Leben retten kann, bloß um sich über ihn lustig zu machen, wie er über meinen Bruder Ferdy! Daß er um ein thörichtes Mädchen seine Mutter, sein Vater¬ land, seine Aussichten in der Heimath aufgeben konnte, und -- sieh -- so recht sagen kann ich es nicht, aber ich fühle es und weiß es sicher, daß, wenn er nachher scherzhafte Briefe an seine Mutter über seine Täuschungen und Enttäuschung geschrieben hat, die ihm aus dem Herzen und einem ruhigen, für mich als ein armes Frauenzimmer etwas zu ruhigen Herzen gekommen sind. Mit welchem Lächeln er von Dir, mein bester Karl, als von meinem Eigen¬ thum sprach! Sieh, wir wissen nicht, wie er jetzt heimgekommen ist, ob mit Geld oder ohne; aber ein Eigenthum hat Der nicht mehr in der Welt und an der Welt, und was für mich und Unseresgleichen sehr trostlos ist: will es auch nicht haben. Was kann denn Der von alle dem, was uns Anderen Freude macht, noch gebrauchen? Und was kann ihm noch Sorge machen und Schmerz und Verlust fürchten lassen, nach Allem, was er uns erzählt und wie er zu uns ge¬ sprochen hat in dieser Nacht? Der hat keines Menschen Hilfe und Trost mehr nöthig, -- auch Deinen nicht, Karl. O, das ist ein sehr gefährlicher Mensch; jetzt be¬ greife ich wohl, daß hier in unserer kleinen Welt Niemand etwas mit ihm hat anfangen können, daß
Leben retten kann, bloß um ſich über ihn luſtig zu machen, wie er über meinen Bruder Ferdy! Daß er um ein thörichtes Mädchen ſeine Mutter, ſein Vater¬ land, ſeine Ausſichten in der Heimath aufgeben konnte, und — ſieh — ſo recht ſagen kann ich es nicht, aber ich fühle es und weiß es ſicher, daß, wenn er nachher ſcherzhafte Briefe an ſeine Mutter über ſeine Täuſchungen und Enttäuſchung geſchrieben hat, die ihm aus dem Herzen und einem ruhigen, für mich als ein armes Frauenzimmer etwas zu ruhigen Herzen gekommen ſind. Mit welchem Lächeln er von Dir, mein beſter Karl, als von meinem Eigen¬ thum ſprach! Sieh, wir wiſſen nicht, wie er jetzt heimgekommen iſt, ob mit Geld oder ohne; aber ein Eigenthum hat Der nicht mehr in der Welt und an der Welt, und was für mich und Unſeresgleichen ſehr troſtlos iſt: will es auch nicht haben. Was kann denn Der von alle dem, was uns Anderen Freude macht, noch gebrauchen? Und was kann ihm noch Sorge machen und Schmerz und Verluſt fürchten laſſen, nach Allem, was er uns erzählt und wie er zu uns ge¬ ſprochen hat in dieſer Nacht? Der hat keines Menſchen Hilfe und Troſt mehr nöthig, — auch Deinen nicht, Karl. O, das iſt ein ſehr gefährlicher Menſch; jetzt be¬ greife ich wohl, daß hier in unſerer kleinen Welt Niemand etwas mit ihm hat anfangen können, daß
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Leben retten kann, bloß um ſich über ihn luſtig zu
machen, wie er über meinen Bruder Ferdy! Daß er
um ein thörichtes Mädchen ſeine Mutter, ſein Vater¬
land, ſeine Ausſichten in der Heimath aufgeben konnte,
und — ſieh — ſo recht ſagen kann ich es nicht,
aber ich fühle es und weiß es ſicher, daß, wenn er
nachher ſcherzhafte Briefe an ſeine Mutter über ſeine
Täuſchungen und Enttäuſchung geſchrieben hat, die
ihm aus dem Herzen und einem ruhigen, für mich
als ein armes Frauenzimmer etwas zu ruhigen
Herzen gekommen ſind. Mit welchem Lächeln er
von Dir, mein beſter Karl, als von meinem Eigen¬
thum ſprach! Sieh, wir wiſſen nicht, wie er jetzt
heimgekommen iſt, ob mit Geld oder ohne; aber ein
Eigenthum hat Der nicht mehr in der Welt und an
der Welt, und was für mich und Unſeresgleichen ſehr
troſtlos iſt: will es auch nicht haben. Was kann
denn Der von alle dem, was uns Anderen Freude macht,
noch gebrauchen? Und was kann ihm noch Sorge
machen und Schmerz und Verluſt fürchten laſſen, nach
Allem, was er uns erzählt und wie er zu uns ge¬
ſprochen hat in dieſer Nacht? Der hat keines Menſchen
Hilfe und Troſt mehr nöthig, — auch Deinen nicht,
Karl. O, das iſt ein ſehr gefährlicher Menſch; jetzt be¬
greife ich wohl, daß hier in unſerer kleinen Welt
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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/232>, abgerufen am 23.11.2024.
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