lich aber ist dies Bild eine Copie; die Farbe fällt zu sehr ins Graue.
+ Eine Flucht nach Aegypten vom Guido. Ein ähnliches Bild findet sich zu Neapel in der Kirche des heiligen Philippus Neri. Das Bild ist vortreff- lich gedacht. Vielleicht würden wir die Stellung der Maria, in der sie den Schleier über ihr Kind zieht, gezwungen finden, wenn diese Handlung nicht einen glücklichen Streifschatten hervorbrächte. Der Kopf der Madonna ist ohne Ausdruck. Desto schö- ner ist der Kopf des heiligen Josephs, und äußerst reizend der Engel, welcher der Jungfrau eine Blume darbietet. In den Gewändern ist zu viel Aengst- lichkeit. Die Färbung ist aus seiner ersten Zeit, und fällt ins Schwarze. Das Bild hat sehr gelitten. Die Würkung des Helldunklen muß vortrefflich ge- wesen seyn. Man sieht noch jetzt, wie weise Licht und Schatten vertheilt sind.
Theil der Gallerie, der durch Stu- fen abgesondert ist.
+ Hart am Fenster einEcce Homo vonEcce Ho- mo: das be- ste Gemähl- de des Cor- reggio in Rom. Correggio. Halbe Figuren. Ueber die Origina- lität ist kein Zweifel. Augustino Carraccio hat es unter seinem Nahmen gestochen.
Man kann die Zusammensetzung dieses Gemähl- des nicht als Muster anpreisen. Pilatus lehnt sich zum Fenster heraus, und zeigt den Christ, der unten steht. Die Madonna fällt in Ohnmacht, und der heilige Johannes empfängt sie in seine Arme. Ein
Soldat
F 3
Pallaſt Colonna.
lich aber iſt dies Bild eine Copie; die Farbe faͤllt zu ſehr ins Graue.
† Eine Flucht nach Aegypten vom Guido. Ein aͤhnliches Bild findet ſich zu Neapel in der Kirche des heiligen Philippus Neri. Das Bild iſt vortreff- lich gedacht. Vielleicht wuͤrden wir die Stellung der Maria, in der ſie den Schleier uͤber ihr Kind zieht, gezwungen finden, wenn dieſe Handlung nicht einen gluͤcklichen Streifſchatten hervorbraͤchte. Der Kopf der Madonna iſt ohne Ausdruck. Deſto ſchoͤ- ner iſt der Kopf des heiligen Joſephs, und aͤußerſt reizend der Engel, welcher der Jungfrau eine Blume darbietet. In den Gewaͤndern iſt zu viel Aengſt- lichkeit. Die Faͤrbung iſt aus ſeiner erſten Zeit, und faͤllt ins Schwarze. Das Bild hat ſehr gelitten. Die Wuͤrkung des Helldunklen muß vortrefflich ge- weſen ſeyn. Man ſieht noch jetzt, wie weiſe Licht und Schatten vertheilt ſind.
Theil der Gallerie, der durch Stu- fen abgeſondert iſt.
† Hart am Fenſter einEcce Homo vonEcce Ho- mo: das be- ſte Gemaͤhl- de des Cor- reggio in Rom. Correggio. Halbe Figuren. Ueber die Origina- litaͤt iſt kein Zweifel. Auguſtino Carraccio hat es unter ſeinem Nahmen geſtochen.
Man kann die Zuſammenſetzung dieſes Gemaͤhl- des nicht als Muſter anpreiſen. Pilatus lehnt ſich zum Fenſter heraus, und zeigt den Chriſt, der unten ſteht. Die Madonna faͤllt in Ohnmacht, und der heilige Johannes empfaͤngt ſie in ſeine Arme. Ein
Soldat
F 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0099"n="85"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Pallaſt Colonna.</hi></fw><lb/>
lich aber iſt dies Bild eine Copie; die Farbe faͤllt zu<lb/>ſehr ins Graue.</p><lb/><p>†<hirendition="#fr">Eine Flucht nach Aegypten</hi> vom <hirendition="#fr">Guido</hi>.<lb/>
Ein aͤhnliches Bild findet ſich zu Neapel in der Kirche<lb/>
des heiligen Philippus Neri. Das Bild iſt vortreff-<lb/>
lich gedacht. Vielleicht wuͤrden wir die Stellung<lb/>
der Maria, in der ſie den Schleier uͤber ihr Kind<lb/>
zieht, gezwungen finden, wenn dieſe Handlung nicht<lb/>
einen gluͤcklichen Streifſchatten hervorbraͤchte. Der<lb/>
Kopf der Madonna iſt ohne Ausdruck. Deſto ſchoͤ-<lb/>
ner iſt der Kopf des heiligen Joſephs, und aͤußerſt<lb/>
reizend der Engel, welcher der Jungfrau eine Blume<lb/>
darbietet. In den Gewaͤndern iſt zu viel Aengſt-<lb/>
lichkeit. Die Faͤrbung iſt aus ſeiner erſten Zeit, und<lb/>
faͤllt ins Schwarze. Das Bild hat ſehr gelitten.<lb/>
Die Wuͤrkung des Helldunklen muß vortrefflich ge-<lb/>
weſen ſeyn. Man ſieht noch jetzt, wie weiſe Licht<lb/>
und Schatten vertheilt ſind.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Theil der Gallerie, der durch Stu-<lb/>
fen abgeſondert iſt.</hi></head><lb/><p>†<hirendition="#fr">Hart am Fenſter ein</hi><hirendition="#aq">Ecce Homo</hi> von<noteplace="right"><hirendition="#aq">Ecce Ho-<lb/>
mo:</hi> das be-<lb/>ſte Gemaͤhl-<lb/>
de des Cor-<lb/>
reggio in<lb/>
Rom.</note><lb/><hirendition="#fr">Correggio</hi>. Halbe Figuren. Ueber die Origina-<lb/>
litaͤt iſt kein Zweifel. Auguſtino Carraccio hat es<lb/>
unter ſeinem Nahmen geſtochen.</p><lb/><p>Man kann die Zuſammenſetzung dieſes Gemaͤhl-<lb/>
des nicht als Muſter anpreiſen. Pilatus lehnt ſich<lb/>
zum Fenſter heraus, und zeigt den Chriſt, der unten<lb/>ſteht. Die Madonna faͤllt in Ohnmacht, und der<lb/>
heilige Johannes empfaͤngt ſie in ſeine Arme. Ein<lb/><fwplace="bottom"type="sig">F 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Soldat</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[85/0099]
Pallaſt Colonna.
lich aber iſt dies Bild eine Copie; die Farbe faͤllt zu
ſehr ins Graue.
† Eine Flucht nach Aegypten vom Guido.
Ein aͤhnliches Bild findet ſich zu Neapel in der Kirche
des heiligen Philippus Neri. Das Bild iſt vortreff-
lich gedacht. Vielleicht wuͤrden wir die Stellung
der Maria, in der ſie den Schleier uͤber ihr Kind
zieht, gezwungen finden, wenn dieſe Handlung nicht
einen gluͤcklichen Streifſchatten hervorbraͤchte. Der
Kopf der Madonna iſt ohne Ausdruck. Deſto ſchoͤ-
ner iſt der Kopf des heiligen Joſephs, und aͤußerſt
reizend der Engel, welcher der Jungfrau eine Blume
darbietet. In den Gewaͤndern iſt zu viel Aengſt-
lichkeit. Die Faͤrbung iſt aus ſeiner erſten Zeit, und
faͤllt ins Schwarze. Das Bild hat ſehr gelitten.
Die Wuͤrkung des Helldunklen muß vortrefflich ge-
weſen ſeyn. Man ſieht noch jetzt, wie weiſe Licht
und Schatten vertheilt ſind.
Theil der Gallerie, der durch Stu-
fen abgeſondert iſt.
† Hart am Fenſter ein Ecce Homo von
Correggio. Halbe Figuren. Ueber die Origina-
litaͤt iſt kein Zweifel. Auguſtino Carraccio hat es
unter ſeinem Nahmen geſtochen.
Ecce Ho-
mo: das be-
ſte Gemaͤhl-
de des Cor-
reggio in
Rom.
Man kann die Zuſammenſetzung dieſes Gemaͤhl-
des nicht als Muſter anpreiſen. Pilatus lehnt ſich
zum Fenſter heraus, und zeigt den Chriſt, der unten
ſteht. Die Madonna faͤllt in Ohnmacht, und der
heilige Johannes empfaͤngt ſie in ſeine Arme. Ein
Soldat
F 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 2. Leipzig, 1787, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei02_1787/99>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.