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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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fahren väterlicher Seite hat kaum noch viel Bedeutung
für sie. Was in der Dorotheenstraße noch pietätvoll
zusammengetragen worden war, das dient in der
jetzigen Villa des Beaux in den Gemächern nur noch
hie und da zur Zier, und im Salon der Frau
Kommerzienräthin schaut der erste brandenburgische
Ahnherr, der Sieur Antoine des Beaux, dem der
Große Kurfürst seiner Zeit die Hand geschüttelt hat,
von der Wand aus seinem Clair-obscur ernst, aber
auch ruhig in das Plein-air des laufenden Tages
hinein. Das Bild hat Kunstwerth: von wieviel Wänden
wird es wohl noch auf fremde Leute hinuntersehen?

Und Leonie? Leonie des Beaux?

Von der wissen die Kinder ihres Bruders nur
zu sagen, daß sie sehr gut, aber nur einmal auf längere
Zeit zu ihnen und Papa und Mama vom Rheine her
gekommen sei, ohne daß Einer im Hause oder sonst
Jemand sehr krank gelegen habe.

Leonie des Beaux hatte sich wie Velten Andres
ihres Eigenthums an der Welt entledigt, sie war
Diakonissin zu Kaiserswerth geworden und diente dem
Herrn jetzt auf einer "Arbeitsstation" in Deutsch-
Lothringen. Da ich die Feder auch nicht in ihre Hand
legen kann, hatte ich dieses zu den Akten zn bringen,
ehe ich weiter schreibe in Sachen Velten Andres
und -- Helene Trotzendorff. -- -- --

fahren väterlicher Seite hat kaum noch viel Bedeutung
für ſie. Was in der Dorotheenſtraße noch pietätvoll
zuſammengetragen worden war, das dient in der
jetzigen Villa des Beaux in den Gemächern nur noch
hie und da zur Zier, und im Salon der Frau
Kommerzienräthin ſchaut der erſte brandenburgiſche
Ahnherr, der Sieur Antoine des Beaux, dem der
Große Kurfürſt ſeiner Zeit die Hand geſchüttelt hat,
von der Wand aus ſeinem Clair-obscur ernſt, aber
auch ruhig in das Plein-air des laufenden Tages
hinein. Das Bild hat Kunſtwerth: von wieviel Wänden
wird es wohl noch auf fremde Leute hinunterſehen?

Und Leonie? Leonie des Beaux?

Von der wiſſen die Kinder ihres Bruders nur
zu ſagen, daß ſie ſehr gut, aber nur einmal auf längere
Zeit zu ihnen und Papa und Mama vom Rheine her
gekommen ſei, ohne daß Einer im Hauſe oder ſonſt
Jemand ſehr krank gelegen habe.

Leonie des Beaux hatte ſich wie Velten Andres
ihres Eigenthums an der Welt entledigt, ſie war
Diakoniſſin zu Kaiſerswerth geworden und diente dem
Herrn jetzt auf einer „Arbeitsſtation“ in Deutſch-
Lothringen. Da ich die Feder auch nicht in ihre Hand
legen kann, hatte ich dieſes zu den Akten zn bringen,
ehe ich weiter ſchreibe in Sachen Velten Andres
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[285/0295] fahren väterlicher Seite hat kaum noch viel Bedeutung für ſie. Was in der Dorotheenſtraße noch pietätvoll zuſammengetragen worden war, das dient in der jetzigen Villa des Beaux in den Gemächern nur noch hie und da zur Zier, und im Salon der Frau Kommerzienräthin ſchaut der erſte brandenburgiſche Ahnherr, der Sieur Antoine des Beaux, dem der Große Kurfürſt ſeiner Zeit die Hand geſchüttelt hat, von der Wand aus ſeinem Clair-obscur ernſt, aber auch ruhig in das Plein-air des laufenden Tages hinein. Das Bild hat Kunſtwerth: von wieviel Wänden wird es wohl noch auf fremde Leute hinunterſehen? Und Leonie? Leonie des Beaux? Von der wiſſen die Kinder ihres Bruders nur zu ſagen, daß ſie ſehr gut, aber nur einmal auf längere Zeit zu ihnen und Papa und Mama vom Rheine her gekommen ſei, ohne daß Einer im Hauſe oder ſonſt Jemand ſehr krank gelegen habe. Leonie des Beaux hatte ſich wie Velten Andres ihres Eigenthums an der Welt entledigt, ſie war Diakoniſſin zu Kaiſerswerth geworden und diente dem Herrn jetzt auf einer „Arbeitsſtation“ in Deutſch- Lothringen. Da ich die Feder auch nicht in ihre Hand legen kann, hatte ich dieſes zu den Akten zn bringen, ehe ich weiter ſchreibe in Sachen Velten Andres und — Helene Trotzendorff. — — —

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/295>, abgerufen am 22.11.2024.