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Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896.

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waren in demselben Moment alle meine Gedanken
und Wünsche bei diesem Examen gewesen. --

"Du kommst durch!" lachte Velten. "Mit Eins A
natürlich! Selbstverständlich erlebt nicht bloß Dein
Vater, sondern auch Deine Mutter diese Ehre an
Dir. Aber nun Du, Mädchen, woran hast Du ge¬
dacht und was hast Du Dir gewünscht, als dieser
Stern fiel?"

"Ich habe ihn gar nicht gesehen. Aber das ist
auch einerlei. Für mich mögen so viele fallen als
sie wollen, ich wünsche wie immer nur eines: daß
es für mich wieder so wird wie ich es drüben gehabt
habe in Amerika als kleines Kind, ehe ich hier im
Vogelsang ins Elend gebracht wurde; ehe meine
Mama mit mir auf dem Arme zu euch hier im
Vogelsang ins Elend kam."

"Du kriegst Deinen Wunsch, -- da fiel eine,"
jauchzte Velten. "Na, was sagst Du nun, Krum¬
hardt? . . . Also nur weiter, Du verunglückter
Paradiesvogel, verflogener Tropenengel," brummte er
dann. "So? Das ist also das Resultat aus Deinen
Studien im Hey und Spekter und bei Mutter Andres
und ihrem Sohn Velten:

Dick fällt der Schnee, der Wind geht kalt,
Habe kein Futter, erfriere bald.
Liebe Leute, o laßt mich ein,
Will auch immer recht artig sein!

waren in demſelben Moment alle meine Gedanken
und Wünſche bei dieſem Examen geweſen. —

„Du kommſt durch!“ lachte Velten. „Mit Eins A
natürlich! Selbſtverſtändlich erlebt nicht bloß Dein
Vater, ſondern auch Deine Mutter dieſe Ehre an
Dir. Aber nun Du, Mädchen, woran haſt Du ge¬
dacht und was haſt Du Dir gewünſcht, als dieſer
Stern fiel?“

„Ich habe ihn gar nicht geſehen. Aber das iſt
auch einerlei. Für mich mögen ſo viele fallen als
ſie wollen, ich wünſche wie immer nur eines: daß
es für mich wieder ſo wird wie ich es drüben gehabt
habe in Amerika als kleines Kind, ehe ich hier im
Vogelſang ins Elend gebracht wurde; ehe meine
Mama mit mir auf dem Arme zu euch hier im
Vogelſang ins Elend kam.“

„Du kriegſt Deinen Wunſch, — da fiel eine,“
jauchzte Velten. „Na, was ſagſt Du nun, Krum¬
hardt? . . . Alſo nur weiter, Du verunglückter
Paradiesvogel, verflogener Tropenengel,“ brummte er
dann. „So? Das iſt alſo das Reſultat aus Deinen
Studien im Hey und Spekter und bei Mutter Andres
und ihrem Sohn Velten:

Dick fällt der Schnee, der Wind geht kalt,
Habe kein Futter, erfriere bald.
Liebe Leute, o laßt mich ein,
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[76/0086] waren in demſelben Moment alle meine Gedanken und Wünſche bei dieſem Examen geweſen. — „Du kommſt durch!“ lachte Velten. „Mit Eins A natürlich! Selbſtverſtändlich erlebt nicht bloß Dein Vater, ſondern auch Deine Mutter dieſe Ehre an Dir. Aber nun Du, Mädchen, woran haſt Du ge¬ dacht und was haſt Du Dir gewünſcht, als dieſer Stern fiel?“ „Ich habe ihn gar nicht geſehen. Aber das iſt auch einerlei. Für mich mögen ſo viele fallen als ſie wollen, ich wünſche wie immer nur eines: daß es für mich wieder ſo wird wie ich es drüben gehabt habe in Amerika als kleines Kind, ehe ich hier im Vogelſang ins Elend gebracht wurde; ehe meine Mama mit mir auf dem Arme zu euch hier im Vogelſang ins Elend kam.“ „Du kriegſt Deinen Wunſch, — da fiel eine,“ jauchzte Velten. „Na, was ſagſt Du nun, Krum¬ hardt? . . . Alſo nur weiter, Du verunglückter Paradiesvogel, verflogener Tropenengel,“ brummte er dann. „So? Das iſt alſo das Reſultat aus Deinen Studien im Hey und Spekter und bei Mutter Andres und ihrem Sohn Velten: Dick fällt der Schnee, der Wind geht kalt, Habe kein Futter, erfriere bald. Liebe Leute, o laßt mich ein, Will auch immer recht artig ſein!

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/86>, abgerufen am 29.11.2024.