget werden. Zu welchen
austräglichen und wenig mühesamen
Bedienungen sich Hauffenweise Leute
von hohem und gemeinem Stande fun-
den. Denn die Ungelegenheit des ehe-
losen Lebens/ das der Pabst nicht oh-
ne Mühe und grossen Widerstand allen
Geistlichen im eilften und folgen-
den Seculo auftrug/ ward durch die

Ehre

Das XII. Capitel
Schiſmaticos, und ſo von ihnen fuͤr Ke-
tzer verdammet waren/ brauchten/ de-
ren Guͤter ſie fuͤr caduc erklaͤrten/ und
den jenigen zutheileten/ die ihnen geneh-
me Dienſte gethan hatten/ ohne den
Obriſten Lehen-Herrn viel zu fragen/
der ſich nicht erkuͤhnete die Inveſtitur
demjenigen zu verſagen/ der von ſo ho-
her Hand præſentiret ward.

Menge der
GeiſtlichenPerſonen.
§. 18.

Nicht weniger vermehrete
ſich nach Proportion des wachſenden
Reichthums der Kirchen die Anzahl
der Perſonen/ die ſich in Geiſtlichen
Stand begaben/ umb von der fetten
Kuͤche ohne beſondere Muͤhe ſich zu
nehren. Und war nicht gnug/ daß
man bey jeder Kirche ordentliche Prie-
ſter/ Capellaͤne/ und andere noͤthige Be-
diente hatte/ ſondern es muſte auch
bey den vornehmſten Kirchen ein Col-
legium Canonicorum
oder Thum-
Herren gefuͤget werden. Zu welchen
austraͤglichen und wenig muͤheſamen
Bedienungen ſich Hauffenweiſe Leute
von hohem und gemeinem Stande fun-
den. Denn die Ungelegenheit des ehe-
loſen Lebens/ das der Pabſt nicht oh-
ne Muͤhe und groſſen Widerſtand allen
Geiſtlichen im eilften und folgen-
den Seculo auftrug/ ward durch die

Ehre
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0804" n="774"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Schi&#x017F;maticos,</hi> und &#x017F;o von ihnen fu&#x0364;r Ke-<lb/>
tzer verdammet waren/ brauchten/ de-<lb/>
ren Gu&#x0364;ter &#x017F;ie fu&#x0364;r <hi rendition="#aq">caduc</hi> erkla&#x0364;rten/ und<lb/>
den jenigen zutheileten/ die ihnen geneh-<lb/>
me Dien&#x017F;te gethan hatten/ ohne den<lb/>
Obri&#x017F;ten Lehen-Herrn viel zu fragen/<lb/>
der &#x017F;ich nicht erku&#x0364;hnete die <hi rendition="#aq">Inve&#x017F;titur</hi><lb/>
demjenigen zu ver&#x017F;agen/ der von &#x017F;o ho-<lb/>
her Hand <hi rendition="#aq">præ&#x017F;enti</hi>ret ward.</p><lb/>
            <note place="left">Menge der<lb/>
Gei&#x017F;tlichenPer&#x017F;onen.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 18.</head>
            <p>Nicht weniger vermehrete<lb/>
&#x017F;ich nach <hi rendition="#aq">Proportion</hi> des wach&#x017F;enden<lb/>
Reichthums der Kirchen die Anzahl<lb/>
der Per&#x017F;onen/ die &#x017F;ich in Gei&#x017F;tlichen<lb/>
Stand begaben/ umb von der fetten<lb/>
Ku&#x0364;che ohne be&#x017F;ondere Mu&#x0364;he &#x017F;ich zu<lb/>
nehren. Und war nicht gnug/ daß<lb/>
man bey jeder Kirche ordentliche Prie-<lb/>
&#x017F;ter/ Capella&#x0364;ne/ und andere no&#x0364;thige Be-<lb/>
diente hatte/ &#x017F;ondern es mu&#x017F;te auch<lb/>
bey den vornehm&#x017F;ten Kirchen ein <hi rendition="#aq">Col-<lb/>
legium Canonicorum</hi> oder Thum-<lb/>
Herren gefu&#x0364;get werden. Zu welchen<lb/>
austra&#x0364;glichen und wenig mu&#x0364;he&#x017F;amen<lb/>
Bedienungen &#x017F;ich Hauffenwei&#x017F;e Leute<lb/>
von hohem und gemeinem Stande fun-<lb/>
den. Denn die Ungelegenheit des ehe-<lb/>
lo&#x017F;en Lebens/ das der Pab&#x017F;t nicht oh-<lb/>
ne Mu&#x0364;he und gro&#x017F;&#x017F;en Wider&#x017F;tand allen<lb/>
Gei&#x017F;tlichen im eilften und folgen-<lb/>
den <hi rendition="#aq">Seculo</hi> auftrug/ ward durch die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ehre</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[774/0804] Das XII. Capitel Schiſmaticos, und ſo von ihnen fuͤr Ke- tzer verdammet waren/ brauchten/ de- ren Guͤter ſie fuͤr caduc erklaͤrten/ und den jenigen zutheileten/ die ihnen geneh- me Dienſte gethan hatten/ ohne den Obriſten Lehen-Herrn viel zu fragen/ der ſich nicht erkuͤhnete die Inveſtitur demjenigen zu verſagen/ der von ſo ho- her Hand præſentiret ward. §. 18. Nicht weniger vermehrete ſich nach Proportion des wachſenden Reichthums der Kirchen die Anzahl der Perſonen/ die ſich in Geiſtlichen Stand begaben/ umb von der fetten Kuͤche ohne beſondere Muͤhe ſich zu nehren. Und war nicht gnug/ daß man bey jeder Kirche ordentliche Prie- ſter/ Capellaͤne/ und andere noͤthige Be- diente hatte/ ſondern es muſte auch bey den vornehmſten Kirchen ein Col- legium Canonicorum oder Thum- Herren gefuͤget werden. Zu welchen austraͤglichen und wenig muͤheſamen Bedienungen ſich Hauffenweiſe Leute von hohem und gemeinem Stande fun- den. Denn die Ungelegenheit des ehe- loſen Lebens/ das der Pabſt nicht oh- ne Muͤhe und groſſen Widerſtand allen Geiſtlichen im eilften und folgen- den Seculo auftrug/ ward durch die Ehre

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/804
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 774. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/804>, abgerufen am 22.11.2024.