straße vertreten hat, und leiden es nicht. Wie oft bin ich da zu meinem seligen Schwiegervater hinge- treten und habe ihm zugeredet: Na, Vater? so lassen Sie doch die Knie zwischen den Armen weg und legen Sie sich nieder; -- es ist Alles in Sicherheit und Frieden auf und um der rothen Schanze. Ja, Störzer, alter Freund, Sie hätten sich doch einen Trunk von meiner Frau einschenken lassen sollen zur Auffrischung. Was haben Sie denn? Tine Quakatz gibt's gern und ein freundlich Gesicht dazu, vor- züglich so einem langjährigen guten Bekannten, wie Sie. Wirklich, Störzer, Sie machen ja wieder ein Gesicht wie, wie -- neulich -- dort auf dem Mai- holzener Kirchhofe, als ich Ihnen an unseres seligen Vaters Grube den Spaten zureichen wollte. Wissen Sie wohl, lieber Störzer, daß Sie mich eben lebhaft an des Bauern Quakatz Mienen erinnerten, wenn man ihm wieder mal so durch die Blume zu ver- stehen gegeben hatte, daß doch er -- er -- Kienbaum todtgeschlagen habe? Störzer, Sie sollten doch daran denken, sich endlich zur Ruhe zu setzen! Sie werden doch zu alt und knickebeinig für die Last, die Ihnen das Schicksal als Ihr Theil vom Gewicht der Welt auf den Buckel gelegt hat.' -- Darauf antwortete, sagte er denn -- wenn man es antworten, sagen nennen konnte -- ja, ich möge wohl Recht haben, er wolle es noch einmal mit seinen Kindern bereden. Und dann ging er -- wenn man das Gehen nennen konnte, und ich ließ ihn laufen und sah ihm bloß so lange nach vom Wall des Herrn Grafen von der
ſtraße vertreten hat, und leiden es nicht. Wie oft bin ich da zu meinem ſeligen Schwiegervater hinge- treten und habe ihm zugeredet: Na, Vater? ſo laſſen Sie doch die Knie zwiſchen den Armen weg und legen Sie ſich nieder; — es iſt Alles in Sicherheit und Frieden auf und um der rothen Schanze. Ja, Störzer, alter Freund, Sie hätten ſich doch einen Trunk von meiner Frau einſchenken laſſen ſollen zur Auffriſchung. Was haben Sie denn? Tine Quakatz gibt's gern und ein freundlich Geſicht dazu, vor- züglich ſo einem langjährigen guten Bekannten, wie Sie. Wirklich, Störzer, Sie machen ja wieder ein Geſicht wie, wie — neulich — dort auf dem Mai- holzener Kirchhofe, als ich Ihnen an unſeres ſeligen Vaters Grube den Spaten zureichen wollte. Wiſſen Sie wohl, lieber Störzer, daß Sie mich eben lebhaft an des Bauern Quakatz Mienen erinnerten, wenn man ihm wieder mal ſo durch die Blume zu ver- ſtehen gegeben hatte, daß doch er — er — Kienbaum todtgeſchlagen habe? Störzer, Sie ſollten doch daran denken, ſich endlich zur Ruhe zu ſetzen! Sie werden doch zu alt und knickebeinig für die Laſt, die Ihnen das Schickſal als Ihr Theil vom Gewicht der Welt auf den Buckel gelegt hat.‘ — Darauf antwortete, ſagte er denn — wenn man es antworten, ſagen nennen konnte — ja, ich möge wohl Recht haben, er wolle es noch einmal mit ſeinen Kindern bereden. Und dann ging er — wenn man das Gehen nennen konnte, und ich ließ ihn laufen und ſah ihm bloß ſo lange nach vom Wall des Herrn Grafen von der
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0254"n="244"/>ſtraße vertreten hat, und leiden es nicht. Wie oft<lb/>
bin ich da zu meinem ſeligen Schwiegervater hinge-<lb/>
treten und habe ihm zugeredet: Na, Vater? ſo laſſen<lb/>
Sie doch die Knie zwiſchen den Armen weg und<lb/>
legen Sie ſich nieder; — es iſt Alles in Sicherheit<lb/>
und Frieden auf und um der rothen Schanze. Ja,<lb/>
Störzer, alter Freund, Sie hätten ſich doch einen<lb/>
Trunk von meiner Frau einſchenken laſſen ſollen zur<lb/>
Auffriſchung. Was haben Sie denn? Tine Quakatz<lb/>
gibt's gern und ein freundlich Geſicht dazu, vor-<lb/>
züglich ſo einem langjährigen guten Bekannten, wie<lb/>
Sie. Wirklich, Störzer, Sie machen ja wieder ein<lb/>
Geſicht wie, wie — neulich — dort auf dem Mai-<lb/>
holzener Kirchhofe, als ich Ihnen an unſeres ſeligen<lb/>
Vaters Grube den Spaten zureichen wollte. Wiſſen<lb/>
Sie wohl, lieber Störzer, daß Sie mich eben lebhaft<lb/>
an des Bauern Quakatz Mienen erinnerten, wenn<lb/>
man ihm wieder mal ſo durch die Blume zu ver-<lb/>ſtehen gegeben hatte, daß doch er — er — Kienbaum<lb/>
todtgeſchlagen habe? Störzer, Sie ſollten doch daran<lb/>
denken, ſich endlich zur Ruhe zu ſetzen! Sie werden<lb/>
doch zu alt und knickebeinig für die Laſt, die Ihnen<lb/>
das Schickſal als Ihr Theil vom Gewicht der Welt<lb/>
auf den Buckel gelegt hat.‘— Darauf antwortete,<lb/>ſagte er denn — wenn man es antworten, ſagen<lb/>
nennen konnte — ja, ich möge wohl Recht haben,<lb/>
er wolle es noch einmal mit ſeinen Kindern bereden.<lb/>
Und dann ging er — wenn man das Gehen nennen<lb/>
konnte, und ich ließ ihn laufen und ſah ihm bloß<lb/>ſo lange nach vom Wall des Herrn Grafen von der<lb/></p></div></body></text></TEI>
[244/0254]
ſtraße vertreten hat, und leiden es nicht. Wie oft
bin ich da zu meinem ſeligen Schwiegervater hinge-
treten und habe ihm zugeredet: Na, Vater? ſo laſſen
Sie doch die Knie zwiſchen den Armen weg und
legen Sie ſich nieder; — es iſt Alles in Sicherheit
und Frieden auf und um der rothen Schanze. Ja,
Störzer, alter Freund, Sie hätten ſich doch einen
Trunk von meiner Frau einſchenken laſſen ſollen zur
Auffriſchung. Was haben Sie denn? Tine Quakatz
gibt's gern und ein freundlich Geſicht dazu, vor-
züglich ſo einem langjährigen guten Bekannten, wie
Sie. Wirklich, Störzer, Sie machen ja wieder ein
Geſicht wie, wie — neulich — dort auf dem Mai-
holzener Kirchhofe, als ich Ihnen an unſeres ſeligen
Vaters Grube den Spaten zureichen wollte. Wiſſen
Sie wohl, lieber Störzer, daß Sie mich eben lebhaft
an des Bauern Quakatz Mienen erinnerten, wenn
man ihm wieder mal ſo durch die Blume zu ver-
ſtehen gegeben hatte, daß doch er — er — Kienbaum
todtgeſchlagen habe? Störzer, Sie ſollten doch daran
denken, ſich endlich zur Ruhe zu ſetzen! Sie werden
doch zu alt und knickebeinig für die Laſt, die Ihnen
das Schickſal als Ihr Theil vom Gewicht der Welt
auf den Buckel gelegt hat.‘ — Darauf antwortete,
ſagte er denn — wenn man es antworten, ſagen
nennen konnte — ja, ich möge wohl Recht haben,
er wolle es noch einmal mit ſeinen Kindern bereden.
Und dann ging er — wenn man das Gehen nennen
konnte, und ich ließ ihn laufen und ſah ihm bloß
ſo lange nach vom Wall des Herrn Grafen von der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/254>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.