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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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von Swifts letztem Willen.
ius praesentandi; die Frau Nowtell vocirt
sie; der Rath muß sie besolden, und die Bür-
ger behalten weiter keine Freyheit übrig, als daß
sie in der Predigt gähnen, und schlafen dürfen.
Dieses ist noch der Rest ihrer natürlichen Freyheit,
dessen sie sich auch sehr wohl zu bedienen wissen.
Alles dieses hat mich bewogen, meinen gefaßten
Entschluß zu ändern. Die Frau Nowtell soll
die ihrem unschuldigen Manne zugedachte Stelle
im Tollhause bekommen; ihr Mann aber, der
durch diesen Verlust seiner Frau außer Stand ge-
setzt wird, ein Rathsherr zu bleiben, wird wohl
thun, wenn er sein Amt von sich selbst niederlegt, sich
zur Ruhe begiebt, seine Küche und Wirthschaft
besorgt, und bey müßigen Stunden seine Schränke
bohnt.

Da ich weiter nachdenke, an wem ich unter den auf
dem Stadthause in Pflichten stehenden Personen mei-
ne Werke der christlichen Liebe ausüben könnte; so fal-
len mir unter den Sekretären, Schreibern, und Ein-
nehmern eine so große Menge kleiner Narren mitt-
lern Standes ein, daß ich nicht weis, bey wem ich
anfangen soll. Meine zwölftausend Pfund Ster-
lings reichen warlich nicht zu, sie alle zu unterhalten.
Die Commun sollte sich billig ihrer durch eine mil-
de Stiftung annehmen. Wie freudig wollte ich
sterben, wenn ich die Hoffnung, daß dieses gesche-
hen würde, mit ins Grab nehmen könnte! Kurz,
ich empfehle diese Narren ihrem Vaterlande!

Mein
Q 3

von Swifts letztem Willen.
ius praeſentandi; die Frau Nowtell vocirt
ſie; der Rath muß ſie beſolden, und die Buͤr-
ger behalten weiter keine Freyheit uͤbrig, als daß
ſie in der Predigt gaͤhnen, und ſchlafen duͤrfen.
Dieſes iſt noch der Reſt ihrer natuͤrlichen Freyheit,
deſſen ſie ſich auch ſehr wohl zu bedienen wiſſen.
Alles dieſes hat mich bewogen, meinen gefaßten
Entſchluß zu aͤndern. Die Frau Nowtell ſoll
die ihrem unſchuldigen Manne zugedachte Stelle
im Tollhauſe bekommen; ihr Mann aber, der
durch dieſen Verluſt ſeiner Frau außer Stand ge-
ſetzt wird, ein Rathsherr zu bleiben, wird wohl
thun, wenn er ſein Amt von ſich ſelbſt niederlegt, ſich
zur Ruhe begiebt, ſeine Kuͤche und Wirthſchaft
beſorgt, und bey muͤßigen Stunden ſeine Schraͤnke
bohnt.

Da ich weiter nachdenke, an wem ich unter den auf
dem Stadthauſe in Pflichten ſtehenden Perſonen mei-
ne Werke der chriſtlichen Liebe ausuͤben koͤnnte; ſo fal-
len mir unter den Sekretaͤren, Schreibern, und Ein-
nehmern eine ſo große Menge kleiner Narren mitt-
lern Standes ein, daß ich nicht weis, bey wem ich
anfangen ſoll. Meine zwoͤlftauſend Pfund Ster-
lings reichen warlich nicht zu, ſie alle zu unterhalten.
Die Commun ſollte ſich billig ihrer durch eine mil-
de Stiftung annehmen. Wie freudig wollte ich
ſterben, wenn ich die Hoffnung, daß dieſes geſche-
hen wuͤrde, mit ins Grab nehmen koͤnnte! Kurz,
ich empfehle dieſe Narren ihrem Vaterlande!

Mein
Q 3
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[245/0245] von Swifts letztem Willen. ius praeſentandi; die Frau Nowtell vocirt ſie; der Rath muß ſie beſolden, und die Buͤr- ger behalten weiter keine Freyheit uͤbrig, als daß ſie in der Predigt gaͤhnen, und ſchlafen duͤrfen. Dieſes iſt noch der Reſt ihrer natuͤrlichen Freyheit, deſſen ſie ſich auch ſehr wohl zu bedienen wiſſen. Alles dieſes hat mich bewogen, meinen gefaßten Entſchluß zu aͤndern. Die Frau Nowtell ſoll die ihrem unſchuldigen Manne zugedachte Stelle im Tollhauſe bekommen; ihr Mann aber, der durch dieſen Verluſt ſeiner Frau außer Stand ge- ſetzt wird, ein Rathsherr zu bleiben, wird wohl thun, wenn er ſein Amt von ſich ſelbſt niederlegt, ſich zur Ruhe begiebt, ſeine Kuͤche und Wirthſchaft beſorgt, und bey muͤßigen Stunden ſeine Schraͤnke bohnt. Da ich weiter nachdenke, an wem ich unter den auf dem Stadthauſe in Pflichten ſtehenden Perſonen mei- ne Werke der chriſtlichen Liebe ausuͤben koͤnnte; ſo fal- len mir unter den Sekretaͤren, Schreibern, und Ein- nehmern eine ſo große Menge kleiner Narren mitt- lern Standes ein, daß ich nicht weis, bey wem ich anfangen ſoll. Meine zwoͤlftauſend Pfund Ster- lings reichen warlich nicht zu, ſie alle zu unterhalten. Die Commun ſollte ſich billig ihrer durch eine mil- de Stiftung annehmen. Wie freudig wollte ich ſterben, wenn ich die Hoffnung, daß dieſes geſche- hen wuͤrde, mit ins Grab nehmen koͤnnte! Kurz, ich empfehle dieſe Narren ihrem Vaterlande! Mein Q 3

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/245>, abgerufen am 23.11.2024.