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Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.

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lichkeit und der Kühle wegen blieben wir auch mit
dem Kaffee und bei der Cigarre fürs Erste im Hause,
und Tinchen Quakatz saß bei uns, und ging ab und
zu, freute sich ihres Mannes, und, wie es gottlob
schien, auch des Jugendfreundes desselben, und wir
verzichteten alle Drei auf den Nachmittagsschlummer
zur "Feier meines Besuchs."

Im behaglichsten Moment des Verdauungspro-
zesses legte sich dann Stopfkuchen in seinem Sessel zurück,
schlang über dem weitaufgeknöpften Busen die Hände
ineinander, drehte die Daumen umeinander, seufzte
wollüstig und -- fragte:

"Und nun Eduard, machen wir Dir noch den
Eindruck einer Mörderhöhle? Würdest Du Dich vor
dem seligen Kienbaum und der Mitternacht fürchten
und dankend ablehnen, wenn wir Dir ein Bett im
Hause anböten? Sag es ganz offen heraus, wenn
es Dir im Geringsten noch nach Blut und Moder
auf der rothen Schanze riecht."

Hoffentlich erwartete er, daß ich nun aufspränge,
mit Händen und Füßen abwehrend, donnernd drei-
mal: Nein! brülle. Aber den Gefallen that ich dem
fast unheimlich behaglichen feisten Geschöpf doch nicht.
Ich sagte ihm ganz ruhig;

"Auch Deine antediluvianischen versteinerten Ge-
beine draußen riechen mir nach nichts mehr. Selbst
Deine Koprolithen da im Schrank kann die feinste
Dame dreist als Briefbeschwerer gebrauchen, wenn
Niemand sie fragt, und sie Keinem mittheilt, was das
eigentlich ist. In die Gespensterkammer von Qua-

lichkeit und der Kühle wegen blieben wir auch mit
dem Kaffee und bei der Cigarre fürs Erſte im Hauſe,
und Tinchen Quakatz ſaß bei uns, und ging ab und
zu, freute ſich ihres Mannes, und, wie es gottlob
ſchien, auch des Jugendfreundes deſſelben, und wir
verzichteten alle Drei auf den Nachmittagsſchlummer
zur „Feier meines Beſuchs.“

Im behaglichſten Moment des Verdauungspro-
zeſſes legte ſich dann Stopfkuchen in ſeinem Seſſel zurück,
ſchlang über dem weitaufgeknöpften Buſen die Hände
ineinander, drehte die Daumen umeinander, ſeufzte
wollüſtig und — fragte:

„Und nun Eduard, machen wir Dir noch den
Eindruck einer Mörderhöhle? Würdeſt Du Dich vor
dem ſeligen Kienbaum und der Mitternacht fürchten
und dankend ablehnen, wenn wir Dir ein Bett im
Hauſe anböten? Sag es ganz offen heraus, wenn
es Dir im Geringſten noch nach Blut und Moder
auf der rothen Schanze riecht.“

Hoffentlich erwartete er, daß ich nun aufſpränge,
mit Händen und Füßen abwehrend, donnernd drei-
mal: Nein! brülle. Aber den Gefallen that ich dem
faſt unheimlich behaglichen feiſten Geſchöpf doch nicht.
Ich ſagte ihm ganz ruhig;

„Auch Deine antediluvianiſchen verſteinerten Ge-
beine draußen riechen mir nach nichts mehr. Selbſt
Deine Koprolithen da im Schrank kann die feinſte
Dame dreiſt als Briefbeſchwerer gebrauchen, wenn
Niemand ſie fragt, und ſie Keinem mittheilt, was das
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[103/0113] lichkeit und der Kühle wegen blieben wir auch mit dem Kaffee und bei der Cigarre fürs Erſte im Hauſe, und Tinchen Quakatz ſaß bei uns, und ging ab und zu, freute ſich ihres Mannes, und, wie es gottlob ſchien, auch des Jugendfreundes deſſelben, und wir verzichteten alle Drei auf den Nachmittagsſchlummer zur „Feier meines Beſuchs.“ Im behaglichſten Moment des Verdauungspro- zeſſes legte ſich dann Stopfkuchen in ſeinem Seſſel zurück, ſchlang über dem weitaufgeknöpften Buſen die Hände ineinander, drehte die Daumen umeinander, ſeufzte wollüſtig und — fragte: „Und nun Eduard, machen wir Dir noch den Eindruck einer Mörderhöhle? Würdeſt Du Dich vor dem ſeligen Kienbaum und der Mitternacht fürchten und dankend ablehnen, wenn wir Dir ein Bett im Hauſe anböten? Sag es ganz offen heraus, wenn es Dir im Geringſten noch nach Blut und Moder auf der rothen Schanze riecht.“ Hoffentlich erwartete er, daß ich nun aufſpränge, mit Händen und Füßen abwehrend, donnernd drei- mal: Nein! brülle. Aber den Gefallen that ich dem faſt unheimlich behaglichen feiſten Geſchöpf doch nicht. Ich ſagte ihm ganz ruhig; „Auch Deine antediluvianiſchen verſteinerten Ge- beine draußen riechen mir nach nichts mehr. Selbſt Deine Koprolithen da im Schrank kann die feinſte Dame dreiſt als Briefbeſchwerer gebrauchen, wenn Niemand ſie fragt, und ſie Keinem mittheilt, was das eigentlich iſt. In die Geſpenſterkammer von Qua-

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Zitationshilfe: Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/113>, abgerufen am 24.11.2024.