Lausitz, bis er auf dem Wege nach Maiholzen um die Buschecke bog. Ändern ließ sich nun für mich nichts mehr an der Sachlage, so gern ich es gemocht hätte; aber die Beruhigung, endlich mal über Etwas ganz im Klaren zu sein, bedeutet oder bringt nicht immer dem Menschen Das, was er, erleichtert aufathmend, eine Beruhigung nennt. Was nun? ist gewöhnlich für besagten armen Teufel und geplagten Erdentropf an seine genauere Kenntnißnahme im gegebenen Fall geknüpft, und so auch bei mir. Was würdest Du in meiner Stelle auf die Frage in diesem Falle ge- than haben, Eduard?"
Es kommt wirklich nichts darauf an, was ich damals geantwortet habe oder antworten konnte. Es genügt, daß Er, wahrscheinlich ohne meine Antwort abzuwarten, fortfuhr: "Was mich anbetrifft, so glaubst Du sicherlich, daß ich wieder zuerst zu meiner Frau ging, irrst Dich jedoch. Diesmal ging ich zuerst hinten in die Kammer zu meinem Riesenfaulthier, besah mir dessen saubere Reste noch einmal und sagte: ,Alter Gesell was hätte es denn Dir ausgemacht, wenn Stopfkuchen ein paar Wochen oder ein paar Jahre Dich später aufgedeckt hätte?' Und nachdem das gute Thier mir die genügende Antwort gegeben hatte, ging ich wieder zum Tinchen und besah auch das mir
Lauſitz, bis er auf dem Wege nach Maiholzen um die Buſchecke bog. Ändern ließ ſich nun für mich nichts mehr an der Sachlage, ſo gern ich es gemocht hätte; aber die Beruhigung, endlich mal über Etwas ganz im Klaren zu ſein, bedeutet oder bringt nicht immer dem Menſchen Das, was er, erleichtert aufathmend, eine Beruhigung nennt. Was nun? iſt gewöhnlich für beſagten armen Teufel und geplagten Erdentropf an ſeine genauere Kenntnißnahme im gegebenen Fall geknüpft, und ſo auch bei mir. Was würdeſt Du in meiner Stelle auf die Frage in dieſem Falle ge- than haben, Eduard?“
Es kommt wirklich nichts darauf an, was ich damals geantwortet habe oder antworten konnte. Es genügt, daß Er, wahrſcheinlich ohne meine Antwort abzuwarten, fortfuhr: „Was mich anbetrifft, ſo glaubſt Du ſicherlich, daß ich wieder zuerſt zu meiner Frau ging, irrſt Dich jedoch. Diesmal ging ich zuerſt hinten in die Kammer zu meinem Rieſenfaulthier, beſah mir deſſen ſaubere Reſte noch einmal und ſagte: ‚Alter Geſell was hätte es denn Dir ausgemacht, wenn Stopfkuchen ein paar Wochen oder ein paar Jahre Dich ſpäter aufgedeckt hätte?‘ Und nachdem das gute Thier mir die genügende Antwort gegeben hatte, ging ich wieder zum Tinchen und beſah auch das mir
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Lauſitz, bis er auf dem Wege nach Maiholzen um die
Buſchecke bog. Ändern ließ ſich nun für mich nichts
mehr an der Sachlage, ſo gern ich es gemocht hätte;
aber die Beruhigung, endlich mal über Etwas ganz
im Klaren zu ſein, bedeutet oder bringt nicht immer
dem Menſchen Das, was er, erleichtert aufathmend,
eine Beruhigung nennt. Was nun? iſt gewöhnlich
für beſagten armen Teufel und geplagten Erdentropf
an ſeine genauere Kenntnißnahme im gegebenen Fall
geknüpft, und ſo auch bei mir. Was würdeſt Du
in meiner Stelle auf die Frage in dieſem Falle ge-
than haben, Eduard?“
Es kommt wirklich nichts darauf an, was ich
damals geantwortet habe oder antworten konnte. Es
genügt, daß Er, wahrſcheinlich ohne meine Antwort
abzuwarten, fortfuhr: „Was mich anbetrifft, ſo glaubſt
Du ſicherlich, daß ich wieder zuerſt zu meiner Frau
ging, irrſt Dich jedoch. Diesmal ging ich zuerſt
hinten in die Kammer zu meinem Rieſenfaulthier, beſah
mir deſſen ſaubere Reſte noch einmal und ſagte:
‚Alter Geſell was hätte es denn Dir ausgemacht, wenn
Stopfkuchen ein paar Wochen oder ein paar Jahre
Dich ſpäter aufgedeckt hätte?‘ Und nachdem das
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ging ich wieder zum Tinchen und beſah auch das mir
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Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordge… [mehr]
Wilhelm Raabes "Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte" entstand ca. 1888/90. Der Text erschien zuerst 1891 in der Deutschen Roman-Zeitung (28. Jg., Nr. 1–6) und wurde für das Deutsche Textarchiv, gemäß den DTA-Leitlinien, nach der ersten selbstständigen Veröffentlichung digitalisiert.
Raabe, Wilhelm: Stopfkuchen. Eine See- und Mordgeschichte. Berlin, 1891, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/raabe_stopfkuchen_1891/255>, abgerufen am 24.11.2024.
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