Pan zieht einem Faun einen Dorn aus dem Fuße. Der Ausdruck vortrefflich. Dies Stück ist aus Villa Mattei hieher gebracht.
Besondere Vorstel- lungsart ei- ner Diana von Ephe- sus.
Diana von Ephesus, Sinnbild der Natur, besonders der Fruchtbarkeit und Festigkeit der Erde. Der Leib bestehet aus Weiberbrüsten, und einer Art von Windeln, aus denen zum Theil unerklärbare Thiere, und andere Formen hervorragen. Bei einer solchen Vorstellungsart können nur Kopf und Extre- mitäten ein Gegenstand der schönen Zeichnung seyn, das Uebrige wird höchstens der besorgten Ausführung wegen merkwürdig. In Rücksicht beider verdient diese Statue Aufmerksamkeit.
Ein Sarcophag mit Nereiden und Tri- tonen.
Sammlung von Thieren.
Die Menge von Thieren, die man hier versam- melt sieht, führt auf sonderbare Betrachtungen. Selbst die unbeträchtlichsten haben hier ein Bild. Wie groß muß der Luxus der Alten gewesen seyn, ihr Reichthum, die Menge ihrer Künstler, ihre Lieb- haberei!
Ich will nur die vorzüglichsten dem Liebhaber anzeigen. Die Note enthält das vollständige Ver- zeichniß.
+ Ein kleiner Löwe von Breccia. Die Farbe des Marmors ist vortrefflich genutzt, und die Arbeit äußerst fein. Man sollte das Werkchen für eine Camee halten.
Ein großer Adler im Begriff aufzufliegen aus Villa Mattei.
+ Eine Ziege. Ein treffliches Stück, das ehemals einen Theil einer Gruppe ausgemacht zu
haben
Der Vaticaniſche Pallaſt.
Pan zieht einem Faun einen Dorn aus dem Fuße. Der Ausdruck vortrefflich. Dies Stuͤck iſt aus Villa Mattei hieher gebracht.
Beſondere Vorſtel- lungsart ei- ner Diana von Ephe- ſus.
Diana von Epheſus, Sinnbild der Natur, beſonders der Fruchtbarkeit und Feſtigkeit der Erde. Der Leib beſtehet aus Weiberbruͤſten, und einer Art von Windeln, aus denen zum Theil unerklaͤrbare Thiere, und andere Formen hervorragen. Bei einer ſolchen Vorſtellungsart koͤnnen nur Kopf und Extre- mitaͤten ein Gegenſtand der ſchoͤnen Zeichnung ſeyn, das Uebrige wird hoͤchſtens der beſorgten Ausfuͤhrung wegen merkwuͤrdig. In Ruͤckſicht beider verdient dieſe Statue Aufmerkſamkeit.
Ein Sarcophag mit Nereiden und Tri- tonen.
Sammlung von Thieren.
Die Menge von Thieren, die man hier verſam- melt ſieht, fuͤhrt auf ſonderbare Betrachtungen. Selbſt die unbetraͤchtlichſten haben hier ein Bild. Wie groß muß der Luxus der Alten geweſen ſeyn, ihr Reichthum, die Menge ihrer Kuͤnſtler, ihre Lieb- haberei!
Ich will nur die vorzuͤglichſten dem Liebhaber anzeigen. Die Note enthaͤlt das vollſtaͤndige Ver- zeichniß.
† Ein kleiner Loͤwe von Breccia. Die Farbe des Marmors iſt vortrefflich genutzt, und die Arbeit aͤußerſt fein. Man ſollte das Werkchen fuͤr eine Camee halten.
Ein großer Adler im Begriff aufzufliegen aus Villa Mattei.
† Eine Ziege. Ein treffliches Stuͤck, das ehemals einen Theil einer Gruppe ausgemacht zu
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Der Vaticaniſche Pallaſt.
Pan zieht einem Faun einen Dorn aus
dem Fuße. Der Ausdruck vortrefflich. Dies
Stuͤck iſt aus Villa Mattei hieher gebracht.
Diana von Epheſus, Sinnbild der Natur,
beſonders der Fruchtbarkeit und Feſtigkeit der Erde.
Der Leib beſtehet aus Weiberbruͤſten, und einer Art
von Windeln, aus denen zum Theil unerklaͤrbare
Thiere, und andere Formen hervorragen. Bei einer
ſolchen Vorſtellungsart koͤnnen nur Kopf und Extre-
mitaͤten ein Gegenſtand der ſchoͤnen Zeichnung ſeyn,
das Uebrige wird hoͤchſtens der beſorgten Ausfuͤhrung
wegen merkwuͤrdig. In Ruͤckſicht beider verdient
dieſe Statue Aufmerkſamkeit.
Ein Sarcophag mit Nereiden und Tri-
tonen.
Die Menge von Thieren, die man hier verſam-
melt ſieht, fuͤhrt auf ſonderbare Betrachtungen.
Selbſt die unbetraͤchtlichſten haben hier ein Bild.
Wie groß muß der Luxus der Alten geweſen ſeyn, ihr
Reichthum, die Menge ihrer Kuͤnſtler, ihre Lieb-
haberei!
Ich will nur die vorzuͤglichſten dem Liebhaber
anzeigen. Die Note enthaͤlt das vollſtaͤndige Ver-
zeichniß.
† Ein kleiner Loͤwe von Breccia. Die
Farbe des Marmors iſt vortrefflich genutzt, und die
Arbeit aͤußerſt fein. Man ſollte das Werkchen fuͤr
eine Camee halten.
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† Eine Ziege. Ein treffliches Stuͤck, das
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/100>, abgerufen am 25.07.2024.
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