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Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798.

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Begeisterung beruht. Hierüber sind seine Ideen wahr und edel. Im Emil sind sie am zusammenhängendsten und vollständigsten vorgetragen, und diesem werde ich daher bey der Entwicklung seines Systems am mehrsten folgen.

Liebe ist folglich ein leidenschaftliches Verhältniß, welches die Schönheit und das Verdienst eines bestimmten Gegenstandes in uns erweckt. Unsre Sinne kommen dabey in Aufruhr, und die Imagination wird erhitzt. Dadurch entsteht der Zustand von Begeisterung, worin wir den Geliebten zu einem Ideal der Vollkommenheit erheben, und uns zugleich mit ihm vor unsern eigenen Augen. Es ist Eitelkeit, aber eine sehr edle, die dabey zum Grunde liegt. Wir wollen von demjenigen, was wir anbeten, geschätzt seyn. Alles ist Illusion in der Liebe; nur nicht die hohe Empfindung des wahren Schönen, welche sie uns einflößt. Dieß Schöne liegt nicht in dem Gegenstande: es liegt in dem Wahnbilde, das wir uns schaffen. Allein darauf kommt es nicht an. Man opfert diesem Geschöpfe seiner Einbildungskraft darum nicht weniger alle seine niedrigen Neigungen auf: man erfüllt darum nicht weniger sein Herz mit den hohen Tugenden, welche man dem Geliebten beylegt, und erhebt sich darum nicht weniger über sein niedriges Ich! Wo ist der wahre Liebhaber, der nicht gern sein Leben für die Geliebte aufgeopfert hätte; und wo hat je das niedrige Verlangen der Sinne eine solche Aufopferung hervorgebracht!

Eine Wirkung dieser Begeisterung, worin wir unser niedriges Selbst vergessen, ist nun auch das Ankämpfen gegen körperliche Begierden. Man fürchtet, durch die

Begeisterung beruht. Hierüber sind seine Ideen wahr und edel. Im Emil sind sie am zusammenhängendsten und vollständigsten vorgetragen, und diesem werde ich daher bey der Entwicklung seines Systems am mehrsten folgen.

Liebe ist folglich ein leidenschaftliches Verhältniß, welches die Schönheit und das Verdienst eines bestimmten Gegenstandes in uns erweckt. Unsre Sinne kommen dabey in Aufruhr, und die Imagination wird erhitzt. Dadurch entsteht der Zustand von Begeisterung, worin wir den Geliebten zu einem Ideal der Vollkommenheit erheben, und uns zugleich mit ihm vor unsern eigenen Augen. Es ist Eitelkeit, aber eine sehr edle, die dabey zum Grunde liegt. Wir wollen von demjenigen, was wir anbeten, geschätzt seyn. Alles ist Illusion in der Liebe; nur nicht die hohe Empfindung des wahren Schönen, welche sie uns einflößt. Dieß Schöne liegt nicht in dem Gegenstande: es liegt in dem Wahnbilde, das wir uns schaffen. Allein darauf kommt es nicht an. Man opfert diesem Geschöpfe seiner Einbildungskraft darum nicht weniger alle seine niedrigen Neigungen auf: man erfüllt darum nicht weniger sein Herz mit den hohen Tugenden, welche man dem Geliebten beylegt, und erhebt sich darum nicht weniger über sein niedriges Ich! Wo ist der wahre Liebhaber, der nicht gern sein Leben für die Geliebte aufgeopfert hätte; und wo hat je das niedrige Verlangen der Sinne eine solche Aufopferung hervorgebracht!

Eine Wirkung dieser Begeisterung, worin wir unser niedriges Selbst vergessen, ist nun auch das Ankämpfen gegen körperliche Begierden. Man fürchtet, durch die

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[314/0314] Begeisterung beruht. Hierüber sind seine Ideen wahr und edel. Im Emil sind sie am zusammenhängendsten und vollständigsten vorgetragen, und diesem werde ich daher bey der Entwicklung seines Systems am mehrsten folgen. Liebe ist folglich ein leidenschaftliches Verhältniß, welches die Schönheit und das Verdienst eines bestimmten Gegenstandes in uns erweckt. Unsre Sinne kommen dabey in Aufruhr, und die Imagination wird erhitzt. Dadurch entsteht der Zustand von Begeisterung, worin wir den Geliebten zu einem Ideal der Vollkommenheit erheben, und uns zugleich mit ihm vor unsern eigenen Augen. Es ist Eitelkeit, aber eine sehr edle, die dabey zum Grunde liegt. Wir wollen von demjenigen, was wir anbeten, geschätzt seyn. Alles ist Illusion in der Liebe; nur nicht die hohe Empfindung des wahren Schönen, welche sie uns einflößt. Dieß Schöne liegt nicht in dem Gegenstande: es liegt in dem Wahnbilde, das wir uns schaffen. Allein darauf kommt es nicht an. Man opfert diesem Geschöpfe seiner Einbildungskraft darum nicht weniger alle seine niedrigen Neigungen auf: man erfüllt darum nicht weniger sein Herz mit den hohen Tugenden, welche man dem Geliebten beylegt, und erhebt sich darum nicht weniger über sein niedriges Ich! Wo ist der wahre Liebhaber, der nicht gern sein Leben für die Geliebte aufgeopfert hätte; und wo hat je das niedrige Verlangen der Sinne eine solche Aufopferung hervorgebracht! Eine Wirkung dieser Begeisterung, worin wir unser niedriges Selbst vergessen, ist nun auch das Ankämpfen gegen körperliche Begierden. Man fürchtet, durch die

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Zitationshilfe: Ramdohr, Basilius von: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredlung und Verschönerung. Dritten Theils zweyte Abtheilung: Neuere Geschichte der Geschlechtsverbindung und Liebe. Leipzig, 1798, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ramdohr_venus0302_1798/314>, abgerufen am 22.11.2024.