oft trügt, zu dieser eine auf Regeln gebrachte Wissen- schaft der Optik und der Perspektiv.
Da viele Gruppen auf verschiedenen Planen dem Zwecke und dem Eindruck eines Basreliefs ganz zuwider sind, wie ich an einem andern Orte zeigen werde; so gebe ich es gern zu, daß mehrere Künstler unter den Alten vollkommen so viel von der Perspektiv gewußt haben, als zur Composition ei- nes Basreliefs gehört. Allein für ihre Gemählde ist daraus nichts zu folgern, vielmehr kann ich die Beweise, die man bis jetzt von ihren Kenntnissen in der Perspektiv als einer auf Regeln gebaueten Wis- senschaft angiebt, nicht als zulänglich ansehen.
Man findet hier eine Menge Büsten, unter denen freilich die meisten modern, einige aber auch antik sind. Unter diesen schien mir ein Hadrian auf halben Leib, der vorzüglichste.
Man pflegt durch eine Nebentreppe zu den obern Zimmern geführt zu werden. Hier geht man durch ein Cabinet, worin einige Zeichnungen, nebst einem Portrait des vorigen Duca hängen. Dies letztere ist des besondern Costums wegen merk- würdig. Es stellt diesen Herrn als Apollo unbe- kleidet, mit der Leier in der Hand, dabei aber in einer Allongeperücke, vor.
Den Plafond des obern Saals hat Tad- deo Zuccari gemahlt. 4) Ich kenne von diesem
Meister
4) Titi: Descrizione delle Pitture, Sculture e Ar- chitetture, esposte al Publico in Roma. Ed. de 1763. S. 370. giebt Giacomo Zuchi, einen Floren- tiner und Schüler des Vasari, als den Meister an.
Pallaſt Ruſpoli.
oft truͤgt, zu dieſer eine auf Regeln gebrachte Wiſſen- ſchaft der Optik und der Perſpektiv.
Da viele Gruppen auf verſchiedenen Planen dem Zwecke und dem Eindruck eines Basreliefs ganz zuwider ſind, wie ich an einem andern Orte zeigen werde; ſo gebe ich es gern zu, daß mehrere Kuͤnſtler unter den Alten vollkommen ſo viel von der Perſpektiv gewußt haben, als zur Compoſition ei- nes Basreliefs gehoͤrt. Allein fuͤr ihre Gemaͤhlde iſt daraus nichts zu folgern, vielmehr kann ich die Beweiſe, die man bis jetzt von ihren Kenntniſſen in der Perſpektiv als einer auf Regeln gebaueten Wiſ- ſenſchaft angiebt, nicht als zulaͤnglich anſehen.
Man findet hier eine Menge Buͤſten, unter denen freilich die meiſten modern, einige aber auch antik ſind. Unter dieſen ſchien mir ein Hadrian auf halben Leib, der vorzuͤglichſte.
Man pflegt durch eine Nebentreppe zu den obern Zimmern gefuͤhrt zu werden. Hier geht man durch ein Cabinet, worin einige Zeichnungen, nebſt einem Portrait des vorigen Duca haͤngen. Dies letztere iſt des beſondern Coſtums wegen merk- wuͤrdig. Es ſtellt dieſen Herrn als Apollo unbe- kleidet, mit der Leier in der Hand, dabei aber in einer Allongeperuͤcke, vor.
Den Plafond des obern Saals hat Tad- deo Zuccari gemahlt. 4) Ich kenne von dieſem
Meiſter
4) Titi: Descrizione delle Pitture, Sculture e Ar- chitetture, espoſte al Publico in Roma. Ed. de 1763. S. 370. giebt Giacomo Zuchi, einen Floren- tiner und Schuͤler des Vaſari, als den Meiſter an.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0082"n="58"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Pallaſt Ruſpoli.</hi></fw><lb/>
oft truͤgt, zu dieſer eine auf Regeln gebrachte Wiſſen-<lb/>ſchaft der Optik und der Perſpektiv.</p><lb/><p>Da viele Gruppen auf verſchiedenen Planen<lb/>
dem Zwecke und dem Eindruck eines Basreliefs<lb/>
ganz zuwider ſind, wie ich an einem andern Orte<lb/>
zeigen werde; ſo gebe ich es gern zu, daß mehrere<lb/>
Kuͤnſtler unter den Alten vollkommen ſo viel von der<lb/>
Perſpektiv gewußt haben, als zur Compoſition ei-<lb/>
nes Basreliefs gehoͤrt. Allein fuͤr ihre Gemaͤhlde<lb/>
iſt daraus nichts zu folgern, vielmehr kann ich die<lb/>
Beweiſe, die man bis jetzt von ihren Kenntniſſen in<lb/>
der Perſpektiv als einer auf Regeln gebaueten Wiſ-<lb/>ſenſchaft angiebt, nicht als zulaͤnglich anſehen.</p><lb/><p>Man findet hier <hirendition="#fr">eine Menge Buͤſten,</hi> unter<lb/>
denen freilich die meiſten <hirendition="#fr">modern,</hi> einige aber auch<lb/><hirendition="#fr">antik</hi>ſind. Unter dieſen ſchien mir <hirendition="#fr">ein Hadrian</hi><lb/>
auf halben Leib, der vorzuͤglichſte.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><p>Man pflegt durch eine Nebentreppe zu den obern<lb/>
Zimmern gefuͤhrt zu werden. Hier geht man durch<lb/><hirendition="#fr">ein Cabinet</hi>, worin <hirendition="#fr">einige Zeichnungen, nebſt<lb/>
einem Portrait des vorigen Duca</hi> haͤngen.<lb/>
Dies letztere iſt des beſondern Coſtums wegen merk-<lb/>
wuͤrdig. Es ſtellt dieſen Herrn als Apollo <hirendition="#fr">unbe-<lb/>
kleidet</hi>, mit der Leier in der Hand, dabei aber in<lb/>
einer <hirendition="#fr">Allongeperuͤcke</hi>, vor.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Den Plafond des obern Saals</hi> hat <hirendition="#fr">Tad-<lb/>
deo Zuccari</hi> gemahlt. <noteplace="foot"n="4)">Titi: <hirendition="#aq">Descrizione delle Pitture, Sculture e Ar-<lb/>
chitetture, espoſte al Publico in Roma. Ed. de</hi><lb/>
1763. S. 370. giebt Giacomo Zuchi, einen Floren-<lb/>
tiner und Schuͤler des Vaſari, als den Meiſter an.</note> Ich kenne von dieſem<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Meiſter</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[58/0082]
Pallaſt Ruſpoli.
oft truͤgt, zu dieſer eine auf Regeln gebrachte Wiſſen-
ſchaft der Optik und der Perſpektiv.
Da viele Gruppen auf verſchiedenen Planen
dem Zwecke und dem Eindruck eines Basreliefs
ganz zuwider ſind, wie ich an einem andern Orte
zeigen werde; ſo gebe ich es gern zu, daß mehrere
Kuͤnſtler unter den Alten vollkommen ſo viel von der
Perſpektiv gewußt haben, als zur Compoſition ei-
nes Basreliefs gehoͤrt. Allein fuͤr ihre Gemaͤhlde
iſt daraus nichts zu folgern, vielmehr kann ich die
Beweiſe, die man bis jetzt von ihren Kenntniſſen in
der Perſpektiv als einer auf Regeln gebaueten Wiſ-
ſenſchaft angiebt, nicht als zulaͤnglich anſehen.
Man findet hier eine Menge Buͤſten, unter
denen freilich die meiſten modern, einige aber auch
antik ſind. Unter dieſen ſchien mir ein Hadrian
auf halben Leib, der vorzuͤglichſte.
Man pflegt durch eine Nebentreppe zu den obern
Zimmern gefuͤhrt zu werden. Hier geht man durch
ein Cabinet, worin einige Zeichnungen, nebſt
einem Portrait des vorigen Duca haͤngen.
Dies letztere iſt des beſondern Coſtums wegen merk-
wuͤrdig. Es ſtellt dieſen Herrn als Apollo unbe-
kleidet, mit der Leier in der Hand, dabei aber in
einer Allongeperuͤcke, vor.
Den Plafond des obern Saals hat Tad-
deo Zuccari gemahlt. 4) Ich kenne von dieſem
Meiſter
4) Titi: Descrizione delle Pitture, Sculture e Ar-
chitetture, espoſte al Publico in Roma. Ed. de
1763. S. 370. giebt Giacomo Zuchi, einen Floren-
tiner und Schuͤler des Vaſari, als den Meiſter an.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ramdohr, Friedrich Wilhelm Basilius von: Über Mahlerei und Bildhauerarbeit in Rom für Liebhaber des Schönen in der Kunst. T. 3. Leipzig, 1787, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_mahlerei03_1787/82>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.