Die zwei "Kerls", an welche der Korporal Baars den Auftrag des Herzogs Ferdinand weiter gegeben hatte, hatten merkwürdigerweise dießmal nicht Lust, die gute Gelegenheit zum Desertiren auszunützen.
Der Eine sagte nur: "Na, Krischan, wat seggst'e denn nu?" und der Andere sagte etwas viel, viel -- viel Schlimmeres. Sodann aber packten Beide zu. Der Eine nahm den einen Schutzbefohlenen, den Magister Buchius, an der Schulter; der Andere griff nach dem Kamisol des Knechts Heinrich: "Na denn, alert! marsch aus der Kolonne! Nach Hause mit den Weibsen! Was hat sich Das hier in der Front herumzutreiben und die Leute aufzuhalten?"
Das Gedränge wurde grade jetzt auch schlimmer denn je. Es kam schweres Geschütz mehr geschoben und gehoben als gezogen die Straße unterm Ith her. Artillerie mit allen Finessen des großen Grafen Wilhelm von Bückeburg versehen, aber an diesem Tage, bei diesem Wetter, auf solchem Wege wahrlich ein Impedimentum, wie der Herr Magister Buchius in der Zelle des
17*
Zweiundzwanzigſtes Kapitel.
Die zwei „Kerls“, an welche der Korporal Baars den Auftrag des Herzogs Ferdinand weiter gegeben hatte, hatten merkwürdigerweiſe dießmal nicht Luſt, die gute Gelegenheit zum Deſertiren auszunützen.
Der Eine ſagte nur: „Na, Kriſchan, wat ſeggſt'e denn nu?“ und der Andere ſagte etwas viel, viel — viel Schlimmeres. Sodann aber packten Beide zu. Der Eine nahm den einen Schutzbefohlenen, den Magiſter Buchius, an der Schulter; der Andere griff nach dem Kamiſol des Knechts Heinrich: „Na denn, alert! marſch aus der Kolonne! Nach Hauſe mit den Weibſen! Was hat ſich Das hier in der Front herumzutreiben und die Leute aufzuhalten?“
Das Gedränge wurde grade jetzt auch ſchlimmer denn je. Es kam ſchweres Geſchütz mehr geſchoben und gehoben als gezogen die Straße unterm Ith her. Artillerie mit allen Fineſſen des großen Grafen Wilhelm von Bückeburg verſehen, aber an dieſem Tage, bei dieſem Wetter, auf ſolchem Wege wahrlich ein Impedimentum, wie der Herr Magiſter Buchius in der Zelle des
17*
<TEI><text><body><pbfacs="#f0267"n="[259]"/><divn="1"><head><hirendition="#b">Zweiundzwanzigſtes Kapitel.</hi><lb/></head><p>Die zwei „Kerls“, an welche der Korporal Baars<lb/>
den Auftrag des Herzogs Ferdinand weiter gegeben<lb/>
hatte, hatten merkwürdigerweiſe dießmal nicht Luſt, die<lb/>
gute Gelegenheit zum Deſertiren auszunützen.</p><lb/><p>Der Eine ſagte nur: „Na, Kriſchan, wat ſeggſt'e<lb/>
denn nu?“ und der Andere ſagte etwas viel, viel —<lb/>
viel Schlimmeres. Sodann aber packten Beide zu. Der<lb/>
Eine nahm den einen Schutzbefohlenen, den Magiſter<lb/>
Buchius, an der Schulter; der Andere griff nach dem<lb/>
Kamiſol des Knechts Heinrich: „Na denn, alert! marſch<lb/>
aus der Kolonne! Nach Hauſe mit den Weibſen!<lb/>
Was hat ſich Das hier in der Front herumzutreiben<lb/>
und die Leute aufzuhalten?“</p><lb/><p>Das Gedränge wurde grade jetzt auch ſchlimmer<lb/>
denn je. Es kam ſchweres Geſchütz mehr geſchoben<lb/>
und gehoben als gezogen die Straße unterm Ith her.<lb/>
Artillerie mit allen Fineſſen des großen Grafen Wilhelm<lb/>
von Bückeburg verſehen, aber an dieſem Tage, bei dieſem<lb/>
Wetter, auf ſolchem Wege wahrlich ein <hirendition="#aq">Impedimentum,</hi><lb/>
wie der Herr Magiſter Buchius in der Zelle des<lb/><fwplace="bottom"type="sig">17*<lb/></fw></p></div></body></text></TEI>
[[259]/0267]
Zweiundzwanzigſtes Kapitel.
Die zwei „Kerls“, an welche der Korporal Baars
den Auftrag des Herzogs Ferdinand weiter gegeben
hatte, hatten merkwürdigerweiſe dießmal nicht Luſt, die
gute Gelegenheit zum Deſertiren auszunützen.
Der Eine ſagte nur: „Na, Kriſchan, wat ſeggſt'e
denn nu?“ und der Andere ſagte etwas viel, viel —
viel Schlimmeres. Sodann aber packten Beide zu. Der
Eine nahm den einen Schutzbefohlenen, den Magiſter
Buchius, an der Schulter; der Andere griff nach dem
Kamiſol des Knechts Heinrich: „Na denn, alert! marſch
aus der Kolonne! Nach Hauſe mit den Weibſen!
Was hat ſich Das hier in der Front herumzutreiben
und die Leute aufzuhalten?“
Das Gedränge wurde grade jetzt auch ſchlimmer
denn je. Es kam ſchweres Geſchütz mehr geſchoben
und gehoben als gezogen die Straße unterm Ith her.
Artillerie mit allen Fineſſen des großen Grafen Wilhelm
von Bückeburg verſehen, aber an dieſem Tage, bei dieſem
Wetter, auf ſolchem Wege wahrlich ein Impedimentum,
wie der Herr Magiſter Buchius in der Zelle des
17*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Raabe, Wilhelm: Das Odfeld. Leipzig, 1889, S. [259]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_odfeld_1889/267>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.