Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.vom Pabst. Ehre und gute Einkunfften ersetzet/ dieMüncheund Non- nen. man so ruhig verzehren kan. Darne- ben haben auch unzehliche Schwärme von München und Nonnen die Chri- stenheit angefüllet. Diese Art Leute ha- ben den Anfang genommen bey Zeiten der grossen Verfolgungen; im vierdten aber und folgenden Seculis sich sehr ge- mehret. Jedoch ernehreten sie sich An- fangs von ihrer Hand-Arbeit; viele ga- ben ihre Güter an die Armen/ wiewohl sie darzu nicht obligiret waren/ und leb- ten unter der Bischöffe Aufsicht nach der in Canonibus vorgeschriebenen Di- sciplin. Jm siebenden Seculo abson- derlich war man in Occident auf das Münchs-Wesen sehr erpicht/ und ward alles mit Klöstern angefüllet/ welche zu erbauen Fürsten und Herren allen Vor- schub thaten/ und sie mit guten Ein- künfften versahen. Und nach dem die gutwillige Freygebigkeit der Leute durch Aufrichtung so vieler alten reichen Klö- ster scheinete ermüdet zu seyn/ auch in denen die Menge derjenigen/ die nach solchem Leben verlangeten/ nicht Raum hatte/ entstunden endlich im dreyzehen- den Seculo die Orden der Bettel-Mün- che/ welche desto grössern Schein der Heiligkeit hatten/ weil sie nicht wolten an- C c c iiij
vom Pabſt. Ehre und gute Einkunfften erſetzet/ dieMuͤncheund Non- nen. man ſo ruhig verzehren kan. Darne- ben haben auch unzehliche Schwaͤrme von Muͤnchen und Nonnen die Chri- ſtenheit angefuͤllet. Dieſe Art Leute ha- ben den Anfang genommen bey Zeiten der groſſen Verfolgungen; im vierdten aber und folgenden Seculis ſich ſehr ge- mehret. Jedoch ernehreten ſie ſich An- fangs von ihrer Hand-Arbeit; viele ga- ben ihre Guͤter an die Armen/ wiewohl ſie darzu nicht obligiret waren/ und leb- ten unter der Biſchoͤffe Aufſicht nach der in Canonibus vorgeſchriebenen Di- ſciplin. Jm ſiebenden Seculo abſon- derlich war man in Occident auf das Muͤnchs-Weſen ſehr erpicht/ und ward alles mit Kloͤſtern angefuͤllet/ welche zu erbauen Fuͤrſten und Herren allen Vor- ſchub thaten/ und ſie mit guten Ein- kuͤnfften verſahen. Und nach dem die gutwillige Freygebigkeit der Leute durch Aufrichtung ſo vieler alten reichen Kloͤ- ſter ſcheinete ermuͤdet zu ſeyn/ auch in denen die Menge derjenigen/ die nach ſolchem Leben verlangeten/ nicht Raum hatte/ entſtunden endlich im dreyzehen- den Seculo die Orden der Bettel-Muͤn- che/ welche deſto groͤſſern Schein der Heiligkeit hatten/ weil ſie nicht wolten an- C c c iiij
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vom Pabſt.
Ehre und gute Einkunfften erſetzet/ die
man ſo ruhig verzehren kan. Darne-
ben haben auch unzehliche Schwaͤrme
von Muͤnchen und Nonnen die Chri-
ſtenheit angefuͤllet. Dieſe Art Leute ha-
ben den Anfang genommen bey Zeiten
der groſſen Verfolgungen; im vierdten
aber und folgenden Seculis ſich ſehr ge-
mehret. Jedoch ernehreten ſie ſich An-
fangs von ihrer Hand-Arbeit; viele ga-
ben ihre Guͤter an die Armen/ wiewohl
ſie darzu nicht obligiret waren/ und leb-
ten unter der Biſchoͤffe Aufſicht nach
der in Canonibus vorgeſchriebenen Di-
ſciplin. Jm ſiebenden Seculo abſon-
derlich war man in Occident auf das
Muͤnchs-Weſen ſehr erpicht/ und ward
alles mit Kloͤſtern angefuͤllet/ welche zu
erbauen Fuͤrſten und Herren allen Vor-
ſchub thaten/ und ſie mit guten Ein-
kuͤnfften verſahen. Und nach dem die
gutwillige Freygebigkeit der Leute durch
Aufrichtung ſo vieler alten reichen Kloͤ-
ſter ſcheinete ermuͤdet zu ſeyn/ auch in
denen die Menge derjenigen/ die nach
ſolchem Leben verlangeten/ nicht Raum
hatte/ entſtunden endlich im dreyzehen-
den Seculo die Orden der Bettel-Muͤn-
che/ welche deſto groͤſſern Schein der
Heiligkeit hatten/ weil ſie nicht wolten
an-
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