Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
pum bringen möchte. Ja selbst Paulo
III.
war wegen des Käysers Glücke angst
und bange/ und hetzte den Frantzosen auf/
daß er sich solcher wachsenden Gewalt
des Käysers entgegen setzen/ und die Pro-
testant
en nicht gar zu Grunde gehen las-
sen solte/ auch sich hierinne gar der Tür-
cken Hülffe zugebrauchen/ weil er sich e-
lendiglich für einer Reformation des Rö-
mischen Hofes fürchtete. Endlich hat
auch der Pabst selbst mit seiner übeln
Conduite sich grossen Schaden gethan.
Denn es war ein groß Versehen/ daß
Leo X. so gar hitzig der Ablaß-Krämer
Partey nahm; auch dasjenige/ was
man zu disputiren angefangen mit einer
neuen Bulla An. 1518. den 9. Nov. definir-
te/ damit er allen Weg zu einem Accom-
modement,
und Luthero alle Hofnung
zum gütlichen Vergleich abschnit. Da
er doch vielmehr sich hätte neutral halten
sollen/ und beyden Parteyen stillzuschwei-
gen gebieten/ und Lutherum mit guter
Manier besänfftigen. So verfuhr auch
der Cardinal Cajetanus Anno 1519. zu
Augspurg gar unvorsichtig/ daß er die-
sen Mann so rauh tractirte, und da
er sich endlich erbote zu schweigen/ wenn
seine Widersacher dergleichen thäten/
diesen Vorschlag nicht annahm/ und

ihn

Das XII. Capitel
pum bringen moͤchte. Ja ſelbſt Paulo
III.
war wegen des Kaͤyſers Gluͤcke angſt
und bange/ und hetzte den Frantzoſen auf/
daß er ſich ſolcher wachſenden Gewalt
des Kaͤyſers entgegen ſetzen/ und die Pro-
teſtant
en nicht gar zu Grunde gehen laſ-
ſen ſolte/ auch ſich hierinne gar der Tuͤr-
cken Huͤlffe zugebrauchen/ weil er ſich e-
lendiglich fuͤr einer Reformation des Roͤ-
miſchen Hofes fuͤrchtete. Endlich hat
auch der Pabſt ſelbſt mit ſeiner uͤbeln
Conduite ſich groſſen Schaden gethan.
Denn es war ein groß Verſehen/ daß
Leo X. ſo gar hitzig der Ablaß-Kraͤmer
Partey nahm; auch dasjenige/ was
man zu diſputiren angefangen mit einer
neuen Bulla An. 1518. den 9. Nov. definir-
te/ damit er allen Weg zu einem Accom-
modement,
und Luthero alle Hofnung
zum guͤtlichen Vergleich abſchnit. Da
er doch vielmehr ſich haͤtte neutral halten
ſollen/ und beyden Parteyen ſtillzuſchwei-
gen gebieten/ und Lutherum mit guter
Manier beſaͤnfftigen. So verfuhr auch
der Cardinal Cajetanus Anno 1519. zu
Augſpurg gar unvorſichtig/ daß er die-
ſen Mann ſo rauh tractirte, und da
er ſich endlich erbote zu ſchweigen/ wenn
ſeine Widerſacher dergleichen thaͤten/
dieſen Vorſchlag nicht annahm/ und

ihn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0848" n="818"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">pum</hi> bringen mo&#x0364;chte. Ja &#x017F;elb&#x017F;t <hi rendition="#aq">Paulo<lb/>
III.</hi> war wegen des Ka&#x0364;y&#x017F;ers Glu&#x0364;cke ang&#x017F;t<lb/>
und bange/ und hetzte den Frantzo&#x017F;en auf/<lb/>
daß er &#x017F;ich &#x017F;olcher wach&#x017F;enden Gewalt<lb/>
des Ka&#x0364;y&#x017F;ers entgegen &#x017F;etzen/ und die <hi rendition="#aq">Pro-<lb/>
te&#x017F;tant</hi>en nicht gar zu Grunde gehen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;olte/ auch &#x017F;ich hierinne gar der Tu&#x0364;r-<lb/>
cken Hu&#x0364;lffe zugebrauchen/ weil er &#x017F;ich e-<lb/>
lendiglich fu&#x0364;r einer <hi rendition="#aq">Reformation</hi> des Ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;chen Hofes fu&#x0364;rchtete. Endlich hat<lb/>
auch der Pab&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t mit &#x017F;einer u&#x0364;beln<lb/><hi rendition="#aq">Conduite</hi> &#x017F;ich gro&#x017F;&#x017F;en Schaden gethan.<lb/>
Denn es war ein groß Ver&#x017F;ehen/ daß<lb/><hi rendition="#aq">Leo X.</hi> &#x017F;o gar hitzig der Ablaß-Kra&#x0364;mer<lb/>
Partey nahm; auch dasjenige/ was<lb/>
man zu <hi rendition="#aq">di&#x017F;putir</hi>en angefangen mit einer<lb/>
neuen <hi rendition="#aq">Bulla</hi> An. 1518. den 9. Nov. <hi rendition="#aq">definir-</hi><lb/>
te/ damit er allen Weg zu einem <hi rendition="#aq">Accom-<lb/>
modement,</hi> und <hi rendition="#aq">Luthero</hi> alle Hofnung<lb/>
zum gu&#x0364;tlichen Vergleich ab&#x017F;chnit. Da<lb/>
er doch vielmehr &#x017F;ich ha&#x0364;tte <hi rendition="#aq">neutral</hi> halten<lb/>
&#x017F;ollen/ und beyden Parteyen &#x017F;tillzu&#x017F;chwei-<lb/>
gen gebieten/ und <hi rendition="#aq">Lutherum</hi> mit guter<lb/>
Manier be&#x017F;a&#x0364;nfftigen. So verfuhr auch<lb/>
der <hi rendition="#aq">Cardinal Cajetanus</hi> Anno 1519. zu<lb/>
Aug&#x017F;purg gar unvor&#x017F;ichtig/ daß er die-<lb/>
&#x017F;en Mann &#x017F;o rauh <hi rendition="#aq">tractirte,</hi> und da<lb/>
er &#x017F;ich endlich erbote zu &#x017F;chweigen/ wenn<lb/>
&#x017F;eine Wider&#x017F;acher dergleichen tha&#x0364;ten/<lb/>
die&#x017F;en Vor&#x017F;chlag nicht annahm/ und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ihn</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[818/0848] Das XII. Capitel pum bringen moͤchte. Ja ſelbſt Paulo III. war wegen des Kaͤyſers Gluͤcke angſt und bange/ und hetzte den Frantzoſen auf/ daß er ſich ſolcher wachſenden Gewalt des Kaͤyſers entgegen ſetzen/ und die Pro- teſtanten nicht gar zu Grunde gehen laſ- ſen ſolte/ auch ſich hierinne gar der Tuͤr- cken Huͤlffe zugebrauchen/ weil er ſich e- lendiglich fuͤr einer Reformation des Roͤ- miſchen Hofes fuͤrchtete. Endlich hat auch der Pabſt ſelbſt mit ſeiner uͤbeln Conduite ſich groſſen Schaden gethan. Denn es war ein groß Verſehen/ daß Leo X. ſo gar hitzig der Ablaß-Kraͤmer Partey nahm; auch dasjenige/ was man zu diſputiren angefangen mit einer neuen Bulla An. 1518. den 9. Nov. definir- te/ damit er allen Weg zu einem Accom- modement, und Luthero alle Hofnung zum guͤtlichen Vergleich abſchnit. Da er doch vielmehr ſich haͤtte neutral halten ſollen/ und beyden Parteyen ſtillzuſchwei- gen gebieten/ und Lutherum mit guter Manier beſaͤnfftigen. So verfuhr auch der Cardinal Cajetanus Anno 1519. zu Augſpurg gar unvorſichtig/ daß er die- ſen Mann ſo rauh tractirte, und da er ſich endlich erbote zu ſchweigen/ wenn ſeine Widerſacher dergleichen thaͤten/ dieſen Vorſchlag nicht annahm/ und ihn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/848
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 818. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/848>, abgerufen am 22.11.2024.