Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889.Anschauungen über Recht, Rechte, Berechtigungen, über "Lieber die Franzosen so lange es ihnen beliebt Nun hatte er von der ganzen Schule nur noch den Wir reden mit ihm wohl noch einmal darüber, Anſchauungen über Recht, Rechte, Berechtigungen, über „Lieber die Franzoſen ſo lange es ihnen beliebt Nun hatte er von der ganzen Schule nur noch den Wir reden mit ihm wohl noch einmal darüber, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0023" n="15"/> Anſchauungen über Recht, Rechte, Berechtigungen, über<lb/> Moral, Tugend, Sitte und Gewohnheit, ja, im purſten<lb/> kraſſeſten blaſſeſten Sinne über Mein und Dein waren<lb/> allzu verſchieden. Sitte, Gewohnheit, Recht liefen<lb/> zwiſchen beiden Mächten allgemach nur darauf hinaus,<lb/> ſich gegenſeitig den größtmöglichen Verdruß und Tort,<lb/> ja das gebrannteſte Herzeleid anzuthun.</p><lb/> <p>„Lieber die Franzoſen ſo lange es ihnen beliebt<lb/> im Lande, als dieſe gelehrte Cumpanei von Schlingeln,<lb/> Lümmeln, Flegeln und Spitzbuben Einen Tag auf dem<lb/> Buckel!“ hatte der Kloſteramtmann ſchon ſeit Jahren<lb/> geſeufzt und geflucht. Ach, leider, ohne zu ahnen, wie<lb/> bald und wie ſehr ihn das Schickſal beim Wort nehmen<lb/> werde!</p><lb/> <p>Nun hatte er von der ganzen Schule nur noch den<lb/> Magiſter Buchius im Hauſe; aber volle Gelegenheit,<lb/> es auszuprobiren, ob es ſich mit dem Herzog von<lb/> Soubiſe, dem Marſchall von Broglio, dem Marquis<lb/> von Belſunce und dem Vicomte von Poyanne behag¬<lb/> licher Kirſchen eſſen laſſe als mit den gelehrten und<lb/> ungelehrten, den jungen und alten Erbnehmern der<lb/> Ciſtercienſer von Amelungsborn.</p><lb/> <p>Wir reden mit ihm wohl noch einmal darüber,<lb/> oder hören ſeine Meinung aus der Vergangenheit.<lb/> Für's Erſte haben wir es vor allen Dingen mit dem<lb/> Magiſter Noah Buchius zu thun, den die Kloſterſchule<lb/> bei ihrer Auswanderung allein zurückgelaſſen hatte auf<lb/> dem Auerberge, wie man beim Auszug, halb des Spaßes<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [15/0023]
Anſchauungen über Recht, Rechte, Berechtigungen, über
Moral, Tugend, Sitte und Gewohnheit, ja, im purſten
kraſſeſten blaſſeſten Sinne über Mein und Dein waren
allzu verſchieden. Sitte, Gewohnheit, Recht liefen
zwiſchen beiden Mächten allgemach nur darauf hinaus,
ſich gegenſeitig den größtmöglichen Verdruß und Tort,
ja das gebrannteſte Herzeleid anzuthun.
„Lieber die Franzoſen ſo lange es ihnen beliebt
im Lande, als dieſe gelehrte Cumpanei von Schlingeln,
Lümmeln, Flegeln und Spitzbuben Einen Tag auf dem
Buckel!“ hatte der Kloſteramtmann ſchon ſeit Jahren
geſeufzt und geflucht. Ach, leider, ohne zu ahnen, wie
bald und wie ſehr ihn das Schickſal beim Wort nehmen
werde!
Nun hatte er von der ganzen Schule nur noch den
Magiſter Buchius im Hauſe; aber volle Gelegenheit,
es auszuprobiren, ob es ſich mit dem Herzog von
Soubiſe, dem Marſchall von Broglio, dem Marquis
von Belſunce und dem Vicomte von Poyanne behag¬
licher Kirſchen eſſen laſſe als mit den gelehrten und
ungelehrten, den jungen und alten Erbnehmern der
Ciſtercienſer von Amelungsborn.
Wir reden mit ihm wohl noch einmal darüber,
oder hören ſeine Meinung aus der Vergangenheit.
Für's Erſte haben wir es vor allen Dingen mit dem
Magiſter Noah Buchius zu thun, den die Kloſterſchule
bei ihrer Auswanderung allein zurückgelaſſen hatte auf
dem Auerberge, wie man beim Auszug, halb des Spaßes
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