Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.er die sonderbarsten Begriffe von diesem hatte, und längst gewohnt war, mehr durch Bilder der Imagination, als durch sinnliche Eindrücke in körperliche Bewegungen einer gewissen Art zu gerathen. Es ist aber auch sehr zu zweifeln, ob die Frau von Warens gerade diejenigen Reitze besessen oder genutzt habe, welche stark auf die gröberen Sinne wirken. Schon die sorgfältige Verhüllung gewisser Theile, welche sonst die Lüsternheit am leichtesten aufrühren, ist bey dem Neuling von großer Wichtigkeit. Und dann ihre Kränklichkeit in dem Grade, nicht einmahl den Geruch der Speisen vertragen zu können, die ekelhafte Beschäftigung mit ihren Quacksalbereyen; - kurz! gewisse Eigenheiten an ihr müssen, den Annehmlichkeiten ihrer Person unbeschadet, die Begierden der Männer niedergeschlagen haben. Eine sehr gewöhnliche Erfahrung bey sonst schönen, aber durch Mangel an Gesundheit, durch die Art der Beschäftigung, Wahl der Kleidung, und Vernachlässigung der Reinlichkeit zurückstoßenden Weibern! Unmöglich hätte auch sonst Claude Anet den Besitz ihrer Person so ruhig mit Roußeau in der Folge theilen, unmöglich hätte Winzenried sich durch die Reitze einer alten häßlichen Kammerjungfer so leicht zur Untreue gegen sie verleiten lassen können; unmöglich würde sonst Roußeau selbst den Genuß, den er späterhin bey einer älternden Frau fand, demjenigen, den ihm Madame de Warens gegeben hatte, vorgezogen haben. Fünf Jahre nach der kurzen Aufwallung von Leidenschaft, die R. für Madame de Warens empfunden hatte, räumte sie ihm den Besitz ihres Körpers ein, zu einer Zeit, als er für sie gewiß nichts als kalte er die sonderbarsten Begriffe von diesem hatte, und längst gewohnt war, mehr durch Bilder der Imagination, als durch sinnliche Eindrücke in körperliche Bewegungen einer gewissen Art zu gerathen. Es ist aber auch sehr zu zweifeln, ob die Frau von Warens gerade diejenigen Reitze besessen oder genutzt habe, welche stark auf die gröberen Sinne wirken. Schon die sorgfältige Verhüllung gewisser Theile, welche sonst die Lüsternheit am leichtesten aufrühren, ist bey dem Neuling von großer Wichtigkeit. Und dann ihre Kränklichkeit in dem Grade, nicht einmahl den Geruch der Speisen vertragen zu können, die ekelhafte Beschäftigung mit ihren Quacksalbereyen; – kurz! gewisse Eigenheiten an ihr müssen, den Annehmlichkeiten ihrer Person unbeschadet, die Begierden der Männer niedergeschlagen haben. Eine sehr gewöhnliche Erfahrung bey sonst schönen, aber durch Mangel an Gesundheit, durch die Art der Beschäftigung, Wahl der Kleidung, und Vernachlässigung der Reinlichkeit zurückstoßenden Weibern! Unmöglich hätte auch sonst Claude Anet den Besitz ihrer Person so ruhig mit Roußeau in der Folge theilen, unmöglich hätte Winzenried sich durch die Reitze einer alten häßlichen Kammerjungfer so leicht zur Untreue gegen sie verleiten lassen können; unmöglich würde sonst Roußeau selbst den Genuß, den er späterhin bey einer älternden Frau fand, demjenigen, den ihm Madame de Warens gegeben hatte, vorgezogen haben. Fünf Jahre nach der kurzen Aufwallung von Leidenschaft, die R. für Madame de Warens empfunden hatte, räumte sie ihm den Besitz ihres Körpers ein, zu einer Zeit, als er für sie gewiß nichts als kalte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0298" n="298"/> er die sonderbarsten Begriffe von diesem hatte, und längst gewohnt war, mehr durch Bilder der Imagination, als durch sinnliche Eindrücke in körperliche Bewegungen einer gewissen Art zu gerathen.</p> <p>Es ist aber auch sehr zu zweifeln, ob die Frau von Warens gerade diejenigen Reitze besessen oder genutzt habe, welche stark auf die gröberen Sinne wirken. Schon die sorgfältige Verhüllung gewisser Theile, welche sonst die Lüsternheit am leichtesten aufrühren, ist bey dem Neuling von großer Wichtigkeit. Und dann ihre Kränklichkeit in dem Grade, nicht einmahl den Geruch der Speisen vertragen zu können, die ekelhafte Beschäftigung mit ihren Quacksalbereyen; – kurz! gewisse Eigenheiten an ihr müssen, den Annehmlichkeiten ihrer Person unbeschadet, die Begierden der Männer niedergeschlagen haben. Eine sehr gewöhnliche Erfahrung bey sonst schönen, aber durch Mangel an Gesundheit, durch die Art der Beschäftigung, Wahl der Kleidung, und Vernachlässigung der Reinlichkeit zurückstoßenden Weibern! Unmöglich hätte auch sonst Claude Anet den Besitz ihrer Person so ruhig mit Roußeau in der Folge theilen, unmöglich hätte Winzenried sich durch die Reitze einer alten häßlichen Kammerjungfer so leicht zur Untreue gegen sie verleiten lassen können; unmöglich würde sonst Roußeau selbst den Genuß, den er späterhin bey einer älternden Frau fand, demjenigen, den ihm Madame de Warens gegeben hatte, vorgezogen haben.</p> <p>Fünf Jahre nach der kurzen Aufwallung von Leidenschaft, die R. für Madame de Warens empfunden hatte, räumte sie ihm den Besitz ihres Körpers ein, zu einer Zeit, als er für sie gewiß nichts als kalte </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0298]
er die sonderbarsten Begriffe von diesem hatte, und längst gewohnt war, mehr durch Bilder der Imagination, als durch sinnliche Eindrücke in körperliche Bewegungen einer gewissen Art zu gerathen.
Es ist aber auch sehr zu zweifeln, ob die Frau von Warens gerade diejenigen Reitze besessen oder genutzt habe, welche stark auf die gröberen Sinne wirken. Schon die sorgfältige Verhüllung gewisser Theile, welche sonst die Lüsternheit am leichtesten aufrühren, ist bey dem Neuling von großer Wichtigkeit. Und dann ihre Kränklichkeit in dem Grade, nicht einmahl den Geruch der Speisen vertragen zu können, die ekelhafte Beschäftigung mit ihren Quacksalbereyen; – kurz! gewisse Eigenheiten an ihr müssen, den Annehmlichkeiten ihrer Person unbeschadet, die Begierden der Männer niedergeschlagen haben. Eine sehr gewöhnliche Erfahrung bey sonst schönen, aber durch Mangel an Gesundheit, durch die Art der Beschäftigung, Wahl der Kleidung, und Vernachlässigung der Reinlichkeit zurückstoßenden Weibern! Unmöglich hätte auch sonst Claude Anet den Besitz ihrer Person so ruhig mit Roußeau in der Folge theilen, unmöglich hätte Winzenried sich durch die Reitze einer alten häßlichen Kammerjungfer so leicht zur Untreue gegen sie verleiten lassen können; unmöglich würde sonst Roußeau selbst den Genuß, den er späterhin bey einer älternden Frau fand, demjenigen, den ihm Madame de Warens gegeben hatte, vorgezogen haben.
Fünf Jahre nach der kurzen Aufwallung von Leidenschaft, die R. für Madame de Warens empfunden hatte, räumte sie ihm den Besitz ihres Körpers ein, zu einer Zeit, als er für sie gewiß nichts als kalte
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