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Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.

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geschlungen hielt und mit der rechten Hand hoch aus
den Lüften über dem Campus Odini des Magisters
Buchius deuten konnte: Da unten geht ja die Frau
Tante über'n Hof, und in der Milchkammer sollte ich
eigentlich auch jetzo sein, Musjeh Seraphin! --

La, chaque place
Donne a choisir
Quelque plaisir
Qu'un autre efface.
C'est a l'entour
De ce domaine
Que je promene
Au point du jour
Ma souveraine --

Jungfer Selinde verstand kein Französisch, aber
doch verstand sie die Verse des gentil Bernard die ihr
bei Tagesanbruch im Traume über den Feldern, Wiesen,
Wäldern und Dächern von Kloster Amelungsborn, hoch
in den Lüften aus lachendem Munde in's Ohr geflüstert
wurden beim Schwirren, Flattern und Fliegen der
lustigen Geschwader umher, die sich immer mehr ver¬
dichteten, ihre Reihen und Glieder schlossen und sich zu
Zügen ordneten, Fußvolk und Reiter, wie sie sich los¬
machten aus dem Erdboden, um nicht zurückzubleiben,
so in's Einzelne verstreut über die Barbarenerde. Es
war vielleicht grade in dieser Nacht, daß die Frau
Marquise aus Versailles an den Herzog von Choiseuil
schrieb! Quant a l'Allemagne tout y est desespere.
L'Allemagne a toujours ete le tombeau des Francais;

geſchlungen hielt und mit der rechten Hand hoch aus
den Lüften über dem Campus Odini des Magiſters
Buchius deuten konnte: Da unten geht ja die Frau
Tante über'n Hof, und in der Milchkammer ſollte ich
eigentlich auch jetzo ſein, Musjeh Seraphin! —

Là, chaque place
Donne à choisir
Quelque plaisir
Qu'un autre efface.
C'est à l'entour
De ce domaine
Que je promène
Au point du jour
Ma souveraine —

Jungfer Selinde verſtand kein Franzöſiſch, aber
doch verſtand ſie die Verſe des gentil Bernard die ihr
bei Tagesanbruch im Traume über den Feldern, Wieſen,
Wäldern und Dächern von Kloſter Amelungsborn, hoch
in den Lüften aus lachendem Munde in's Ohr geflüſtert
wurden beim Schwirren, Flattern und Fliegen der
luſtigen Geſchwader umher, die ſich immer mehr ver¬
dichteten, ihre Reihen und Glieder ſchloſſen und ſich zu
Zügen ordneten, Fußvolk und Reiter, wie ſie ſich los¬
machten aus dem Erdboden, um nicht zurückzubleiben,
ſo in's Einzelne verſtreut über die Barbarenerde. Es
war vielleicht grade in dieſer Nacht, daß die Frau
Marquiſe aus Verſailles an den Herzog von Choiſeuil
ſchrieb! Quant à l'Allemagne tout y est désespéré.
L'Allemagne a toujours été le tombeau des Français;

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[121/0129] geſchlungen hielt und mit der rechten Hand hoch aus den Lüften über dem Campus Odini des Magiſters Buchius deuten konnte: Da unten geht ja die Frau Tante über'n Hof, und in der Milchkammer ſollte ich eigentlich auch jetzo ſein, Musjeh Seraphin! — Là, chaque place Donne à choisir Quelque plaisir Qu'un autre efface. C'est à l'entour De ce domaine Que je promène Au point du jour Ma souveraine — Jungfer Selinde verſtand kein Franzöſiſch, aber doch verſtand ſie die Verſe des gentil Bernard die ihr bei Tagesanbruch im Traume über den Feldern, Wieſen, Wäldern und Dächern von Kloſter Amelungsborn, hoch in den Lüften aus lachendem Munde in's Ohr geflüſtert wurden beim Schwirren, Flattern und Fliegen der luſtigen Geſchwader umher, die ſich immer mehr ver¬ dichteten, ihre Reihen und Glieder ſchloſſen und ſich zu Zügen ordneten, Fußvolk und Reiter, wie ſie ſich los¬ machten aus dem Erdboden, um nicht zurückzubleiben, ſo in's Einzelne verſtreut über die Barbarenerde. Es war vielleicht grade in dieſer Nacht, daß die Frau Marquiſe aus Verſailles an den Herzog von Choiſeuil ſchrieb! Quant à l'Allemagne tout y est désespéré. L'Allemagne a toujours été le tombeau des Français;

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/129>, abgerufen am 24.11.2024.