Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XII. Capitel
die Hitze und Thorheit der Jugend abge-
leget/ und dem also das Alter und Erfah-
Qualitä-
ten eines/
der Pabst
werden
will.
rung Ansehen giebet. Dieses ist auch
wohl bey der Päbstlichen Wahl ange-
ordnet/ daß man muß zwey dritte Part
Stimmen haben/ damit der Erwehlte
nicht allzuvielen aus dem Collegio der
Cardinäle mißfalle. Sonsten pflegt
man itziger Zeit bey Wehlung eines
Pabsts meistens dahin zu sehen/ daß er
kein Transalpinus, sondern ein Jtaliäner
sey; welches nicht allein deswegen geschie-
het/ daß sie die Ehre und Nutz des Päbst-
lichen Stuhls mehr den Einheimischen
als Frembden gönnen wollen; sondern
auch weil dessen Sicherheit und Erhal-
tung daran hänget/ daß Franckreich
und Spanien wohl balanciret werden.
Welches aequilibrium ein Frantzösischer
oder Spanischer Pabst bald umbkehren/
und seiner Nation allzuviel Vortheil ge-
ben/ und damit andere vom Päbstlichen
Stuhl abwendig machen würde. Man
nimmt auch gerne einen alten/ und nicht
einen jungen/ damit auch andere Hoff-
nung haben können zu der Würde zu ge-
langen/ und daß er bey allzulanger Re-
gierung nicht etwa ihre maximen verän-
dere/ oder allzugrosse Macht und Reich-
thum an seine Familie hencke/ und so viel

Crea-

Das XII. Capitel
die Hitze und Thorheit der Jugend abge-
leget/ und dem alſo das Alter und Erfah-
Qualitaͤ-
ten eines/
der Pabſt
werden
will.
rung Anſehen giebet. Dieſes iſt auch
wohl bey der Paͤbſtlichen Wahl ange-
ordnet/ daß man muß zwey dritte Part
Stimmen haben/ damit der Erwehlte
nicht allzuvielen aus dem Collegio der
Cardinaͤle mißfalle. Sonſten pflegt
man itziger Zeit bey Wehlung eines
Pabſts meiſtens dahin zu ſehen/ daß er
kein Tranſalpinus, ſondern ein Jtaliaͤner
ſey; welches nicht allein deswegen geſchie-
het/ daß ſie die Ehre und Nutz des Paͤbſt-
lichen Stuhls mehr den Einheimiſchen
als Frembden goͤnnen wollen; ſondern
auch weil deſſen Sicherheit und Erhal-
tung daran haͤnget/ daß Franckreich
und Spanien wohl balanciret werden.
Welches æquilibrium ein Frantzoͤſiſcher
oder Spaniſcher Pabſt bald umbkehren/
und ſeiner Nation allzuviel Vortheil ge-
ben/ und damit andere vom Paͤbſtlichen
Stuhl abwendig machen wuͤrde. Man
nimmt auch gerne einen alten/ und nicht
einen jungen/ damit auch andere Hoff-
nung haben koͤnnen zu der Wuͤrde zu ge-
langen/ und daß er bey allzulanger Re-
gierung nicht etwa ihre maximen veraͤn-
dere/ oder allzugroſſe Macht und Reich-
thum an ſeine Familie hencke/ und ſo viel

Crea-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0874" n="844"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XII.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
die Hitze und Thorheit der Jugend abge-<lb/>
leget/ und dem al&#x017F;o das Alter und Erfah-<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Qualit</hi>a&#x0364;-<lb/>
ten eines/<lb/>
der Pab&#x017F;t<lb/>
werden<lb/>
will.</note>rung An&#x017F;ehen giebet. Die&#x017F;es i&#x017F;t auch<lb/>
wohl bey der Pa&#x0364;b&#x017F;tlichen Wahl ange-<lb/>
ordnet/ daß man muß zwey dritte Part<lb/>
Stimmen haben/ damit der Erwehlte<lb/>
nicht allzuvielen aus dem <hi rendition="#aq">Collegio</hi> der<lb/>
Cardina&#x0364;le mißfalle. Son&#x017F;ten pflegt<lb/>
man itziger Zeit bey Wehlung eines<lb/>
Pab&#x017F;ts mei&#x017F;tens dahin zu &#x017F;ehen/ daß er<lb/>
kein <hi rendition="#aq">Tran&#x017F;alpinus,</hi> &#x017F;ondern ein Jtalia&#x0364;ner<lb/>
&#x017F;ey; welches nicht allein deswegen ge&#x017F;chie-<lb/>
het/ daß &#x017F;ie die Ehre und Nutz des Pa&#x0364;b&#x017F;t-<lb/>
lichen Stuhls mehr den Einheimi&#x017F;chen<lb/>
als Frembden go&#x0364;nnen wollen; &#x017F;ondern<lb/>
auch weil de&#x017F;&#x017F;en Sicherheit und Erhal-<lb/>
tung daran ha&#x0364;nget/ daß Franckreich<lb/>
und Spanien wohl <hi rendition="#aq">balanciret</hi> werden.<lb/>
Welches <hi rendition="#aq">æquilibrium</hi> ein Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;cher<lb/>
oder Spani&#x017F;cher Pab&#x017F;t bald umbkehren/<lb/>
und &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Nation</hi> allzuviel Vortheil ge-<lb/>
ben/ und damit andere vom Pa&#x0364;b&#x017F;tlichen<lb/>
Stuhl abwendig machen wu&#x0364;rde. Man<lb/>
nimmt auch gerne einen alten/ und nicht<lb/>
einen jungen/ damit auch andere Hoff-<lb/>
nung haben ko&#x0364;nnen zu der Wu&#x0364;rde zu ge-<lb/>
langen/ und daß er bey allzulanger Re-<lb/>
gierung nicht etwa ihre <hi rendition="#aq">maxim</hi>en vera&#x0364;n-<lb/>
dere/ oder allzugro&#x017F;&#x017F;e Macht und Reich-<lb/>
thum an &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Familie</hi> hencke/ und &#x017F;o viel<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Crea-</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[844/0874] Das XII. Capitel die Hitze und Thorheit der Jugend abge- leget/ und dem alſo das Alter und Erfah- rung Anſehen giebet. Dieſes iſt auch wohl bey der Paͤbſtlichen Wahl ange- ordnet/ daß man muß zwey dritte Part Stimmen haben/ damit der Erwehlte nicht allzuvielen aus dem Collegio der Cardinaͤle mißfalle. Sonſten pflegt man itziger Zeit bey Wehlung eines Pabſts meiſtens dahin zu ſehen/ daß er kein Tranſalpinus, ſondern ein Jtaliaͤner ſey; welches nicht allein deswegen geſchie- het/ daß ſie die Ehre und Nutz des Paͤbſt- lichen Stuhls mehr den Einheimiſchen als Frembden goͤnnen wollen; ſondern auch weil deſſen Sicherheit und Erhal- tung daran haͤnget/ daß Franckreich und Spanien wohl balanciret werden. Welches æquilibrium ein Frantzoͤſiſcher oder Spaniſcher Pabſt bald umbkehren/ und ſeiner Nation allzuviel Vortheil ge- ben/ und damit andere vom Paͤbſtlichen Stuhl abwendig machen wuͤrde. Man nimmt auch gerne einen alten/ und nicht einen jungen/ damit auch andere Hoff- nung haben koͤnnen zu der Wuͤrde zu ge- langen/ und daß er bey allzulanger Re- gierung nicht etwa ihre maximen veraͤn- dere/ oder allzugroſſe Macht und Reich- thum an ſeine Familie hencke/ und ſo viel Crea- Qualitaͤ- ten eines/ der Pabſt werden will.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/874
Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 844. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/874>, abgerufen am 22.11.2024.