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Raabe, Heinrich August: Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Leipzig, 1803.

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Absender, oder vielmehr der Schreiber derselben,
selbst mit seiner eigenen Hand franco setzen und
auch den Ort, oder die Station beifügen, wohin er
bezahlen will, weil sonst, wenn solches von einer
fremden Hand geschiehet, oder den Postbedienten
überlassen bleibt, der Empfänger glauben könnte,
daß die Franchise auf der Post eigenmächtig abge¬
ändert und damit eine Unrichtigkeit begangen sei.
Man thut wohl, wenn man das Wort: franco,
immer unten linker Hand in die Ecke der Addresse
schreibt, weil es gewöhnlich daselbst steht und also
da vornehmlich gesucht wird und am leichtesten in
die Augen fällt. Man hat viele Beispiele, daß
wenn Absender das franco an einen andern Ort
des Couverts und undeutlich schreiben, so daß es
von den Postofficianten nicht bemerkt wurde, son¬
dern derselbe den Brief porto absandte, darüber mit
den Empfängern bittere Verdrüßlichkeiten entstan¬
den, wenn diese Porto bezahlen sollten.

Ueber den Preis des Briefporto's, oder
der Brieffracht, läßt sich im allgemeinen nichts Be¬
stimmtes sagen. Er beruhet gröstentheils auf Ta¬
xen, welche vor langer Zeit eingeführt und die im
ganzen ziemlich billig sind, zumal wenn man be¬
denkt, daß seit jenen Zeiten die Preise und Kosten
fast aller andern Dinge gestiegen und zum Theil

Abſender, oder vielmehr der Schreiber derſelben,
ſelbſt mit ſeiner eigenen Hand franco ſetzen und
auch den Ort, oder die Station beifuͤgen, wohin er
bezahlen will, weil ſonſt, wenn ſolches von einer
fremden Hand geſchiehet, oder den Poſtbedienten
uͤberlaſſen bleibt, der Empfaͤnger glauben koͤnnte,
daß die Franchiſe auf der Poſt eigenmaͤchtig abge¬
aͤndert und damit eine Unrichtigkeit begangen ſei.
Man thut wohl, wenn man das Wort: franco,
immer unten linker Hand in die Ecke der Addreſſe
ſchreibt, weil es gewoͤhnlich daſelbſt ſteht und alſo
da vornehmlich geſucht wird und am leichteſten in
die Augen faͤllt. Man hat viele Beiſpiele, daß
wenn Abſender das franco an einen andern Ort
des Couverts und undeutlich ſchreiben, ſo daß es
von den Poſtofficianten nicht bemerkt wurde, ſon¬
dern derſelbe den Brief porto abſandte, daruͤber mit
den Empfaͤngern bittere Verdruͤßlichkeiten entſtan¬
den, wenn dieſe Porto bezahlen ſollten.

Ueber den Preis des Briefporto's, oder
der Brieffracht, laͤßt ſich im allgemeinen nichts Be¬
ſtimmtes ſagen. Er beruhet groͤſtentheils auf Ta¬
xen, welche vor langer Zeit eingefuͤhrt und die im
ganzen ziemlich billig ſind, zumal wenn man be¬
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[39/0047] Abſender, oder vielmehr der Schreiber derſelben, ſelbſt mit ſeiner eigenen Hand franco ſetzen und auch den Ort, oder die Station beifuͤgen, wohin er bezahlen will, weil ſonſt, wenn ſolches von einer fremden Hand geſchiehet, oder den Poſtbedienten uͤberlaſſen bleibt, der Empfaͤnger glauben koͤnnte, daß die Franchiſe auf der Poſt eigenmaͤchtig abge¬ aͤndert und damit eine Unrichtigkeit begangen ſei. Man thut wohl, wenn man das Wort: franco, immer unten linker Hand in die Ecke der Addreſſe ſchreibt, weil es gewoͤhnlich daſelbſt ſteht und alſo da vornehmlich geſucht wird und am leichteſten in die Augen faͤllt. Man hat viele Beiſpiele, daß wenn Abſender das franco an einen andern Ort des Couverts und undeutlich ſchreiben, ſo daß es von den Poſtofficianten nicht bemerkt wurde, ſon¬ dern derſelbe den Brief porto abſandte, daruͤber mit den Empfaͤngern bittere Verdruͤßlichkeiten entſtan¬ den, wenn dieſe Porto bezahlen ſollten. Ueber den Preis des Briefporto's, oder der Brieffracht, laͤßt ſich im allgemeinen nichts Be¬ ſtimmtes ſagen. Er beruhet groͤſtentheils auf Ta¬ xen, welche vor langer Zeit eingefuͤhrt und die im ganzen ziemlich billig ſind, zumal wenn man be¬ denkt, daß ſeit jenen Zeiten die Preiſe und Koſten faſt aller andern Dinge geſtiegen und zum Theil

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Zitationshilfe: Raabe, Heinrich August: Die Postgeheimnisse oder die hauptsächlichsten Regeln welche man beim Reisen und bei Versendungen mit der Post beobachten muß um Verdruß und Verlust zu vermeiden. Leipzig, 1803, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_postgeheimnisse_1803/47>, abgerufen am 30.04.2024.