Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891.allerliebste Spaziergänge umgewandelt worden. Theile Als wir uns der Gegend näherten, fiel es mir "Herrgott, und auch Störzer!" fiel mir ein. Ich nahm den Arm meines Führers: allerliebſte Spaziergänge umgewandelt worden. Theile Als wir uns der Gegend näherten, fiel es mir „Herrgott, und auch Störzer!“ fiel mir ein. Ich nahm den Arm meines Führers: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0224" n="214"/> allerliebſte Spaziergänge umgewandelt worden. Theile<lb/> des früheren Stadtgrabens waren auch noch vorhanden<lb/> zu hübſchen Teichen auseinandergezogen, umkränzt<lb/> von Pappeln, Trauerweiden und Luſtgebüſch. Es<lb/> liefen vom Kern der Stadt Haupt- und Nebenſtraßen<lb/> auf dieſe Luſtwege hinaus, und eine der Nebenſtraßen<lb/> führte gleich hinter den Baumreihen und dem Zier-Buſch-<lb/> werk auch zu dem Viertel der „kleinen Leute“. Wir<lb/> nannten das zu meiner Zeit: „Matthäi am Letzten“,<lb/> und es hieß auch wohl noch ſo.</p><lb/> <p>Als wir uns der Gegend näherten, fiel es mir<lb/> recht aufs Herz, wie gut bekannt ich vor Zeiten da-<lb/> ſelbſt geweſen war, wie gute Freunde ich auch dort<lb/> gehabt hatte, und was nun Alles zwiſchen den Kinder-<lb/> tagen und dem heutigen Tage für mich lag.</p><lb/> <p>„Herrgott, und auch Störzer!“ fiel mir ein.<lb/> „Auch Der! Und Du wollteſt wieder an ihm vor-<lb/> beigehen?“ Der Gedanke kam mir wirklich zur rechten<lb/> Zeit. Was ich nach der Nachricht von Brummerſumm<lb/> her verſäumt hatte, konnte ich ja jetzt noch nachholen<lb/> und dem alten, treuen Freunde einen Beſuch abſtatten.<lb/> Er war in ſeinem Leben und Berufe fünfmal um<lb/> die Erde geweſen, ohne von Hauſe fortgekommen zu<lb/> ſein: nun konnte ich, den ſeine Lebensfahrten ſo<lb/> weit von Hauſe weggeführt hatten, doch noch einmal<lb/> im Vorbeigehen bei ihm eintreten, und ihm vielleicht<lb/> überm unteren Ende des Sarges die Hand auf die<lb/> müden Füße legen.</p><lb/> <p>Ich nahm den Arm meines <choice><sic>Führes</sic><corr>Führers</corr></choice>:</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [214/0224]
allerliebſte Spaziergänge umgewandelt worden. Theile
des früheren Stadtgrabens waren auch noch vorhanden
zu hübſchen Teichen auseinandergezogen, umkränzt
von Pappeln, Trauerweiden und Luſtgebüſch. Es
liefen vom Kern der Stadt Haupt- und Nebenſtraßen
auf dieſe Luſtwege hinaus, und eine der Nebenſtraßen
führte gleich hinter den Baumreihen und dem Zier-Buſch-
werk auch zu dem Viertel der „kleinen Leute“. Wir
nannten das zu meiner Zeit: „Matthäi am Letzten“,
und es hieß auch wohl noch ſo.
Als wir uns der Gegend näherten, fiel es mir
recht aufs Herz, wie gut bekannt ich vor Zeiten da-
ſelbſt geweſen war, wie gute Freunde ich auch dort
gehabt hatte, und was nun Alles zwiſchen den Kinder-
tagen und dem heutigen Tage für mich lag.
„Herrgott, und auch Störzer!“ fiel mir ein.
„Auch Der! Und Du wollteſt wieder an ihm vor-
beigehen?“ Der Gedanke kam mir wirklich zur rechten
Zeit. Was ich nach der Nachricht von Brummerſumm
her verſäumt hatte, konnte ich ja jetzt noch nachholen
und dem alten, treuen Freunde einen Beſuch abſtatten.
Er war in ſeinem Leben und Berufe fünfmal um
die Erde geweſen, ohne von Hauſe fortgekommen zu
ſein: nun konnte ich, den ſeine Lebensfahrten ſo
weit von Hauſe weggeführt hatten, doch noch einmal
im Vorbeigehen bei ihm eintreten, und ihm vielleicht
überm unteren Ende des Sarges die Hand auf die
müden Füße legen.
Ich nahm den Arm meines Führers:
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