Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.Geschichte: Weiß. und oft sehr naturgemäß beschrieben, doch war Werner nicht Mathematikerund konnte daher auch zur tiefern Kenntniß nichts beitragen, dagegen wird der Glanz, Bruch, Strich, Härte, Klang etc. in der besten Weise hervorgehoben. Auch das Anfühlen, die Kälte, die Schwere, selbst der Geruch und der Geschmack müssen zur Vervollständigung des Bildes bei- tragen. Ostern 1775 bekam er schon einen Ruf als Lehrer der Minera- logie und Bergbaukunst an die Bergakademie von Freiberg, wo er 42 Jahre mit einem Erfolg wirkte, wie sich nur Wenige rühmen können. Anfangs wurden Mineralogie und Bergbaukunst bei den Vorträgen vereinigt ge- lassen, doch schon im nächsten Jahre trat das Bedürfniß der Trennung ein. Etwa um 1779 schied er auch die Gebirgslehre, welche er in einer erweiterten Form zum ersten Male 1785 unter dem Namen Geognosie las, während schon 1780 die Mineralogie in ihrer Abgränzung gegen die Gebirgslehre vorgetragen wurde. Leider hat Werner wenig geschrieben, bei seinen Vorlesungen legte er Cronstedt's Försök till Mineralogie zu Grunde, von der er 1780 den ersten Theil übersetzt und vermehrt herausgab. Sein vollständiges System schrieb zuerst Emmerling (Lehrbuch der Mineralogie 1793), aber gegen seinen Willen, später mit seinem Willen Hoffmann (Handbuch der Mineralogie 1811--13), fortgesetzt von Breithaupt 1815--17). Am Ende des 4ten Bandes findet sich "Werner's letztes Mineralsystem" 1817, das sich nach seinem Tode unter seinen Schriften fand. Es enthält 317 meist wohl begründete Arten. Auf den Schultern dieses berühmten Lehrers erhoben sich die Mineralogen unseres Jahrhunderts. Sein "vorzüglichster Schüler" war Christian Samuel Weiß, geboren 26. Febr. 1780 zu Leipzig, Geſchichte: Weiß. und oft ſehr naturgemäß beſchrieben, doch war Werner nicht Mathematikerund konnte daher auch zur tiefern Kenntniß nichts beitragen, dagegen wird der Glanz, Bruch, Strich, Härte, Klang ꝛc. in der beſten Weiſe hervorgehoben. Auch das Anfühlen, die Kälte, die Schwere, ſelbſt der Geruch und der Geſchmack müſſen zur Vervollſtändigung des Bildes bei- tragen. Oſtern 1775 bekam er ſchon einen Ruf als Lehrer der Minera- logie und Bergbaukunſt an die Bergakademie von Freiberg, wo er 42 Jahre mit einem Erfolg wirkte, wie ſich nur Wenige rühmen können. Anfangs wurden Mineralogie und Bergbaukunſt bei den Vorträgen vereinigt ge- laſſen, doch ſchon im nächſten Jahre trat das Bedürfniß der Trennung ein. Etwa um 1779 ſchied er auch die Gebirgslehre, welche er in einer erweiterten Form zum erſten Male 1785 unter dem Namen Geognoſie las, während ſchon 1780 die Mineralogie in ihrer Abgränzung gegen die Gebirgslehre vorgetragen wurde. Leider hat Werner wenig geſchrieben, bei ſeinen Vorleſungen legte er Cronſtedt’s Försök till Mineralogie zu Grunde, von der er 1780 den erſten Theil überſetzt und vermehrt herausgab. Sein vollſtändiges Syſtem ſchrieb zuerſt Emmerling (Lehrbuch der Mineralogie 1793), aber gegen ſeinen Willen, ſpäter mit ſeinem Willen Hoffmann (Handbuch der Mineralogie 1811—13), fortgeſetzt von Breithaupt 1815—17). Am Ende des 4ten Bandes findet ſich „Werner’s letztes Mineralſyſtem“ 1817, das ſich nach ſeinem Tode unter ſeinen Schriften fand. Es enthält 317 meiſt wohl begründete Arten. Auf den Schultern dieſes berühmten Lehrers erhoben ſich die Mineralogen unſeres Jahrhunderts. Sein „vorzüglichſter Schüler“ war Chriſtian Samuel Weiß, geboren 26. 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Geſchichte: Weiß.
und oft ſehr naturgemäß beſchrieben, doch war Werner nicht Mathematiker
und konnte daher auch zur tiefern Kenntniß nichts beitragen, dagegen
wird der Glanz, Bruch, Strich, Härte, Klang ꝛc. in der beſten Weiſe
hervorgehoben. Auch das Anfühlen, die Kälte, die Schwere, ſelbſt der
Geruch und der Geſchmack müſſen zur Vervollſtändigung des Bildes bei-
tragen. Oſtern 1775 bekam er ſchon einen Ruf als Lehrer der Minera-
logie und Bergbaukunſt an die Bergakademie von Freiberg, wo er 42 Jahre
mit einem Erfolg wirkte, wie ſich nur Wenige rühmen können. Anfangs
wurden Mineralogie und Bergbaukunſt bei den Vorträgen vereinigt ge-
laſſen, doch ſchon im nächſten Jahre trat das Bedürfniß der Trennung
ein. Etwa um 1779 ſchied er auch die Gebirgslehre, welche er in einer
erweiterten Form zum erſten Male 1785 unter dem Namen Geognoſie
las, während ſchon 1780 die Mineralogie in ihrer Abgränzung gegen die
Gebirgslehre vorgetragen wurde. Leider hat Werner wenig geſchrieben,
bei ſeinen Vorleſungen legte er Cronſtedt’s Försök till Mineralogie zu
Grunde, von der er 1780 den erſten Theil überſetzt und vermehrt
herausgab. Sein vollſtändiges Syſtem ſchrieb zuerſt Emmerling (Lehrbuch
der Mineralogie 1793), aber gegen ſeinen Willen, ſpäter mit ſeinem
Willen Hoffmann (Handbuch der Mineralogie 1811—13), fortgeſetzt von
Breithaupt 1815—17). Am Ende des 4ten Bandes findet ſich „Werner’s
letztes Mineralſyſtem“ 1817, das ſich nach ſeinem Tode unter ſeinen
Schriften fand. Es enthält 317 meiſt wohl begründete Arten. Auf den
Schultern dieſes berühmten Lehrers erhoben ſich die Mineralogen unſeres
Jahrhunderts. Sein „vorzüglichſter Schüler“ war
Chriſtian Samuel Weiß, geboren 26. Febr. 1780 zu Leipzig,
alſo in demſelben Jahre, wo zum erſten Mal auf einem deutſchen Lehr-
ſtuhle die Mineralogie in ihrem ſelbſtändigen Inhalte vorgetragen wurde.
Er ging bald über Werner hinaus und Hauy zog ihn an, den er in
Paris aufſuchte, und deſſen Lehrbuch er überſetzte (1804—1810) und mit
einzelnen Anmerkungen verſah. Eine merkwürdige Abhandlung über die
„dynamiſche Anſicht der Kryſtalliſation“ finden wir I. pag. 365. Weiß
polemiſirt hier gegen die atomiſtiſche Lehre Hauy’s, und weist nach, daß
nicht blos den Flächen der Kerngeſtalt Blätterbrüche parallel gehen, ſondern
daß auch den ſekundären ein verſteckter Durchgang der Blätter entſpreche,
daß mit einem Worte die Blätterbrüche das ganze Innere des Kryſtalks
beherrſchen. Die Blätterbrüche ſelbſt hiengen von gewiſſen „Kryſtalliſa-
tionsrichtungen“ ab, welche im Innern des Kryſtalls wirken. Der Feld-
ſpath (Hauy Mineral. II, 711) wurde bereits 1804 in ſeiner richtigen
Stellung erkannt, und der Zuſammenhang ſeiner Flächen nach Zonen
gruppirt! Ja bei dem ſchon damals richtig gedeuteten Epidot (III, 141)
ſteht klar ausgeſprochen, daß durch das Fallen einer Fläche in zwei Zonen
ihre Lage geometriſch beſtimmt ſei (1806). Hierin liegen offenbar die
Keime für die ſpätere Deductionslehre. 1808 zum ordentlichen Profeſſor
der Phyſik nach Leipzig berufen, wird bereits in einer lateiniſchen Diſſer-
tation, de indagando formarum crystallinarum charactere geometrico
principali 1809, die neue Anordnung der Kryſtalle auseinander geſetzt.
Wir finden nicht nur die Bedeutung der Axen hervorgehoben: axis vero
linea est omnis figurae dominatrix, circa quam omnia aequabiliter sunt
disposita. Eam omnia spectant, eaque quasi communi vinculo et com-
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