Raabe, Wilhelm: Die Chronik der Sperlingsgasse. Berlin, 1857.thür, umgeben von einem Kreis Nachbarinnen, Posto "Was giebt's denn Martha? was ist los?" -- rufe "Der Herr Doctor Wimmer ist los!" -- jubeln Ein großer Bogen Papier flattert dort oben und Aus dem offenen Fenster aber beugt sich -- Herrn Ich überliefere schnell die verwunderte Lise der alten Das war die dicke Madame Pimpernell, die das thür, umgeben von einem Kreis Nachbarinnen, Poſto „Was giebt’s denn Martha? was iſt los?“ — rufe „Der Herr Doctor Wimmer iſt los!“ — jubeln Ein großer Bogen Papier flattert dort oben und Aus dem offenen Fenſter aber beugt ſich — Herrn Ich überliefere ſchnell die verwunderte Liſe der alten Das war die dicke Madame Pimpernell, die das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0112" n="102"/> thür, umgeben von einem Kreis Nachbarinnen, Poſto<lb/> gefaßt hat, mir ſchon von weitem entgegen.</p><lb/> <p>„Was giebt’s denn Martha? was iſt los?“ — rufe<lb/> ich ihr entgegen. —</p><lb/> <p>„Der Herr Doctor Wimmer iſt los!“ — jubeln<lb/> zwanzig Stimmen um mich und zwanzig Finger zeigen<lb/> nach dem Fenſter des vortrefflichen Burſchen, welcher der<lb/> „bunte Hund“ der ganzen Gaſſe war.</p><lb/> <p>Ein großer Bogen Papier flattert dort oben und<lb/> darauf ſteht mit gewaltigen Buchſtaben:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">DR. WIMMER<lb/> P. P. C.</hi></hi></p><lb/> <p>Aus dem offenen Fenſter aber beugt ſich — Herrn<lb/> Polizeicommiſſarius Stulpnaſe’s ehrwürdiges Vollmond-<lb/> geſicht, und ſeine weißbehandſchuhten Hände ſind bemüht,<lb/> den Zettel abzunehmen.</p><lb/> <p>Ich überliefere ſchnell die verwunderte Liſe der alten<lb/> Martha und ſteige die Treppen zu der Wohnung des<lb/> Doctors hinauf, welches ſehr langſam geht, denn vor<lb/> mir her ſchiebt ſich eine unbeſchreibliche, wunderbare<lb/> Maſſe von Kleidungsſtücken ächzend und ſtöhnend den<lb/> engen Weg langſam, langſam hinauf.</p><lb/> <p>Das war die dicke Madame Pimpernell, die das<lb/> Ereigniß ſeit langen Jahren zum erſten Male wieder<lb/> in die obern Räume ihres Hauſes trieb.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [102/0112]
thür, umgeben von einem Kreis Nachbarinnen, Poſto
gefaßt hat, mir ſchon von weitem entgegen.
„Was giebt’s denn Martha? was iſt los?“ — rufe
ich ihr entgegen. —
„Der Herr Doctor Wimmer iſt los!“ — jubeln
zwanzig Stimmen um mich und zwanzig Finger zeigen
nach dem Fenſter des vortrefflichen Burſchen, welcher der
„bunte Hund“ der ganzen Gaſſe war.
Ein großer Bogen Papier flattert dort oben und
darauf ſteht mit gewaltigen Buchſtaben:
DR. WIMMER
P. P. C.
Aus dem offenen Fenſter aber beugt ſich — Herrn
Polizeicommiſſarius Stulpnaſe’s ehrwürdiges Vollmond-
geſicht, und ſeine weißbehandſchuhten Hände ſind bemüht,
den Zettel abzunehmen.
Ich überliefere ſchnell die verwunderte Liſe der alten
Martha und ſteige die Treppen zu der Wohnung des
Doctors hinauf, welches ſehr langſam geht, denn vor
mir her ſchiebt ſich eine unbeſchreibliche, wunderbare
Maſſe von Kleidungsſtücken ächzend und ſtöhnend den
engen Weg langſam, langſam hinauf.
Das war die dicke Madame Pimpernell, die das
Ereigniß ſeit langen Jahren zum erſten Male wieder
in die obern Räume ihres Hauſes trieb.
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