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Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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lein haben. Hui, und dieser Narr und Satan, dem ich dieses schwarze Pflaster zu danken hab', wird er das Maul aufsperren! Eine fröhliche Stund' sollst du feiern, Wolf Scheffer, so wahr du deines klugen Vaters Sohn bist.

Sein Selbstgespräch unterbrechend, hob der Scharfrichter plötzlich den Kopf und lauschte, und dann kletterte er vorsichtig auf den hohen Holzhaufen, über den der Kater niederzusteigen pflegte; auf diesem Platz konnte seinem Ohr nichts entgehen, was im Innern des Hauses vorging. Eine weiche, volle Stimme klang aus dem obern Stockwerk der Silberburg; aber die Fenster blieben dunkel wie gewöhnlich.

Laurentia Heyligerin sang.

"Wenn über stiller Haide
Des Mondes Sichel schwebt,
Mag lösen sich vom Leide
Herz, das im Leiden bebt.
Tritt vor aus deiner Kammer
Und trage deinen Schmerz,
Trage des Weltlaufs Jammer
Der Ewigkeit ans Herz.
Das Ewige ist stille,
Laut die Vergänglichkeit;
Schweigend geht Gottes Wille
Ueber den Erdenstreit.
In deinen Schmerzen schweige,
Tritt in die stille Nacht;
Das Haupt in Demuth neige,
Bald ist der Kampf vollbracht.

lein haben. Hui, und dieser Narr und Satan, dem ich dieses schwarze Pflaster zu danken hab', wird er das Maul aufsperren! Eine fröhliche Stund' sollst du feiern, Wolf Scheffer, so wahr du deines klugen Vaters Sohn bist.

Sein Selbstgespräch unterbrechend, hob der Scharfrichter plötzlich den Kopf und lauschte, und dann kletterte er vorsichtig auf den hohen Holzhaufen, über den der Kater niederzusteigen pflegte; auf diesem Platz konnte seinem Ohr nichts entgehen, was im Innern des Hauses vorging. Eine weiche, volle Stimme klang aus dem obern Stockwerk der Silberburg; aber die Fenster blieben dunkel wie gewöhnlich.

Laurentia Heyligerin sang.

„Wenn über stiller Haide
Des Mondes Sichel schwebt,
Mag lösen sich vom Leide
Herz, das im Leiden bebt.
Tritt vor aus deiner Kammer
Und trage deinen Schmerz,
Trage des Weltlaufs Jammer
Der Ewigkeit ans Herz.
Das Ewige ist stille,
Laut die Vergänglichkeit;
Schweigend geht Gottes Wille
Ueber den Erdenstreit.
In deinen Schmerzen schweige,
Tritt in die stille Nacht;
Das Haupt in Demuth neige,
Bald ist der Kampf vollbracht.
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[0047] lein haben. Hui, und dieser Narr und Satan, dem ich dieses schwarze Pflaster zu danken hab', wird er das Maul aufsperren! Eine fröhliche Stund' sollst du feiern, Wolf Scheffer, so wahr du deines klugen Vaters Sohn bist. Sein Selbstgespräch unterbrechend, hob der Scharfrichter plötzlich den Kopf und lauschte, und dann kletterte er vorsichtig auf den hohen Holzhaufen, über den der Kater niederzusteigen pflegte; auf diesem Platz konnte seinem Ohr nichts entgehen, was im Innern des Hauses vorging. Eine weiche, volle Stimme klang aus dem obern Stockwerk der Silberburg; aber die Fenster blieben dunkel wie gewöhnlich. Laurentia Heyligerin sang. „Wenn über stiller Haide Des Mondes Sichel schwebt, Mag lösen sich vom Leide Herz, das im Leiden bebt. Tritt vor aus deiner Kammer Und trage deinen Schmerz, Trage des Weltlaufs Jammer Der Ewigkeit ans Herz. Das Ewige ist stille, Laut die Vergänglichkeit; Schweigend geht Gottes Wille Ueber den Erdenstreit. In deinen Schmerzen schweige, Tritt in die stille Nacht; Das Haupt in Demuth neige, Bald ist der Kampf vollbracht.

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Das letzte Recht. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Peter Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 205–280. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_recht_1910/47>, abgerufen am 21.11.2024.