Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.Brodbeutel der hohen kriegführenden Parteien be¬ Sie trugen die drei Knappsäcke auf einem Steinblock Er war auch der Einzige, der zu dem Sackausschüt¬ "Welch' ein Leben! welch' eine Zeit!" "O tempora! o mores!" rief der Junker. "Nu, "I, zeige Er doch, Herr von Münchhausen. Ne, "Aber ich meine, diese nimmst Du dafür an Dich Brodbeutel der hohen kriegführenden Parteien be¬ Sie trugen die drei Knappſäcke auf einem Steinblock Er war auch der Einzige, der zu dem Sackausſchüt¬ „Welch' ein Leben! welch' eine Zeit!“ „O tempora! o mores!“ rief der Junker. „Nu, „I, zeige Er doch, Herr von Münchhauſen. Ne, „Aber ich meine, dieſe nimmſt Du dafür an Dich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0213" n="205"/> Brodbeutel der hohen kriegführenden Parteien be¬<lb/> thätigte.</p><lb/> <p>Sie trugen die drei Knappſäcke auf einem Steinblock<lb/> um die Lucerne des Magiſters Buchius zuſammen.<lb/> Schon durchwühlte Mamſell die ſchottiſche Seehundstaſche<lb/> und leerte ihren Inhalt auf die Tiſchplatte des Troglo¬<lb/> dyten; Thedel von Münchhauſen ſchüttelte den Inhalt<lb/> des franzöſiſchen Torniſters dazu, der alte Schulmeiſter<lb/> zögerte am längſten mit dem blutbeſpritzten, regennaſſen<lb/> Nachlaß des Landsmanns aus der Lüneburger Haide<lb/> in den Händen.</p><lb/> <p>Er war auch der Einzige, der zu dem Sackausſchüt¬<lb/> teln auch den Kopf ſchüttelte:</p><lb/> <p>„Welch' ein Leben! welch' eine Zeit!“<lb/></p> <p>„<hi rendition="#aq">O tempora! o mores!</hi>“ rief der Junker. „Nu,<lb/> guck Einer den welſchen Spitzbuben an. Sind das Deine<lb/> Schuhſchnallen, von denen Du uns ſo oft lamentirt haſt,<lb/> Wieſchen?“</p><lb/> <p>„I, zeige Er doch, Herr von Münchhauſen. Ne,<lb/> meine ſind es nicht. Die hat der Riſchelljöh ſelber an<lb/> ſich genommen, meine ich.“</p><lb/> <p>„Aber ich meine, dieſe nimmſt Du dafür an Dich<lb/> nach Kriegsgebrauch und Recht, Wieſchen. Was meinen<lb/> der Herr Magiſter? Da haſt Du auch das Putzpulver<lb/> dazu, Wieſchen. Da, drei Paar Manſchetten und ein<lb/> halbes Hemde — hatte denn der Kerl nichts an Pro¬<lb/> viant bei ſich als den Bauerhahnen am Säbelgurt?<lb/> Noch einen ſilbernen Kinderlöffel — ein fein Frauen¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [205/0213]
Brodbeutel der hohen kriegführenden Parteien be¬
thätigte.
Sie trugen die drei Knappſäcke auf einem Steinblock
um die Lucerne des Magiſters Buchius zuſammen.
Schon durchwühlte Mamſell die ſchottiſche Seehundstaſche
und leerte ihren Inhalt auf die Tiſchplatte des Troglo¬
dyten; Thedel von Münchhauſen ſchüttelte den Inhalt
des franzöſiſchen Torniſters dazu, der alte Schulmeiſter
zögerte am längſten mit dem blutbeſpritzten, regennaſſen
Nachlaß des Landsmanns aus der Lüneburger Haide
in den Händen.
Er war auch der Einzige, der zu dem Sackausſchüt¬
teln auch den Kopf ſchüttelte:
„Welch' ein Leben! welch' eine Zeit!“
„O tempora! o mores!“ rief der Junker. „Nu,
guck Einer den welſchen Spitzbuben an. Sind das Deine
Schuhſchnallen, von denen Du uns ſo oft lamentirt haſt,
Wieſchen?“
„I, zeige Er doch, Herr von Münchhauſen. Ne,
meine ſind es nicht. Die hat der Riſchelljöh ſelber an
ſich genommen, meine ich.“
„Aber ich meine, dieſe nimmſt Du dafür an Dich
nach Kriegsgebrauch und Recht, Wieſchen. Was meinen
der Herr Magiſter? Da haſt Du auch das Putzpulver
dazu, Wieſchen. Da, drei Paar Manſchetten und ein
halbes Hemde — hatte denn der Kerl nichts an Pro¬
viant bei ſich als den Bauerhahnen am Säbelgurt?
Noch einen ſilbernen Kinderlöffel — ein fein Frauen¬
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