Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite
Geheime Nachricht

Beynahe hätte ich vergessen, zu sagen, daß
man bereits drey Abkömmlinge des Partridge
ausfindig gemacht hat. Der eine ist ein Barbier
in der St. James Straße, bey welchen man ei-
nen Stammbaum des Prätendenten mit politi-
schen Anmerkungen, und einer Schutzschrift für
den Ritter St. George gefunden hat. Diese
Schrift mag ziemlich gefährlich seyn, aber sie ist so
verwirrt abgefaßt, daß man sie nicht verstehen kann.
Der zweyte ist ein caßirter Fähndrich, welcher in der
Schlacht bey Fontenoy für gut befunden hat, sei-
ne Person in Begleitung zweener holländischer Of-
ficiere gleich im Anfange des Treffens in Sicherheit
zu bringen, und um deswillen vom Regiment gejagt
worden ist. Er hatte einen Plan von der Schlacht
bey Dettingen bey sich, worinnen er die Fehler ge-
zeigt, die damals die alliirte Armee begangen, und
dadurch verhindert haben sollte, daß sie nicht gera-
des Wegs selbst vor Versailles rücken, und solches
überrumpeln können. Der dritte ist ein Schuster,
welcher eine Prophezeihung verkauft, daß im Jahr
1746. das päbstliche Reich untergehen, Ludwig der
funfzehente von Husaren gefangen, der Schach
Nadyr in Paris einfallen, und das Leder so theu-
er werden sollte, als es seit der Königinn Elisabeth
Zeiten nicht gewesen.

Mit Aufsuchung der Narrenrecruten wird es
schon etwas mehr Mühe und Vorsicht kosten. Man
hält inzwischen diesen Artikel des Codicills so geheim,

als
Geheime Nachricht

Beynahe haͤtte ich vergeſſen, zu ſagen, daß
man bereits drey Abkoͤmmlinge des Partridge
ausfindig gemacht hat. Der eine iſt ein Barbier
in der St. James Straße, bey welchen man ei-
nen Stammbaum des Praͤtendenten mit politi-
ſchen Anmerkungen, und einer Schutzſchrift fuͤr
den Ritter St. George gefunden hat. Dieſe
Schrift mag ziemlich gefaͤhrlich ſeyn, aber ſie iſt ſo
verwirrt abgefaßt, daß man ſie nicht verſtehen kann.
Der zweyte iſt ein caßirter Faͤhndrich, welcher in der
Schlacht bey Fontenoy fuͤr gut befunden hat, ſei-
ne Perſon in Begleitung zweener hollaͤndiſcher Of-
ficiere gleich im Anfange des Treffens in Sicherheit
zu bringen, und um deswillen vom Regiment gejagt
worden iſt. Er hatte einen Plan von der Schlacht
bey Dettingen bey ſich, worinnen er die Fehler ge-
zeigt, die damals die alliirte Armee begangen, und
dadurch verhindert haben ſollte, daß ſie nicht gera-
des Wegs ſelbſt vor Verſailles ruͤcken, und ſolches
uͤberrumpeln koͤnnen. Der dritte iſt ein Schuſter,
welcher eine Prophezeihung verkauft, daß im Jahr
1746. das paͤbſtliche Reich untergehen, Ludwig der
funfzehente von Huſaren gefangen, der Schach
Nadyr in Paris einfallen, und das Leder ſo theu-
er werden ſollte, als es ſeit der Koͤniginn Eliſabeth
Zeiten nicht geweſen.

Mit Aufſuchung der Narrenrecruten wird es
ſchon etwas mehr Muͤhe und Vorſicht koſten. Man
haͤlt inzwiſchen dieſen Artikel des Codicills ſo geheim,

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div>
            <pb facs="#f0266" n="266"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Geheime Nachricht</hi> </fw><lb/>
            <p>Beynahe ha&#x0364;tte ich verge&#x017F;&#x017F;en, zu &#x017F;agen, daß<lb/>
man bereits drey Abko&#x0364;mmlinge des <hi rendition="#fr">Partridge</hi><lb/>
ausfindig gemacht hat. Der <hi rendition="#fr">eine</hi> i&#x017F;t ein Barbier<lb/>
in der St. James Straße, bey welchen man ei-<lb/>
nen Stammbaum des Pra&#x0364;tendenten mit politi-<lb/>
&#x017F;chen Anmerkungen, und einer Schutz&#x017F;chrift fu&#x0364;r<lb/>
den Ritter St. George gefunden hat. Die&#x017F;e<lb/>
Schrift mag ziemlich gefa&#x0364;hrlich &#x017F;eyn, aber &#x017F;ie i&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
verwirrt abgefaßt, daß man &#x017F;ie nicht ver&#x017F;tehen kann.<lb/>
Der <hi rendition="#fr">zweyte</hi> i&#x017F;t ein caßirter Fa&#x0364;hndrich, welcher in der<lb/>
Schlacht bey Fontenoy fu&#x0364;r gut befunden hat, &#x017F;ei-<lb/>
ne Per&#x017F;on in Begleitung zweener holla&#x0364;ndi&#x017F;cher Of-<lb/>
ficiere gleich im Anfange des Treffens in Sicherheit<lb/>
zu bringen, und um deswillen vom Regiment gejagt<lb/>
worden i&#x017F;t. Er hatte einen Plan von der Schlacht<lb/>
bey Dettingen bey &#x017F;ich, worinnen er die Fehler ge-<lb/>
zeigt, die damals die alliirte Armee begangen, und<lb/>
dadurch verhindert haben &#x017F;ollte, daß &#x017F;ie nicht gera-<lb/>
des Wegs &#x017F;elb&#x017F;t vor Ver&#x017F;ailles ru&#x0364;cken, und &#x017F;olches<lb/>
u&#x0364;berrumpeln ko&#x0364;nnen. Der <hi rendition="#fr">dritte</hi> i&#x017F;t ein Schu&#x017F;ter,<lb/>
welcher eine Prophezeihung verkauft, daß im Jahr<lb/>
1746. das pa&#x0364;b&#x017F;tliche Reich untergehen, Ludwig der<lb/>
funfzehente von Hu&#x017F;aren gefangen, der Schach<lb/>
Nadyr in Paris einfallen, und das Leder &#x017F;o theu-<lb/>
er werden &#x017F;ollte, als es &#x017F;eit der Ko&#x0364;niginn Eli&#x017F;abeth<lb/>
Zeiten nicht gewe&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Mit Auf&#x017F;uchung der Narrenrecruten wird es<lb/>
&#x017F;chon etwas mehr Mu&#x0364;he und Vor&#x017F;icht ko&#x017F;ten. Man<lb/>
ha&#x0364;lt inzwi&#x017F;chen die&#x017F;en Artikel des Codicills &#x017F;o geheim,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[266/0266] Geheime Nachricht Beynahe haͤtte ich vergeſſen, zu ſagen, daß man bereits drey Abkoͤmmlinge des Partridge ausfindig gemacht hat. Der eine iſt ein Barbier in der St. James Straße, bey welchen man ei- nen Stammbaum des Praͤtendenten mit politi- ſchen Anmerkungen, und einer Schutzſchrift fuͤr den Ritter St. George gefunden hat. Dieſe Schrift mag ziemlich gefaͤhrlich ſeyn, aber ſie iſt ſo verwirrt abgefaßt, daß man ſie nicht verſtehen kann. Der zweyte iſt ein caßirter Faͤhndrich, welcher in der Schlacht bey Fontenoy fuͤr gut befunden hat, ſei- ne Perſon in Begleitung zweener hollaͤndiſcher Of- ficiere gleich im Anfange des Treffens in Sicherheit zu bringen, und um deswillen vom Regiment gejagt worden iſt. Er hatte einen Plan von der Schlacht bey Dettingen bey ſich, worinnen er die Fehler ge- zeigt, die damals die alliirte Armee begangen, und dadurch verhindert haben ſollte, daß ſie nicht gera- des Wegs ſelbſt vor Verſailles ruͤcken, und ſolches uͤberrumpeln koͤnnen. Der dritte iſt ein Schuſter, welcher eine Prophezeihung verkauft, daß im Jahr 1746. das paͤbſtliche Reich untergehen, Ludwig der funfzehente von Huſaren gefangen, der Schach Nadyr in Paris einfallen, und das Leder ſo theu- er werden ſollte, als es ſeit der Koͤniginn Eliſabeth Zeiten nicht geweſen. Mit Aufſuchung der Narrenrecruten wird es ſchon etwas mehr Muͤhe und Vorſicht koſten. Man haͤlt inzwiſchen dieſen Artikel des Codicills ſo geheim, als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/266
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/266>, abgerufen am 16.05.2024.