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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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Während einer unbehaglichen Wirthstafel hatte ich
mir zu überlegen, ob ich am Besten erst den
Kommerzienrath des Beaux in seiner Villa oder
Mistreß Mungo im Kaiserhof von meiner Ankunft
benachrichtige und ihnen die weitere Führung über¬
lasse. Zwischen drei und vier Uhr Nachmittags aber
stand ich allein in der Dorotheenstraße vor dem
Hause, in welchem die alte Hugenottenfamilie zum
letzten Mal ihre Lebensandenken zusammengehäuft
und Velten Andres eigenthumslos seinen Weg über
die Erde beendet hatte. Seit meinen Studenten¬
jahren war ich nicht wieder in diese Gegend der
Stadt gekommen und von dem Hause war nur die
Nummer geblieben, was die Gassenseite anbetraf.
Vater des Beaux nahm nicht mehr das Maaß der
oberen Zehntausend der Stadt, und der Hofschmied
beschlug nicht mehr die Hufe ihrer Rosse in der
Dorotheenstraße: nach der Gassenseite hin hatte sich
die Dekoration vollständig verändert, soweit ich
meiner Erinnerung trauen konnte. An der Architek¬
tur der zweiten Hälfte der achtziger Jahre des Jahr¬
hunderts emporblickend, konnte ich, mit dem Briefe
Helene Trotzendorffs daheim auf meinem Schreib¬
tische, in meinen und des Vogelsangs Aktenkonvolut,
mich nur fragen:

Während einer unbehaglichen Wirthstafel hatte ich
mir zu überlegen, ob ich am Beſten erſt den
Kommerzienrath des Beaux in ſeiner Villa oder
Miſtreß Mungo im Kaiſerhof von meiner Ankunft
benachrichtige und ihnen die weitere Führung über¬
laſſe. Zwiſchen drei und vier Uhr Nachmittags aber
ſtand ich allein in der Dorotheenſtraße vor dem
Hauſe, in welchem die alte Hugenottenfamilie zum
letzten Mal ihre Lebensandenken zuſammengehäuft
und Velten Andres eigenthumslos ſeinen Weg über
die Erde beendet hatte. Seit meinen Studenten¬
jahren war ich nicht wieder in dieſe Gegend der
Stadt gekommen und von dem Hauſe war nur die
Nummer geblieben, was die Gaſſenſeite anbetraf.
Vater des Beaux nahm nicht mehr das Maaß der
oberen Zehntauſend der Stadt, und der Hofſchmied
beſchlug nicht mehr die Hufe ihrer Roſſe in der
Dorotheenſtraße: nach der Gaſſenſeite hin hatte ſich
die Dekoration vollſtändig verändert, ſoweit ich
meiner Erinnerung trauen konnte. An der Architek¬
tur der zweiten Hälfte der achtziger Jahre des Jahr¬
hunderts emporblickend, konnte ich, mit dem Briefe
Helene Trotzendorffs daheim auf meinem Schreib¬
tiſche, in meinen und des Vogelſangs Aktenkonvolut,
mich nur fragen:

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[287/0297] Während einer unbehaglichen Wirthstafel hatte ich mir zu überlegen, ob ich am Beſten erſt den Kommerzienrath des Beaux in ſeiner Villa oder Miſtreß Mungo im Kaiſerhof von meiner Ankunft benachrichtige und ihnen die weitere Führung über¬ laſſe. Zwiſchen drei und vier Uhr Nachmittags aber ſtand ich allein in der Dorotheenſtraße vor dem Hauſe, in welchem die alte Hugenottenfamilie zum letzten Mal ihre Lebensandenken zuſammengehäuft und Velten Andres eigenthumslos ſeinen Weg über die Erde beendet hatte. Seit meinen Studenten¬ jahren war ich nicht wieder in dieſe Gegend der Stadt gekommen und von dem Hauſe war nur die Nummer geblieben, was die Gaſſenſeite anbetraf. Vater des Beaux nahm nicht mehr das Maaß der oberen Zehntauſend der Stadt, und der Hofſchmied beſchlug nicht mehr die Hufe ihrer Roſſe in der Dorotheenſtraße: nach der Gaſſenſeite hin hatte ſich die Dekoration vollſtändig verändert, ſoweit ich meiner Erinnerung trauen konnte. An der Architek¬ tur der zweiten Hälfte der achtziger Jahre des Jahr¬ hunderts emporblickend, konnte ich, mit dem Briefe Helene Trotzendorffs daheim auf meinem Schreib¬ tiſche, in meinen und des Vogelſangs Aktenkonvolut, mich nur fragen:

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/297>, abgerufen am 22.11.2024.