Andrea del Sarto ward gebohren 1488. ErAndrea del Sarto. bildete sich hauptsächlich nach Leonardo da Vinci, aber er nutzte auch die Werke des M. Angelo, des Fra Bartholomeo und Raphaels. Die meisten seiner Gemählde waren bestellte Werke, die Assembleen von Heiligen, ohne Verbindung durch eine gemeinschaft- liche Handlung, vorstellen. Dabei konnte er keine Stärke in der Composition zeigen.
Seine Anordnung ist zu symmetrisch. In sei- nen Köpfen herrscht zu wenig Abwechselung. Der Charakter ist kleinlich, und kränklich furchtsam. Man bemerkt, wenn ich so sprechen darf, einen Leonardisch süßlichen Zug darin.
Als auffallende Kennzeichen kann man die knörp- lichten, eckigen Nasen, die hagern Wangen, und die hoch liegenden Augenknochen ansehen.
Er zeichnete mit vieler Feinheit, aber nicht ganz richtig. Seine Extremitäten sind zu knöchern. Die Gewänder haben viel vom Geschmack des Fra Bar- tholomeo, aber sie sind viel studirter und weniger wahr. Seine Färbung ist sehr angenehm, frisch, durchsich- tig und harmonisch. Aber in den Schatten fällt der Ton zu sehr ins gräulich blaue. Wenige Mahler ha- ben ihre Farben so in einander zu vertreiben gewußt, und so frische durchsichtige Halbschatten gemahlt; diese sind inzwischen zu bläulich.
Andrea del Sarto war sich selbst sehr ungleich in seinen Werken. Man hat Figuren von ihm, die Nichts zu wünschen übrig lassen, in denen sogar eine Niederländische Ründung herrscht: Andere wieder sind verzeichnet, hart in den Umrissen, ohne Harmonie,
und
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Pallaſt Borgheſe.
Andrea del Sarto ward gebohren 1488. ErAndrea del Sarto. bildete ſich hauptſaͤchlich nach Leonardo da Vinci, aber er nutzte auch die Werke des M. Angelo, des Fra Bartholomeo und Raphaels. Die meiſten ſeiner Gemaͤhlde waren beſtellte Werke, die Aſſembleen von Heiligen, ohne Verbindung durch eine gemeinſchaft- liche Handlung, vorſtellen. Dabei konnte er keine Staͤrke in der Compoſition zeigen.
Seine Anordnung iſt zu ſymmetriſch. In ſei- nen Koͤpfen herrſcht zu wenig Abwechſelung. Der Charakter iſt kleinlich, und kraͤnklich furchtſam. Man bemerkt, wenn ich ſo ſprechen darf, einen Leonardiſch ſuͤßlichen Zug darin.
Als auffallende Kennzeichen kann man die knoͤrp- lichten, eckigen Naſen, die hagern Wangen, und die hoch liegenden Augenknochen anſehen.
Er zeichnete mit vieler Feinheit, aber nicht ganz richtig. Seine Extremitaͤten ſind zu knoͤchern. Die Gewaͤnder haben viel vom Geſchmack des Fra Bar- tholomeo, aber ſie ſind viel ſtudirter und weniger wahr. Seine Faͤrbung iſt ſehr angenehm, friſch, durchſich- tig und harmoniſch. Aber in den Schatten faͤllt der Ton zu ſehr ins graͤulich blaue. Wenige Mahler ha- ben ihre Farben ſo in einander zu vertreiben gewußt, und ſo friſche durchſichtige Halbſchatten gemahlt; dieſe ſind inzwiſchen zu blaͤulich.
Andrea del Sarto war ſich ſelbſt ſehr ungleich in ſeinen Werken. Man hat Figuren von ihm, die Nichts zu wuͤnſchen uͤbrig laſſen, in denen ſogar eine Niederlaͤndiſche Ruͤndung herrſcht: Andere wieder ſind verzeichnet, hart in den Umriſſen, ohne Harmonie,
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Pallaſt Borgheſe.
Andrea del Sarto ward gebohren 1488. Er
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er nutzte auch die Werke des M. Angelo, des Fra
Bartholomeo und Raphaels. Die meiſten ſeiner
Gemaͤhlde waren beſtellte Werke, die Aſſembleen von
Heiligen, ohne Verbindung durch eine gemeinſchaft-
liche Handlung, vorſtellen. Dabei konnte er keine
Staͤrke in der Compoſition zeigen.
Andrea del
Sarto.
Seine Anordnung iſt zu ſymmetriſch. In ſei-
nen Koͤpfen herrſcht zu wenig Abwechſelung. Der
Charakter iſt kleinlich, und kraͤnklich furchtſam. Man
bemerkt, wenn ich ſo ſprechen darf, einen Leonardiſch
ſuͤßlichen Zug darin.
Als auffallende Kennzeichen kann man die knoͤrp-
lichten, eckigen Naſen, die hagern Wangen, und
die hoch liegenden Augenknochen anſehen.
Er zeichnete mit vieler Feinheit, aber nicht ganz
richtig. Seine Extremitaͤten ſind zu knoͤchern. Die
Gewaͤnder haben viel vom Geſchmack des Fra Bar-
tholomeo, aber ſie ſind viel ſtudirter und weniger wahr.
Seine Faͤrbung iſt ſehr angenehm, friſch, durchſich-
tig und harmoniſch. Aber in den Schatten faͤllt der
Ton zu ſehr ins graͤulich blaue. Wenige Mahler ha-
ben ihre Farben ſo in einander zu vertreiben gewußt,
und ſo friſche durchſichtige Halbſchatten gemahlt; dieſe
ſind inzwiſchen zu blaͤulich.
Andrea del Sarto war ſich ſelbſt ſehr ungleich in
ſeinen Werken. Man hat Figuren von ihm, die
Nichts zu wuͤnſchen uͤbrig laſſen, in denen ſogar eine
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 1. Leipzig, 1787, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei01_1787/301>, abgerufen am 26.06.2024.
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