[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.Noten ohne Text. Versen. Heißt das nicht die Alten nachahmen, jaso gar übertreffen? Sein Argwohn) Dieser gieng so weit, daß Und eine solche Critik, so scharf sie auch ist, den
Noten ohne Text. Verſen. Heißt das nicht die Alten nachahmen, jaſo gar uͤbertreffen? Sein Argwohn) Dieſer gieng ſo weit, daß Und eine ſolche Critik, ſo ſcharf ſie auch iſt, den
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Noten ohne Text.
Verſen. Heißt das nicht die Alten nachahmen, ja
ſo gar uͤbertreffen?
Sein Argwohn) Dieſer gieng ſo weit, daß
man niemals eines ſchlechten Poeten erwaͤhnen konn-
te, ohne ihn auf die empfindlichſten Gedanken zu brin-
gen, er ſelbſt ſey dadurch gemeynt.
Und eine ſolche Critik, ſo ſcharf ſie auch iſt,
wird dennoch mehr Nutzen, als Schaden brin-
gen.) Der Einwurf iſt ungegruͤndet, wenn man
glaubt, es werde dieſes eine große Verwirrung und
Unordnung in dem demokratiſchen Reiche des Wi-
tzes erregen, und ein ſolcher unerbittlicher Kunſtrich-
ter beſchwere nur ſein Gewiſſen, indem er ſonder
Zweifel manche junge und ſtreitbare Muſe ſchuͤch-
tern mache, wenn er ihren Werken, und beſonders
den Streitſchriften, eine ewige Dauer und das
Gluͤck, der Nachwelt bekannt zu werden, gaͤnzlich
abſpricht. Geſetzt auch, wie ich es denn gewiß
glaube, daß alle die Streitſchriften, welche in unſern
Tagen die Haͤnde der Setzer beſchaͤfftigt, und die
Geduld der Leſer ermuͤdet haben, in wenig Jahren
ihren Untergang erfahren! Benimmt man ihnen
denn dadurch ihren Werth gaͤnzlich? Ein Kalender
iſt eines der nuͤtzlichſten Buͤcher von der Welt.
Wenn das neue Jahr koͤmmt: So kaufen wir ihn
mit der groͤßten Begierde; das ganze Jahr uͤber le-
ſen wir darinnen, und wenn das Jahr vorbey iſt,
ſo iſt auch der Werth unſers Kalenders vorbey.
Wuͤrde wohl etwas laͤcherlicher ſeyn koͤnnen, als
wenn man dieſen Beweis dazu brauchen wollte,
den
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