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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Noten ohne Text.
haft muß es nicht einem so liebreichen und zärtlichen
Vater fallen, wenn er sieht, daß er das Werk seiner
Hände, welches er der Nachwelt zugedacht hatte,
noch selbst überleben muß! Kömmt dieses frühzei-
tige Absterben von der schwächlichen Natur, und der
hinfälligen Beschaffenheit unsrer Schriften her:
So ist allerdings noch einiger Trost dabey. Ge-
schieht es aber, daß sie durch einen gewaltsamen Tod
dahin gerissen, und durch die unerbittlichen Hände
eines grausamen Kunstrichters aufgerieben werden:
So kann ich mir in der That keine verzweifeltern
Umstände vorstellen, als diejenigen sind, in welchen
sich ein so gebeugter, und in die tiefste Trauer ver-
setzter, Scribent befinden muß. Er ist desto unglück-
licher, da ihm nicht leicht jemand sein Beyleid bezei-
gen, und diesen unverhofften Verlust beklagen wird.
Ein Trost, den zum wenigsten andre Väter, bey
dem Tode ihrer Kinder, zu gewarten
haben.

[Abbildung]

Noten

Noten ohne Text.
haft muß es nicht einem ſo liebreichen und zaͤrtlichen
Vater fallen, wenn er ſieht, daß er das Werk ſeiner
Haͤnde, welches er der Nachwelt zugedacht hatte,
noch ſelbſt uͤberleben muß! Koͤmmt dieſes fruͤhzei-
tige Abſterben von der ſchwaͤchlichen Natur, und der
hinfaͤlligen Beſchaffenheit unſrer Schriften her:
So iſt allerdings noch einiger Troſt dabey. Ge-
ſchieht es aber, daß ſie durch einen gewaltſamen Tod
dahin geriſſen, und durch die unerbittlichen Haͤnde
eines grauſamen Kunſtrichters aufgerieben werden:
So kann ich mir in der That keine verzweifeltern
Umſtaͤnde vorſtellen, als diejenigen ſind, in welchen
ſich ein ſo gebeugter, und in die tiefſte Trauer ver-
ſetzter, Scribent befinden muß. Er iſt deſto ungluͤck-
licher, da ihm nicht leicht jemand ſein Beyleid bezei-
gen, und dieſen unverhofften Verluſt beklagen wird.
Ein Troſt, den zum wenigſten andre Vaͤter, bey
dem Tode ihrer Kinder, zu gewarten
haben.

[Abbildung]

Noten
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[123/0123] Noten ohne Text. haft muß es nicht einem ſo liebreichen und zaͤrtlichen Vater fallen, wenn er ſieht, daß er das Werk ſeiner Haͤnde, welches er der Nachwelt zugedacht hatte, noch ſelbſt uͤberleben muß! Koͤmmt dieſes fruͤhzei- tige Abſterben von der ſchwaͤchlichen Natur, und der hinfaͤlligen Beſchaffenheit unſrer Schriften her: So iſt allerdings noch einiger Troſt dabey. Ge- ſchieht es aber, daß ſie durch einen gewaltſamen Tod dahin geriſſen, und durch die unerbittlichen Haͤnde eines grauſamen Kunſtrichters aufgerieben werden: So kann ich mir in der That keine verzweifeltern Umſtaͤnde vorſtellen, als diejenigen ſind, in welchen ſich ein ſo gebeugter, und in die tiefſte Trauer ver- ſetzter, Scribent befinden muß. Er iſt deſto ungluͤck- licher, da ihm nicht leicht jemand ſein Beyleid bezei- gen, und dieſen unverhofften Verluſt beklagen wird. Ein Troſt, den zum wenigſten andre Vaͤter, bey dem Tode ihrer Kinder, zu gewarten haben. [Abbildung] Noten

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/123>, abgerufen am 21.11.2024.