Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.halben Dutzend deutscher Männer hat immer Astro- Man kann in vielen Wissenschaften Bescheid Wir sahen auf dem Heimwege vom Brummer- halben Dutzend deutſcher Männer hat immer Aſtro- Man kann in vielen Wiſſenſchaften Beſcheid Wir ſahen auf dem Heimwege vom Brummer- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="4"/> halben Dutzend deutſcher Männer hat immer Aſtro-<lb/> nomie ein wenig gründlicher getrieben als die Uebrigen<lb/> und weiß Auskunft zu geben, Namen zu nennen und<lb/> mit ſeinem Stabe zu deuten, wo die Andern vorüber-<lb/> gehend in der ſchauerlichen Pracht des Weltalls ver-<lb/> loren gehen und kopfſchüttelnd ſagen: Es iſt großartig.</p><lb/> <p>Man kann in vielen Wiſſenſchaften Beſcheid<lb/> wiſſen und ſich doch bei paſſender, ſtimmungsvoller<lb/> Gelegenheit belehren laſſen müſſen, wo der Sirius<lb/> zu finden iſt, wo die Beteigeuze und wo der Arctur<lb/> und der Aldebaran. Die den Orion kennen, ſind<lb/> den Andern ſchon weit voraus; denn auch was die<lb/> Sternbilder anbetrifft, tappen die Meiſten im Dunkeln.<lb/> So allein und einfach wie mein ſüdliches Kreuz ſteht<lb/> das nicht am Himmel, und wenn nördliche Männer<lb/> den großen Bären zu finden wiſſen, iſt das ſchon<lb/> viel, doch verfallen auch hierbei nicht üble Kenner<lb/> manchmal in den Irrthum, das ſie den Polarſtern<lb/> ihm zurechnen und nicht dem kleinen Bären.</p><lb/> <p>Wir ſahen auf dem Heimwege vom Brummer-<lb/> ſumm nach den Sternen. So gegen Mitternacht,<lb/> wo ſie dann und wann am ſchönſten zu ſehen ſind,<lb/> und Einer am wenigſten bei ſeiner Betrachtung ge-<lb/> ſtört wird. Zu den Stunden auf einem Feldwege<lb/> allein mit den noch übrigen Genoſſen ſeiner Jugend<lb/> zu ſein — das iſt etwas! Wovon man reden mag,<lb/> ob Politik, Börſengeſchäften, Fabrikangelegenheiten,<lb/> Aeſthetik: jeder Mann und berufenſte Mitredner in<lb/> allem Dieſen, darf ungehöhnt ſein geſcheiteſtes Wort<lb/> abbrechen und aufblinzelnd bemerken: Da liegt auch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0014]
halben Dutzend deutſcher Männer hat immer Aſtro-
nomie ein wenig gründlicher getrieben als die Uebrigen
und weiß Auskunft zu geben, Namen zu nennen und
mit ſeinem Stabe zu deuten, wo die Andern vorüber-
gehend in der ſchauerlichen Pracht des Weltalls ver-
loren gehen und kopfſchüttelnd ſagen: Es iſt großartig.
Man kann in vielen Wiſſenſchaften Beſcheid
wiſſen und ſich doch bei paſſender, ſtimmungsvoller
Gelegenheit belehren laſſen müſſen, wo der Sirius
zu finden iſt, wo die Beteigeuze und wo der Arctur
und der Aldebaran. Die den Orion kennen, ſind
den Andern ſchon weit voraus; denn auch was die
Sternbilder anbetrifft, tappen die Meiſten im Dunkeln.
So allein und einfach wie mein ſüdliches Kreuz ſteht
das nicht am Himmel, und wenn nördliche Männer
den großen Bären zu finden wiſſen, iſt das ſchon
viel, doch verfallen auch hierbei nicht üble Kenner
manchmal in den Irrthum, das ſie den Polarſtern
ihm zurechnen und nicht dem kleinen Bären.
Wir ſahen auf dem Heimwege vom Brummer-
ſumm nach den Sternen. So gegen Mitternacht,
wo ſie dann und wann am ſchönſten zu ſehen ſind,
und Einer am wenigſten bei ſeiner Betrachtung ge-
ſtört wird. Zu den Stunden auf einem Feldwege
allein mit den noch übrigen Genoſſen ſeiner Jugend
zu ſein — das iſt etwas! Wovon man reden mag,
ob Politik, Börſengeſchäften, Fabrikangelegenheiten,
Aeſthetik: jeder Mann und berufenſte Mitredner in
allem Dieſen, darf ungehöhnt ſein geſcheiteſtes Wort
abbrechen und aufblinzelnd bemerken: Da liegt auch
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