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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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Mama! Mama! zu heulen. Wer sollte um den
Narren Bescheid wissen, wenn ich nicht? Hätte er
mir das Kind, die Helene heimbringen können, so
wäre es freilich etwas Anderes gewesen; aber das
ist wohl nicht seine schlimmste Fehljagd nach dem
Glück gewesen, daß Mistreß Mungo nicht in das
letzte Grün des Vogelsangs hineinpaßte.' -- Jetzt
laßt mich gehen, Leutchen; jawohl, gnädige Frau,
für einige Zeit bleibe ich im Lande, und nun machen
Sie kein zu bedenkliches Gesicht hierzu. Ich lasse
Ihnen Ihr wohlerworbenes Eigenthum. Sehen Sie
da lächelt Freund Krumhardt -- selbst nach seinem
traurigen Tagesgeschäft. Es geht doch nichts über
eine trauliche Abendunterhaltung so bis in den
nächsten Morgen hinein!"

Ob ich gelächelt habe, kann ich nicht sagen; aber
das weiß ich, daß, als er gegangen war und wir
nun wieder allein bei der schon in den Tag hinein¬
glimmenden Lampe waren, meine Frau sich wie angst¬
voll an mich drängte, mir die Arme um den Hals
warf und rief:

"Welch ein Mensch, welch ein lieber und un¬
heimlicher Mensch! Also das ist Dein Freund? Mit
dem bist Du aufgewachsen in eurer Vorstadt, während
in meiner Eltern Hause Niemand von euch wußte.
O, jetzt begreife ich es, daß Der einem Menschen das

Mama! Mama! zu heulen. Wer ſollte um den
Narren Beſcheid wiſſen, wenn ich nicht? Hätte er
mir das Kind, die Helene heimbringen können, ſo
wäre es freilich etwas Anderes geweſen; aber das
iſt wohl nicht ſeine ſchlimmſte Fehljagd nach dem
Glück geweſen, daß Miſtreß Mungo nicht in das
letzte Grün des Vogelſangs hineinpaßte.‘ — Jetzt
laßt mich gehen, Leutchen; jawohl, gnädige Frau,
für einige Zeit bleibe ich im Lande, und nun machen
Sie kein zu bedenkliches Geſicht hierzu. Ich laſſe
Ihnen Ihr wohlerworbenes Eigenthum. Sehen Sie
da lächelt Freund Krumhardt — ſelbſt nach ſeinem
traurigen Tagesgeſchäft. Es geht doch nichts über
eine trauliche Abendunterhaltung ſo bis in den
nächſten Morgen hinein!“

Ob ich gelächelt habe, kann ich nicht ſagen; aber
das weiß ich, daß, als er gegangen war und wir
nun wieder allein bei der ſchon in den Tag hinein¬
glimmenden Lampe waren, meine Frau ſich wie angſt¬
voll an mich drängte, mir die Arme um den Hals
warf und rief:

„Welch ein Menſch, welch ein lieber und un¬
heimlicher Menſch! Alſo das iſt Dein Freund? Mit
dem biſt Du aufgewachſen in eurer Vorſtadt, während
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[221/0231] Mama! Mama! zu heulen. Wer ſollte um den Narren Beſcheid wiſſen, wenn ich nicht? Hätte er mir das Kind, die Helene heimbringen können, ſo wäre es freilich etwas Anderes geweſen; aber das iſt wohl nicht ſeine ſchlimmſte Fehljagd nach dem Glück geweſen, daß Miſtreß Mungo nicht in das letzte Grün des Vogelſangs hineinpaßte.‘ — Jetzt laßt mich gehen, Leutchen; jawohl, gnädige Frau, für einige Zeit bleibe ich im Lande, und nun machen Sie kein zu bedenkliches Geſicht hierzu. Ich laſſe Ihnen Ihr wohlerworbenes Eigenthum. Sehen Sie da lächelt Freund Krumhardt — ſelbſt nach ſeinem traurigen Tagesgeſchäft. Es geht doch nichts über eine trauliche Abendunterhaltung ſo bis in den nächſten Morgen hinein!“ Ob ich gelächelt habe, kann ich nicht ſagen; aber das weiß ich, daß, als er gegangen war und wir nun wieder allein bei der ſchon in den Tag hinein¬ glimmenden Lampe waren, meine Frau ſich wie angſt¬ voll an mich drängte, mir die Arme um den Hals warf und rief: „Welch ein Menſch, welch ein lieber und un¬ heimlicher Menſch! Alſo das iſt Dein Freund? Mit dem biſt Du aufgewachſen in eurer Vorſtadt, während in meiner Eltern Hauſe Niemand von euch wußte. O, jetzt begreife ich es, daß Der einem Menſchen das

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/231>, abgerufen am 24.11.2024.