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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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von Buchdruckerstöcken.
noch ihren guten Nutzen. Jn den Werken, wel-
che de iustitia distributiua handeln, ist die Wa-
ge ganz unentbehrlich. Schriebe ich nur für Ju-
risten, so würde es nicht nöthig seyn, mich zu
erklären, was iustitia distributiua in verschiednen
Richterstuben heiße. Aber dem schönen Ge-
schlechte zu gefallen, muß ich anmerken, dieses
sey: Eine praktische Kunst, zu untersuchen, wie
sich die Sache eines Armen gegen die Sache eines Rei-
chen, und ein Kober Krebse, den uns ein armer ge-
drückter Bauer, als Kläger, bringt, gegen ein
wildes Schwein verhält, das uns sein gnädiger
Herr, als Beklagter, zu Aufmunterung unsers
Eifers für die gerechte Sache zuschickt. Dieses
heißt iustitia distributiua.* Und in diesem Falle ist
die Wage ganz unentbehrlich. Jch wollte aber
doch auch wohlmeynend rathen, daß man die Gerech-
tigkeit bey dergleichen Gelegenheit mit offnen,
und unverbundnen Augen vorstellte, denn es trägt
dieses viel dazu bey, den statum caussae recht ein-
zusehen.

Jch
* Hiervon ist mit mehrerm nachzusehen, des berühmten
Herrn Professors in Leiden, Gille Hooenhoeck nomen-
clator forensis,
oder juristisches Wörterbuch, in welchem
unter dem Buchstaben J, obige Beschreibung de iustitia
distributiua
von Wort zu Wort sich befindet, und noch
dieses hinzugesetzt ist, daß nach verschiedner Rechtsgelehr-
ter Meynung ein Kober Krebse probatio semiplena, ein
wildes Schwein aber documentum guarentigionatum
heiße. Jch habe aber davon mit Fleiße in meinem Texte
nichts erwähnen wollen, weil dieses nur den holländischen
Schlendrian betrifft, und hier zu Lande ganz und gar nicht
eingeführt ist.
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von Buchdruckerſtoͤcken.
noch ihren guten Nutzen. Jn den Werken, wel-
che de iuſtitia diſtributiua handeln, iſt die Wa-
ge ganz unentbehrlich. Schriebe ich nur fuͤr Ju-
riſten, ſo wuͤrde es nicht noͤthig ſeyn, mich zu
erklaͤren, was iuſtitia diſtributiua in verſchiednen
Richterſtuben heiße. Aber dem ſchoͤnen Ge-
ſchlechte zu gefallen, muß ich anmerken, dieſes
ſey: Eine praktiſche Kunſt, zu unterſuchen, wie
ſich die Sache eines Armen gegen die Sache eines Rei-
chen, und ein Kober Krebſe, den uns ein armer ge-
druͤckter Bauer, als Klaͤger, bringt, gegen ein
wildes Schwein verhaͤlt, das uns ſein gnaͤdiger
Herr, als Beklagter, zu Aufmunterung unſers
Eifers fuͤr die gerechte Sache zuſchickt. Dieſes
heißt iuſtitia diſtributiua.* Und in dieſem Falle iſt
die Wage ganz unentbehrlich. Jch wollte aber
doch auch wohlmeynend rathen, daß man die Gerech-
tigkeit bey dergleichen Gelegenheit mit offnen,
und unverbundnen Augen vorſtellte, denn es traͤgt
dieſes viel dazu bey, den ſtatum cauſſae recht ein-
zuſehen.

Jch
* Hiervon iſt mit mehrerm nachzuſehen, des beruͤhmten
Herrn Profeſſors in Leiden, Gille Hooenhoeck nomen-
clator forenſis,
oder juriſtiſches Woͤrterbuch, in welchem
unter dem Buchſtaben J, obige Beſchreibung de iuſtitia
diſtributiua
von Wort zu Wort ſich befindet, und noch
dieſes hinzugeſetzt iſt, daß nach verſchiedner Rechtsgelehr-
ter Meynung ein Kober Krebſe probatio ſemiplena, ein
wildes Schwein aber documentum guarentigionatum
heiße. Jch habe aber davon mit Fleiße in meinem Texte
nichts erwaͤhnen wollen, weil dieſes nur den hollaͤndiſchen
Schlendrian betrifft, und hier zu Lande ganz und gar nicht
eingefuͤhrt iſt.
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[87/0087] von Buchdruckerſtoͤcken. noch ihren guten Nutzen. Jn den Werken, wel- che de iuſtitia diſtributiua handeln, iſt die Wa- ge ganz unentbehrlich. Schriebe ich nur fuͤr Ju- riſten, ſo wuͤrde es nicht noͤthig ſeyn, mich zu erklaͤren, was iuſtitia diſtributiua in verſchiednen Richterſtuben heiße. Aber dem ſchoͤnen Ge- ſchlechte zu gefallen, muß ich anmerken, dieſes ſey: Eine praktiſche Kunſt, zu unterſuchen, wie ſich die Sache eines Armen gegen die Sache eines Rei- chen, und ein Kober Krebſe, den uns ein armer ge- druͤckter Bauer, als Klaͤger, bringt, gegen ein wildes Schwein verhaͤlt, das uns ſein gnaͤdiger Herr, als Beklagter, zu Aufmunterung unſers Eifers fuͤr die gerechte Sache zuſchickt. Dieſes heißt iuſtitia diſtributiua. * Und in dieſem Falle iſt die Wage ganz unentbehrlich. Jch wollte aber doch auch wohlmeynend rathen, daß man die Gerech- tigkeit bey dergleichen Gelegenheit mit offnen, und unverbundnen Augen vorſtellte, denn es traͤgt dieſes viel dazu bey, den ſtatum cauſſae recht ein- zuſehen. Jch * Hiervon iſt mit mehrerm nachzuſehen, des beruͤhmten Herrn Profeſſors in Leiden, Gille Hooenhoeck nomen- clator forenſis, oder juriſtiſches Woͤrterbuch, in welchem unter dem Buchſtaben J, obige Beſchreibung de iuſtitia diſtributiua von Wort zu Wort ſich befindet, und noch dieſes hinzugeſetzt iſt, daß nach verſchiedner Rechtsgelehr- ter Meynung ein Kober Krebſe probatio ſemiplena, ein wildes Schwein aber documentum guarentigionatum heiße. Jch habe aber davon mit Fleiße in meinem Texte nichts erwaͤhnen wollen, weil dieſes nur den hollaͤndiſchen Schlendrian betrifft, und hier zu Lande ganz und gar nicht eingefuͤhrt iſt. F 4

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/87>, abgerufen am 25.11.2024.