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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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und Welle, Sonne und Wind gelassen, aber Dich
Armen, zu Deinem Besten mir hier anbefohlen hat!'"

"Sie bleiben doch nun auch, wenigstens für
einige Zeit, hier bei uns?" fragte Schlappes Schwester;
er aber wendete sich wieder zu mir:

"Die alte Heldin dort hinter der letzten Hecke
des Vogelsangs! Der Brief, in dem ich ihr meinen
Besuch von Southampton aus anmeldete, ist erst
heute Morgen hier angelangt. So fand sie mich
gestern Abend an unserer Gartenthür lehnend, als
sie von Dir und Deines Vaters Sarge nach Haus
kam. Ich brauche ein Jahr mindestens, um ihr für
den diesmaligen Schrecken, den ich ihr einjagte,
Genugthuung zu geben. Du lieber Himmel, sie da
in den Armen zu halten, und die alten guten Redens¬
arten im alten Ton wieder zu hören! O, wie oft
habe ich in der Fremde ihr: Du dummer Junge!
im Ohr gehabt, -- und nun es sich wieder zwischen
Lachen und Weinen sagen lassen zu dürfen! Eine
Stunde hatte ich am Zaun zu warten, bis sie mit
dem Hausschlüssel kam, den verlaufenen Hund ein¬
zulassen. Da habe ich Zeit gehabt, mir die neue
Mauerwerksherrlichkeit zu betrachten, in der sie --
sie allein das Ihrige -- das Unserige festgehalten
hatte; -- und für wen? für wen? Da stand der
Narr, der von der Schmetterlings- und Seifenblasen¬

und Welle, Sonne und Wind gelaſſen, aber Dich
Armen, zu Deinem Beſten mir hier anbefohlen hat!’“

„Sie bleiben doch nun auch, wenigſtens für
einige Zeit, hier bei uns?“ fragte Schlappes Schweſter;
er aber wendete ſich wieder zu mir:

„Die alte Heldin dort hinter der letzten Hecke
des Vogelſangs! Der Brief, in dem ich ihr meinen
Beſuch von Southampton aus anmeldete, iſt erſt
heute Morgen hier angelangt. So fand ſie mich
geſtern Abend an unſerer Gartenthür lehnend, als
ſie von Dir und Deines Vaters Sarge nach Haus
kam. Ich brauche ein Jahr mindeſtens, um ihr für
den diesmaligen Schrecken, den ich ihr einjagte,
Genugthuung zu geben. Du lieber Himmel, ſie da
in den Armen zu halten, und die alten guten Redens¬
arten im alten Ton wieder zu hören! O, wie oft
habe ich in der Fremde ihr: Du dummer Junge!
im Ohr gehabt, — und nun es ſich wieder zwiſchen
Lachen und Weinen ſagen laſſen zu dürfen! Eine
Stunde hatte ich am Zaun zu warten, bis ſie mit
dem Hausſchlüſſel kam, den verlaufenen Hund ein¬
zulaſſen. Da habe ich Zeit gehabt, mir die neue
Mauerwerksherrlichkeit zu betrachten, in der ſie —
ſie allein das Ihrige — das Unſerige feſtgehalten
hatte; — und für wen? für wen? Da ſtand der
Narr, der von der Schmetterlings- und Seifenblaſen¬

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[219/0229] und Welle, Sonne und Wind gelaſſen, aber Dich Armen, zu Deinem Beſten mir hier anbefohlen hat!’“ „Sie bleiben doch nun auch, wenigſtens für einige Zeit, hier bei uns?“ fragte Schlappes Schweſter; er aber wendete ſich wieder zu mir: „Die alte Heldin dort hinter der letzten Hecke des Vogelſangs! Der Brief, in dem ich ihr meinen Beſuch von Southampton aus anmeldete, iſt erſt heute Morgen hier angelangt. So fand ſie mich geſtern Abend an unſerer Gartenthür lehnend, als ſie von Dir und Deines Vaters Sarge nach Haus kam. Ich brauche ein Jahr mindeſtens, um ihr für den diesmaligen Schrecken, den ich ihr einjagte, Genugthuung zu geben. Du lieber Himmel, ſie da in den Armen zu halten, und die alten guten Redens¬ arten im alten Ton wieder zu hören! O, wie oft habe ich in der Fremde ihr: Du dummer Junge! im Ohr gehabt, — und nun es ſich wieder zwiſchen Lachen und Weinen ſagen laſſen zu dürfen! Eine Stunde hatte ich am Zaun zu warten, bis ſie mit dem Hausſchlüſſel kam, den verlaufenen Hund ein¬ zulaſſen. Da habe ich Zeit gehabt, mir die neue Mauerwerksherrlichkeit zu betrachten, in der ſie — ſie allein das Ihrige — das Unſerige feſtgehalten hatte; — und für wen? für wen? Da ſtand der Narr, der von der Schmetterlings- und Seifenblaſen¬

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/229>, abgerufen am 23.11.2024.