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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
Augen meiner Frau, und ich war unglücklich ge-
nug: da ich so jung nicht mehr bin, so hätte ich
wohl Lust, mir eine reiche Frau zu wählen; die
Augen mögen sehen, wie sie wollen. Bin ich auch
wieder unglücklich bey einer reichen Frau, wie ich
es bey einer schönen war; so weis ich doch zum
wenigsten, wo ich Trost suchen soll. Den fand
ich bey meiner ersten Frau nicht, so bald ein Jahr
vorbey war; denn ihr ganzes Einbringen bestand
in zwey schwarzen Augen, bey denen der zärtlichste
Ehemann mit der Zeit verhungern kann. Jch
habe die Anmerkung gemacht, daß wir Manns-
personen bis in unser zwanzigstes Jahr vor Liebe
zappeln, bis ins fünf und zwanzigste dahlen, und
bis ins dreyßigste lieben; heirathet man aber im
vierzigsten Jahre, so handelt man Herz um Geld,
Zug für Zug. Gezappelt habe ich, auch gedahlt,
und vielleicht einige Zeit geliebt; Nun wird man
es mir in meinem vierzigsten Jahre nicht übel neh-
men können, wenn ich ein wenig ernsthafter ver-
fahre, und sehr genau überrechne, wie viel ich
pro Cent mit einem Seufzer verdienen kann. Wer
behaupten will, daß man bey den Ehen nicht aufs
Geld sehen soll, den halte ich, mit seiner gütigen
Erlaubniß, für einen verliebten Pedanten, und
wenn er darüber böse wird, so wünsche ich ihm
zur Strafe meine Erfahrung. Da waren die
Mädchen ohne Geld noch sehr nützlich, da sie wei-
ter nichts brauchten, als einen Mann: Jtzt aber,
da sie so viele kostbare Kleinigkeiten verlangen, da
der Mann nur ein Nebenwerk, und die Pracht

die

Antons Panßa von Mancha
Augen meiner Frau, und ich war ungluͤcklich ge-
nug: da ich ſo jung nicht mehr bin, ſo haͤtte ich
wohl Luſt, mir eine reiche Frau zu waͤhlen; die
Augen moͤgen ſehen, wie ſie wollen. Bin ich auch
wieder ungluͤcklich bey einer reichen Frau, wie ich
es bey einer ſchoͤnen war; ſo weis ich doch zum
wenigſten, wo ich Troſt ſuchen ſoll. Den fand
ich bey meiner erſten Frau nicht, ſo bald ein Jahr
vorbey war; denn ihr ganzes Einbringen beſtand
in zwey ſchwarzen Augen, bey denen der zaͤrtlichſte
Ehemann mit der Zeit verhungern kann. Jch
habe die Anmerkung gemacht, daß wir Manns-
perſonen bis in unſer zwanzigſtes Jahr vor Liebe
zappeln, bis ins fuͤnf und zwanzigſte dahlen, und
bis ins dreyßigſte lieben; heirathet man aber im
vierzigſten Jahre, ſo handelt man Herz um Geld,
Zug fuͤr Zug. Gezappelt habe ich, auch gedahlt,
und vielleicht einige Zeit geliebt; Nun wird man
es mir in meinem vierzigſten Jahre nicht uͤbel neh-
men koͤnnen, wenn ich ein wenig ernſthafter ver-
fahre, und ſehr genau uͤberrechne, wie viel ich
pro Cent mit einem Seufzer verdienen kann. Wer
behaupten will, daß man bey den Ehen nicht aufs
Geld ſehen ſoll, den halte ich, mit ſeiner guͤtigen
Erlaubniß, fuͤr einen verliebten Pedanten, und
wenn er daruͤber boͤſe wird, ſo wuͤnſche ich ihm
zur Strafe meine Erfahrung. Da waren die
Maͤdchen ohne Geld noch ſehr nuͤtzlich, da ſie wei-
ter nichts brauchten, als einen Mann: Jtzt aber,
da ſie ſo viele koſtbare Kleinigkeiten verlangen, da
der Mann nur ein Nebenwerk, und die Pracht

die
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[228/0250] Antons Panßa von Mancha Augen meiner Frau, und ich war ungluͤcklich ge- nug: da ich ſo jung nicht mehr bin, ſo haͤtte ich wohl Luſt, mir eine reiche Frau zu waͤhlen; die Augen moͤgen ſehen, wie ſie wollen. Bin ich auch wieder ungluͤcklich bey einer reichen Frau, wie ich es bey einer ſchoͤnen war; ſo weis ich doch zum wenigſten, wo ich Troſt ſuchen ſoll. Den fand ich bey meiner erſten Frau nicht, ſo bald ein Jahr vorbey war; denn ihr ganzes Einbringen beſtand in zwey ſchwarzen Augen, bey denen der zaͤrtlichſte Ehemann mit der Zeit verhungern kann. Jch habe die Anmerkung gemacht, daß wir Manns- perſonen bis in unſer zwanzigſtes Jahr vor Liebe zappeln, bis ins fuͤnf und zwanzigſte dahlen, und bis ins dreyßigſte lieben; heirathet man aber im vierzigſten Jahre, ſo handelt man Herz um Geld, Zug fuͤr Zug. Gezappelt habe ich, auch gedahlt, und vielleicht einige Zeit geliebt; Nun wird man es mir in meinem vierzigſten Jahre nicht uͤbel neh- men koͤnnen, wenn ich ein wenig ernſthafter ver- fahre, und ſehr genau uͤberrechne, wie viel ich pro Cent mit einem Seufzer verdienen kann. Wer behaupten will, daß man bey den Ehen nicht aufs Geld ſehen ſoll, den halte ich, mit ſeiner guͤtigen Erlaubniß, fuͤr einen verliebten Pedanten, und wenn er daruͤber boͤſe wird, ſo wuͤnſche ich ihm zur Strafe meine Erfahrung. Da waren die Maͤdchen ohne Geld noch ſehr nuͤtzlich, da ſie wei- ter nichts brauchten, als einen Mann: Jtzt aber, da ſie ſo viele koſtbare Kleinigkeiten verlangen, da der Mann nur ein Nebenwerk, und die Pracht die

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/250>, abgerufen am 22.11.2024.