+ Ein berühmtes Basrelief, welches denEin schönes Basrelief. Telephus mit seiner Mutter Auge, seinem Waf- fenträger und einem Pferde vorstellt. Dies Basrelief gehört unstreitig unter die vorzüglichen un- ter den antiken. Es ist gut gedacht und ausgeführt. Auch sind die Figuren perspektivisch richtig gestellt. Die Vordersten treten mehr als die Hintersten vor.
Winkelmann 3) beruft sich mit Recht auf dies Basrelief als auf einen Beweis, daß die alten Künst- ler die Zurückweichung der Figuren nach der verschie- denen Entfernung zu beobachten gewußt haben. In- zwischen ist dies noch immer der seltnere Fall, der zur Vertheidigung der alten Künstler in Ansehung dieser Vernachläßigung in vielen andern Fällen allein nicht zureicht. Am wenigsten aber wird man etwas für eine auf Regeln gebrachte Kenntniß der Linien und Luftperspektiv bei den Alten daraus folgern können. Ganz etwas anders ist es durch bloße Aufmerksam- keit und Treue der Nachahmung, mithin durch das Augenmaaß auf die Bemerkung geleitet zu werden, daß von drei oder vier Personen in einer Gruppe die eine vortrete, die andere zurückweiche, die eine über die andere hervorrage; und wieder ganz etwas anders die merkliche Abweichung mehrerer Gruppen belebter und unbelebter Gegenstände von einander, durch die Verhältnisse ihrer Formen, und nach dem Grade der Stärke des darauf fallenden Lichts dem Auge des Zuschauers fühlbar zu machen. Zu jenem wird eine blos empirische Kenntniß erfordert, die nur gar zu
oft
3) G. d. K. S. 307. W. E.
D 5
Pallaſt Ruſpoli.
† Ein beruͤhmtes Basrelief, welches denEin ſchoͤnes Basrelief. Telephus mit ſeiner Mutter Auge, ſeinem Waf- fentraͤger und einem Pferde vorſtellt. Dies Basrelief gehoͤrt unſtreitig unter die vorzuͤglichen un- ter den antiken. Es iſt gut gedacht und ausgefuͤhrt. Auch ſind die Figuren perſpektiviſch richtig geſtellt. Die Vorderſten treten mehr als die Hinterſten vor.
Winkelmann 3) beruft ſich mit Recht auf dies Basrelief als auf einen Beweis, daß die alten Kuͤnſt- ler die Zuruͤckweichung der Figuren nach der verſchie- denen Entfernung zu beobachten gewußt haben. In- zwiſchen iſt dies noch immer der ſeltnere Fall, der zur Vertheidigung der alten Kuͤnſtler in Anſehung dieſer Vernachlaͤßigung in vielen andern Faͤllen allein nicht zureicht. Am wenigſten aber wird man etwas fuͤr eine auf Regeln gebrachte Kenntniß der Linien und Luftperſpektiv bei den Alten daraus folgern koͤnnen. Ganz etwas anders iſt es durch bloße Aufmerkſam- keit und Treue der Nachahmung, mithin durch das Augenmaaß auf die Bemerkung geleitet zu werden, daß von drei oder vier Perſonen in einer Gruppe die eine vortrete, die andere zuruͤckweiche, die eine uͤber die andere hervorrage; und wieder ganz etwas anders die merkliche Abweichung mehrerer Gruppen belebter und unbelebter Gegenſtaͤnde von einander, durch die Verhaͤltniſſe ihrer Formen, und nach dem Grade der Staͤrke des darauf fallenden Lichts dem Auge des Zuſchauers fuͤhlbar zu machen. Zu jenem wird eine blos empiriſche Kenntniß erfordert, die nur gar zu
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3) G. d. K. S. 307. W. E.
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Pallaſt Ruſpoli.
† Ein beruͤhmtes Basrelief, welches den
Telephus mit ſeiner Mutter Auge, ſeinem Waf-
fentraͤger und einem Pferde vorſtellt. Dies
Basrelief gehoͤrt unſtreitig unter die vorzuͤglichen un-
ter den antiken. Es iſt gut gedacht und ausgefuͤhrt.
Auch ſind die Figuren perſpektiviſch richtig geſtellt.
Die Vorderſten treten mehr als die Hinterſten vor.
Ein ſchoͤnes
Basrelief.
Winkelmann 3) beruft ſich mit Recht auf dies
Basrelief als auf einen Beweis, daß die alten Kuͤnſt-
ler die Zuruͤckweichung der Figuren nach der verſchie-
denen Entfernung zu beobachten gewußt haben. In-
zwiſchen iſt dies noch immer der ſeltnere Fall, der zur
Vertheidigung der alten Kuͤnſtler in Anſehung dieſer
Vernachlaͤßigung in vielen andern Faͤllen allein nicht
zureicht. Am wenigſten aber wird man etwas fuͤr
eine auf Regeln gebrachte Kenntniß der Linien und
Luftperſpektiv bei den Alten daraus folgern koͤnnen.
Ganz etwas anders iſt es durch bloße Aufmerkſam-
keit und Treue der Nachahmung, mithin durch das
Augenmaaß auf die Bemerkung geleitet zu werden, daß
von drei oder vier Perſonen in einer Gruppe die eine
vortrete, die andere zuruͤckweiche, die eine uͤber die
andere hervorrage; und wieder ganz etwas anders
die merkliche Abweichung mehrerer Gruppen belebter
und unbelebter Gegenſtaͤnde von einander, durch die
Verhaͤltniſſe ihrer Formen, und nach dem Grade der
Staͤrke des darauf fallenden Lichts dem Auge des
Zuſchauers fuͤhlbar zu machen. Zu jenem wird eine
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Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/81>, abgerufen am 21.11.2024.
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