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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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offenherzig umgehen, als ich thue. An statt der
ausschweifenden Titel: Kurze, doch gründliche,
Abhandlung von etc. Neue, und höchstnö-
thige Wahrheiten etc. Exegetisch-theoretisch-
praktische Untersuchung, ob etc. Unumstößli-
cher Beweis, daß etc. Versuch einer heilsa-
men und erbaulichen etc. Abgenöthigte, doch
mit vieler Bescheidenheit abgefaßte, und in
der Wahrheit selbst gegründete, Vertheidi-
gung wider etc. Universal etc.
An statt aller
dieser Titel würden die meisten ihrer Verfasser mit
weit besserm Rechte, und mit mehrerer Wahrheit
sich dieser Worte bedienen, Farrago libelli; und die
Nachwelt hat es bloß meiner Bemühung zu danken,
daß nächstens ein guter Freund von mir sich eben
dieser Worte, bey seinem Buche, bedienen wird, wel-
ches er von dem eigentlichen Grunde des Natur-
und Völkerrechts, und zwar methodo mathema-
tica
abgefaßt hat.

Jch kann diese Gelegenheit nicht vorbey lassen,
ohne von dergleichen Ueberschriften noch etwas über-
haupt zu gedenken. Jch finde einen großen Mis-
brauch darinnen, daß sich die meisten solcher Senten-
zen aus alten Poeten und Philosophen anmaaßen,
welche sie, ohne die Wahrheit zu beleidigen, und
ihr Autorgewissen zu beschweren, vor ihre Schriften
gar nicht setzen sollten. Jch will an deren Stelle
einige andre vorschlagen, und ich traue meinen Le-
sern so wohl, als den zukünftigen Autoren, so viel
Geschmack und Einsicht zu, daß sie die Wahl, vor

welche

Noten ohne Text.
offenherzig umgehen, als ich thue. An ſtatt der
ausſchweifenden Titel: Kurze, doch gruͤndliche,
Abhandlung von ꝛc. Neue, und hoͤchſtnoͤ-
thige Wahrheiten ꝛc. Exegetiſch-theoretiſch-
praktiſche Unterſuchung, ob ꝛc. Unumſtoͤßli-
cher Beweis, daß ꝛc. Verſuch einer heilſa-
men und erbaulichen ꝛc. Abgenoͤthigte, doch
mit vieler Beſcheidenheit abgefaßte, und in
der Wahrheit ſelbſt gegruͤndete, Vertheidi-
gung wider ꝛc. Univerſal ꝛc.
An ſtatt aller
dieſer Titel wuͤrden die meiſten ihrer Verfaſſer mit
weit beſſerm Rechte, und mit mehrerer Wahrheit
ſich dieſer Worte bedienen, Farrago libelli; und die
Nachwelt hat es bloß meiner Bemuͤhung zu danken,
daß naͤchſtens ein guter Freund von mir ſich eben
dieſer Worte, bey ſeinem Buche, bedienen wird, wel-
ches er von dem eigentlichen Grunde des Natur-
und Voͤlkerrechts, und zwar methodo mathema-
tica
abgefaßt hat.

Jch kann dieſe Gelegenheit nicht vorbey laſſen,
ohne von dergleichen Ueberſchriften noch etwas uͤber-
haupt zu gedenken. Jch finde einen großen Mis-
brauch darinnen, daß ſich die meiſten ſolcher Senten-
zen aus alten Poeten und Philoſophen anmaaßen,
welche ſie, ohne die Wahrheit zu beleidigen, und
ihr Autorgewiſſen zu beſchweren, vor ihre Schriften
gar nicht ſetzen ſollten. Jch will an deren Stelle
einige andre vorſchlagen, und ich traue meinen Le-
ſern ſo wohl, als den zukuͤnftigen Autoren, ſo viel
Geſchmack und Einſicht zu, daß ſie die Wahl, vor

welche
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[125/0125] Noten ohne Text. offenherzig umgehen, als ich thue. An ſtatt der ausſchweifenden Titel: Kurze, doch gruͤndliche, Abhandlung von ꝛc. Neue, und hoͤchſtnoͤ- thige Wahrheiten ꝛc. Exegetiſch-theoretiſch- praktiſche Unterſuchung, ob ꝛc. Unumſtoͤßli- cher Beweis, daß ꝛc. Verſuch einer heilſa- men und erbaulichen ꝛc. Abgenoͤthigte, doch mit vieler Beſcheidenheit abgefaßte, und in der Wahrheit ſelbſt gegruͤndete, Vertheidi- gung wider ꝛc. Univerſal ꝛc. An ſtatt aller dieſer Titel wuͤrden die meiſten ihrer Verfaſſer mit weit beſſerm Rechte, und mit mehrerer Wahrheit ſich dieſer Worte bedienen, Farrago libelli; und die Nachwelt hat es bloß meiner Bemuͤhung zu danken, daß naͤchſtens ein guter Freund von mir ſich eben dieſer Worte, bey ſeinem Buche, bedienen wird, wel- ches er von dem eigentlichen Grunde des Natur- und Voͤlkerrechts, und zwar methodo mathema- tica abgefaßt hat. Jch kann dieſe Gelegenheit nicht vorbey laſſen, ohne von dergleichen Ueberſchriften noch etwas uͤber- haupt zu gedenken. Jch finde einen großen Mis- brauch darinnen, daß ſich die meiſten ſolcher Senten- zen aus alten Poeten und Philoſophen anmaaßen, welche ſie, ohne die Wahrheit zu beleidigen, und ihr Autorgewiſſen zu beſchweren, vor ihre Schriften gar nicht ſetzen ſollten. Jch will an deren Stelle einige andre vorſchlagen, und ich traue meinen Le- ſern ſo wohl, als den zukuͤnftigen Autoren, ſo viel Geſchmack und Einſicht zu, daß ſie die Wahl, vor welche

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/125>, abgerufen am 15.05.2024.