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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
leben bleibe. Was soll unser armer Hofrath thun?
Was soll seine trostlose Frau thun? Nun fehlt
weiter nichts, als daß sie noch die Schläge rächt,
die er seiner ersten Frau gegeben; Unter der Hand
will man erfahren haben, daß sie zu ein paar Ohr-
feigen Anstalt gemacht hat. Noch lebt er, und ich ver-
lange sehr, den Ausgang dieser Ehe zu erfahren.

N. S. Sie leben noch beide, da ich dieses
schreibe, und beide noch eben so misvergnügt. Es
geht nun ins achte Jahr, daß seine itzige Frau
das schreckliche Werkzeug ist, die Beleidigungen
zu rächen, die er seiner alten Wittwe angethan
hat.

Zebedäus Schlau hatte in einem gelehrten
Buche gelesen, daß eine kluge Frau für ihren
Mann eine sehr gefährliche Sache seyn könnte.
Er war also so fein, und wählte sich das dümmste
Mädchen in der Stadt. Sie war schön, und aus
guter Familie. Er machte sich Hoffnung, sie
ganz nach seinem Willen zu lenken, da sie so al-
bern war, daß sie kaum einen Willen zu haben
schien. Er irrte sich sehr. Ungeachtet ihrer Ein-
falt, wußte sie doch, daß sie eine Frau war. Jhre
Dummheit diente nur dazu, daß sie auf ihre weib-
lichen Rechte trotziger ward. Das Ansehen ihrer
Familie nöthigte den Mann, vorsichtig zu seyn;
Beleidigen durfte er sie nicht. Durch den Schutz
ihrer Anverwandten bemächtigte sie sich nach und
nach einer Herrschaft über ihn. Je dümmer sei-
ne Frau war, desto schimpflicher war ihm seine

Sklave-

Antons Panßa von Mancha
leben bleibe. Was ſoll unſer armer Hofrath thun?
Was ſoll ſeine troſtloſe Frau thun? Nun fehlt
weiter nichts, als daß ſie noch die Schlaͤge raͤcht,
die er ſeiner erſten Frau gegeben; Unter der Hand
will man erfahren haben, daß ſie zu ein paar Ohr-
feigen Anſtalt gemacht hat. Noch lebt er, und ich ver-
lange ſehr, den Ausgang dieſer Ehe zu erfahren.

N. S. Sie leben noch beide, da ich dieſes
ſchreibe, und beide noch eben ſo misvergnuͤgt. Es
geht nun ins achte Jahr, daß ſeine itzige Frau
das ſchreckliche Werkzeug iſt, die Beleidigungen
zu raͤchen, die er ſeiner alten Wittwe angethan
hat.

Zebedaͤus Schlau hatte in einem gelehrten
Buche geleſen, daß eine kluge Frau fuͤr ihren
Mann eine ſehr gefaͤhrliche Sache ſeyn koͤnnte.
Er war alſo ſo fein, und waͤhlte ſich das duͤmmſte
Maͤdchen in der Stadt. Sie war ſchoͤn, und aus
guter Familie. Er machte ſich Hoffnung, ſie
ganz nach ſeinem Willen zu lenken, da ſie ſo al-
bern war, daß ſie kaum einen Willen zu haben
ſchien. Er irrte ſich ſehr. Ungeachtet ihrer Ein-
falt, wußte ſie doch, daß ſie eine Frau war. Jhre
Dummheit diente nur dazu, daß ſie auf ihre weib-
lichen Rechte trotziger ward. Das Anſehen ihrer
Familie noͤthigte den Mann, vorſichtig zu ſeyn;
Beleidigen durfte er ſie nicht. Durch den Schutz
ihrer Anverwandten bemaͤchtigte ſie ſich nach und
nach einer Herrſchaft uͤber ihn. Je duͤmmer ſei-
ne Frau war, deſto ſchimpflicher war ihm ſeine

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[238/0260] Antons Panßa von Mancha leben bleibe. Was ſoll unſer armer Hofrath thun? Was ſoll ſeine troſtloſe Frau thun? Nun fehlt weiter nichts, als daß ſie noch die Schlaͤge raͤcht, die er ſeiner erſten Frau gegeben; Unter der Hand will man erfahren haben, daß ſie zu ein paar Ohr- feigen Anſtalt gemacht hat. Noch lebt er, und ich ver- lange ſehr, den Ausgang dieſer Ehe zu erfahren. N. S. Sie leben noch beide, da ich dieſes ſchreibe, und beide noch eben ſo misvergnuͤgt. Es geht nun ins achte Jahr, daß ſeine itzige Frau das ſchreckliche Werkzeug iſt, die Beleidigungen zu raͤchen, die er ſeiner alten Wittwe angethan hat. Zebedaͤus Schlau hatte in einem gelehrten Buche geleſen, daß eine kluge Frau fuͤr ihren Mann eine ſehr gefaͤhrliche Sache ſeyn koͤnnte. Er war alſo ſo fein, und waͤhlte ſich das duͤmmſte Maͤdchen in der Stadt. Sie war ſchoͤn, und aus guter Familie. Er machte ſich Hoffnung, ſie ganz nach ſeinem Willen zu lenken, da ſie ſo al- bern war, daß ſie kaum einen Willen zu haben ſchien. Er irrte ſich ſehr. Ungeachtet ihrer Ein- falt, wußte ſie doch, daß ſie eine Frau war. Jhre Dummheit diente nur dazu, daß ſie auf ihre weib- lichen Rechte trotziger ward. Das Anſehen ihrer Familie noͤthigte den Mann, vorſichtig zu ſeyn; Beleidigen durfte er ſie nicht. Durch den Schutz ihrer Anverwandten bemaͤchtigte ſie ſich nach und nach einer Herrſchaft uͤber ihn. Je duͤmmer ſei- ne Frau war, deſto ſchimpflicher war ihm ſeine Sklave-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/260>, abgerufen am 22.11.2024.