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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Vorbericht.
haben, weitläuftige und prächtige Ti-
tel zu fodern, haben auch allein das
Recht, sich davon los zu sagen. Es
wäre zu wünschen, daß sie es nach und
nach thäten, und dadurch unsre deut-
sche Ehrenbezeugungen biegsamer und
natürlicher machten. So lange sie sich
dieses Rechts nicht selbst begeben; so
lange gehören dergleichen verzerrte Ti-
tulaturen unter die nothwendigen Un-
bequemlichkeiten des Ceremoniels. Jn
erdichteten Briefen, und bey unsern
Freunden können wir das vertraute
Mein Herr ohne Gefahr brauchen,
und wir thun wohl, wenn wir es in der-
gleichen Fällen allgemein machen.

Jch wollte wünschen, daß sich je-
mand die Mühe gäbe, eine chronologi-
sche Geschichte der Complimente und Ti-
tulaturen zu schreiben. Jch habe ange-
merkt, daß das Lächerliche der Titula-

turen

Vorbericht.
haben, weitlaͤuftige und praͤchtige Ti-
tel zu fodern, haben auch allein das
Recht, ſich davon los zu ſagen. Es
waͤre zu wuͤnſchen, daß ſie es nach und
nach thaͤten, und dadurch unſre deut-
ſche Ehrenbezeugungen biegſamer und
natuͤrlicher machten. So lange ſie ſich
dieſes Rechts nicht ſelbſt begeben; ſo
lange gehoͤren dergleichen verzerrte Ti-
tulaturen unter die nothwendigen Un-
bequemlichkeiten des Ceremoniels. Jn
erdichteten Briefen, und bey unſern
Freunden koͤnnen wir das vertraute
Mein Herr ohne Gefahr brauchen,
und wir thun wohl, wenn wir es in der-
gleichen Faͤllen allgemein machen.

Jch wollte wuͤnſchen, daß ſich je-
mand die Muͤhe gaͤbe, eine chronologi-
ſche Geſchichte der Complimente und Ti-
tulaturen zu ſchreiben. Jch habe ange-
merkt, daß das Laͤcherliche der Titula-

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[0011] Vorbericht. haben, weitlaͤuftige und praͤchtige Ti- tel zu fodern, haben auch allein das Recht, ſich davon los zu ſagen. Es waͤre zu wuͤnſchen, daß ſie es nach und nach thaͤten, und dadurch unſre deut- ſche Ehrenbezeugungen biegſamer und natuͤrlicher machten. So lange ſie ſich dieſes Rechts nicht ſelbſt begeben; ſo lange gehoͤren dergleichen verzerrte Ti- tulaturen unter die nothwendigen Un- bequemlichkeiten des Ceremoniels. Jn erdichteten Briefen, und bey unſern Freunden koͤnnen wir das vertraute Mein Herr ohne Gefahr brauchen, und wir thun wohl, wenn wir es in der- gleichen Faͤllen allgemein machen. Jch wollte wuͤnſchen, daß ſich je- mand die Muͤhe gaͤbe, eine chronologi- ſche Geſchichte der Complimente und Ti- tulaturen zu ſchreiben. Jch habe ange- merkt, daß das Laͤcherliche der Titula- turen

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/11>, abgerufen am 30.04.2024.