Was? schwarz sollten wir uns hier auch wohl noch färben, der brave Karl Krumhardt und der böse Velten Andres, um Dir Deine verflossenen Livreenigger ganz zu ersetzen? Und dabei soll Dein Vater nicht wüthend werden, Krumhardt, und meine Mutter noch immer ein und aus wissen in diesem ihrem sogenannten Kindergemüthe? Na, da möchte ich wahrhaftig, der Papa Trotzendorff hätte denn bald wirklich mal wieder das Glück, was er verdient, und käme erster Kajüte und holte Dich vierspännig, mit Allem, was an Dir hängt, wieder weg. Mir -- wollte ich sagen, Hartleben kam es ja einerlei sein. Meiner Mutter -- da schnuppt sich wieder einer!"
Von Neuem ist Helene Trotzendorff aufgesprungen; jetzt aber bitterlich und zornig weinend. Sie schreit ihren besten Freund aus der Nachbarschaft fast an, mit dem Fuße aufstampfend:
"Ich sage Dir wie Karl: laß unsere Väter zufrieden! Was ich an Deiner Mutter gehabt habe in eurem Vogelsang und wie lieb und gut sie ist, das weiß ich wohl, und brauchst Du mir wirklich nicht vorzurechnen. Und mit Deinen albernen Stern¬ schnuppen -- ja was hast Du Dir denn bei der letzten gedacht? Bist Du besser und vernünftiger mit Deinen Wünschen gewesen als ich? Dich kenne ich doch, Du Phantast! Jawohl, da hat der Herr
Was? ſchwarz ſollten wir uns hier auch wohl noch färben, der brave Karl Krumhardt und der böſe Velten Andres, um Dir Deine verfloſſenen Livreenigger ganz zu erſetzen? Und dabei ſoll Dein Vater nicht wüthend werden, Krumhardt, und meine Mutter noch immer ein und aus wiſſen in dieſem ihrem ſogenannten Kindergemüthe? Na, da möchte ich wahrhaftig, der Papa Trotzendorff hätte denn bald wirklich mal wieder das Glück, was er verdient, und käme erſter Kajüte und holte Dich vierſpännig, mit Allem, was an Dir hängt, wieder weg. Mir — wollte ich ſagen, Hartleben kam es ja einerlei ſein. Meiner Mutter — da ſchnuppt ſich wieder einer!“
Von Neuem iſt Helene Trotzendorff aufgeſprungen; jetzt aber bitterlich und zornig weinend. Sie ſchreit ihren beſten Freund aus der Nachbarſchaft faſt an, mit dem Fuße aufſtampfend:
„Ich ſage Dir wie Karl: laß unſere Väter zufrieden! Was ich an Deiner Mutter gehabt habe in eurem Vogelſang und wie lieb und gut ſie iſt, das weiß ich wohl, und brauchſt Du mir wirklich nicht vorzurechnen. Und mit Deinen albernen Stern¬ ſchnuppen — ja was haſt Du Dir denn bei der letzten gedacht? Biſt Du beſſer und vernünftiger mit Deinen Wünſchen geweſen als ich? Dich kenne ich doch, Du Phantaſt! Jawohl, da hat der Herr
<TEI><text><body><pbfacs="#f0087"n="77"/><pxml:id="p-0087"prev="p-0086">Was? ſchwarz ſollten wir uns hier auch wohl<lb/>
noch färben, der brave Karl Krumhardt und der<lb/>
böſe Velten Andres, um Dir Deine verfloſſenen<lb/>
Livreenigger ganz zu erſetzen? Und dabei ſoll Dein<lb/>
Vater nicht wüthend werden, Krumhardt, und meine<lb/>
Mutter noch immer ein und aus wiſſen in dieſem<lb/>
ihrem ſogenannten Kindergemüthe? Na, da möchte<lb/>
ich wahrhaftig, der Papa Trotzendorff hätte denn<lb/>
bald wirklich mal wieder das Glück, was er verdient,<lb/>
und käme erſter Kajüte und holte Dich vierſpännig,<lb/>
mit Allem, was an Dir hängt, wieder weg. Mir —<lb/>
wollte ich ſagen, Hartleben kam es ja einerlei ſein.<lb/>
Meiner Mutter — da ſchnuppt ſich wieder einer!“</p><lb/><p>Von Neuem iſt Helene Trotzendorff aufgeſprungen;<lb/>
jetzt aber bitterlich und zornig weinend. Sie ſchreit<lb/>
ihren beſten Freund aus der Nachbarſchaft faſt an,<lb/>
mit dem Fuße aufſtampfend:</p><lb/><p>„Ich ſage Dir wie Karl: laß unſere Väter<lb/>
zufrieden! Was ich an Deiner Mutter gehabt habe<lb/>
in eurem Vogelſang und wie lieb und gut ſie iſt,<lb/>
das weiß ich wohl, und brauchſt Du mir wirklich<lb/>
nicht vorzurechnen. Und mit Deinen albernen Stern¬<lb/>ſchnuppen — ja was haſt Du Dir denn bei der<lb/>
letzten gedacht? Biſt Du beſſer und vernünftiger<lb/>
mit Deinen Wünſchen geweſen als ich? Dich kenne<lb/>
ich doch, Du Phantaſt! Jawohl, da hat der Herr<lb/></p></body></text></TEI>
[77/0087]
Was? ſchwarz ſollten wir uns hier auch wohl
noch färben, der brave Karl Krumhardt und der
böſe Velten Andres, um Dir Deine verfloſſenen
Livreenigger ganz zu erſetzen? Und dabei ſoll Dein
Vater nicht wüthend werden, Krumhardt, und meine
Mutter noch immer ein und aus wiſſen in dieſem
ihrem ſogenannten Kindergemüthe? Na, da möchte
ich wahrhaftig, der Papa Trotzendorff hätte denn
bald wirklich mal wieder das Glück, was er verdient,
und käme erſter Kajüte und holte Dich vierſpännig,
mit Allem, was an Dir hängt, wieder weg. Mir —
wollte ich ſagen, Hartleben kam es ja einerlei ſein.
Meiner Mutter — da ſchnuppt ſich wieder einer!“
Von Neuem iſt Helene Trotzendorff aufgeſprungen;
jetzt aber bitterlich und zornig weinend. Sie ſchreit
ihren beſten Freund aus der Nachbarſchaft faſt an,
mit dem Fuße aufſtampfend:
„Ich ſage Dir wie Karl: laß unſere Väter
zufrieden! Was ich an Deiner Mutter gehabt habe
in eurem Vogelſang und wie lieb und gut ſie iſt,
das weiß ich wohl, und brauchſt Du mir wirklich
nicht vorzurechnen. Und mit Deinen albernen Stern¬
ſchnuppen — ja was haſt Du Dir denn bei der
letzten gedacht? Biſt Du beſſer und vernünftiger
mit Deinen Wünſchen geweſen als ich? Dich kenne
ich doch, Du Phantaſt! Jawohl, da hat der Herr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Die Akten des Vogelsangs. Berlin, 1896, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_akten_1896/87>, abgerufen am 29.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.