Farrago libelli:) Bey diesen Worten, welche ich aus dem Juvenal zur Ueberschrift über gegenwärtige Abhandlung gewählt habe, muß ich vor allen Dingen verschiednes errinnern. Die Verse des Juvenals heißen eigentlich so:
Jch habe aber mit Fleiße nur die letzten Worte da- von behalten, weil ich befürchten mußte, viele meiner Leser möchten ein gar zu schlechtes Vertrauen zu dieser Schrift bekommen, wenn sie durch die angezo- gnen Verse des Juvenals auf die Meynung gebracht würden, als wollte ich Sachen darinnen abhandeln, welche, gewisser Ursachen wegen, nicht allemal gern gelesen werden.
Jndessen schicken sich diese Worte, farrago libelli, hieher. Jch weis sie nicht nachdrücklicher zu übersetzen, als durch das Wort, Mischmasch; und dieses zeigt meinen Lesern auf einmal an, was sie, in diesen Noten ohne Text, zu suchen haben.
Jch bin so neidisch gar nicht, daß ich mich dieser Ueberschrift ganz allein anmaaßen, und andern Schriftstellern verwehren wollte, sich derselben, in gleichem Falle, zu bedienen. Nichts wünsche ich eifriger, als daß ich in diesem Stücke Nachfolger finden möge, welche mit der gelehrten Welt eben so
offen-
Hinkmars von Repkow
Noten zur Abhandlung.
Farrago libelli:) Bey dieſen Worten, welche ich aus dem Juvenal zur Ueberſchrift uͤber gegenwaͤrtige Abhandlung gewaͤhlt habe, muß ich vor allen Dingen verſchiednes errinnern. Die Verſe des Juvenals heißen eigentlich ſo:
Jch habe aber mit Fleiße nur die letzten Worte da- von behalten, weil ich befuͤrchten mußte, viele meiner Leſer moͤchten ein gar zu ſchlechtes Vertrauen zu dieſer Schrift bekommen, wenn ſie durch die angezo- gnen Verſe des Juvenals auf die Meynung gebracht wuͤrden, als wollte ich Sachen darinnen abhandeln, welche, gewiſſer Urſachen wegen, nicht allemal gern geleſen werden.
Jndeſſen ſchicken ſich dieſe Worte, farrago libelli, hieher. Jch weis ſie nicht nachdruͤcklicher zu uͤberſetzen, als durch das Wort, Miſchmaſch; und dieſes zeigt meinen Leſern auf einmal an, was ſie, in dieſen Noten ohne Text, zu ſuchen haben.
Jch bin ſo neidiſch gar nicht, daß ich mich dieſer Ueberſchrift ganz allein anmaaßen, und andern Schriftſtellern verwehren wollte, ſich derſelben, in gleichem Falle, zu bedienen. Nichts wuͤnſche ich eifriger, als daß ich in dieſem Stuͤcke Nachfolger finden moͤge, welche mit der gelehrten Welt eben ſo
offen-
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[224[124]/0124]
Hinkmars von Repkow
Noten zur Abhandlung.
Farrago libelli:) Bey dieſen Worten,
welche ich aus dem Juvenal zur Ueberſchrift
uͤber gegenwaͤrtige Abhandlung gewaͤhlt habe, muß
ich vor allen Dingen verſchiednes errinnern. Die
Verſe des Juvenals heißen eigentlich ſo:
Quidquid agunt homines, votum, timor, ira, voluptas,
Gaudia, diſcurſus, noſtri eſt farrago libelli.
Jch habe aber mit Fleiße nur die letzten Worte da-
von behalten, weil ich befuͤrchten mußte, viele meiner
Leſer moͤchten ein gar zu ſchlechtes Vertrauen zu
dieſer Schrift bekommen, wenn ſie durch die angezo-
gnen Verſe des Juvenals auf die Meynung gebracht
wuͤrden, als wollte ich Sachen darinnen abhandeln,
welche, gewiſſer Urſachen wegen, nicht allemal gern
geleſen werden.
Jndeſſen ſchicken ſich dieſe Worte, farrago
libelli, hieher. Jch weis ſie nicht nachdruͤcklicher zu
uͤberſetzen, als durch das Wort, Miſchmaſch; und
dieſes zeigt meinen Leſern auf einmal an, was ſie, in
dieſen Noten ohne Text, zu ſuchen haben.
Jch bin ſo neidiſch gar nicht, daß ich mich dieſer
Ueberſchrift ganz allein anmaaßen, und andern
Schriftſtellern verwehren wollte, ſich derſelben, in
gleichem Falle, zu bedienen. Nichts wuͤnſche ich
eifriger, als daß ich in dieſem Stuͤcke Nachfolger
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 224[124]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/124>, abgerufen am 16.02.2025.
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